Susann Duygu-D'Souza

Rund 40 Geschäfte und Gastronomiebetriebe reihen sich zwischen Woolworth und dem City Haus in der Tiengener Hauptstraße. Derzeit stehen davon drei Geschäfte leer: Die ehemalige Storchen-Apotheke, das ehemalige Gebäude von Feinkost Wagner und die Metzgerei von Jochen Dirr, der im Dezember seinen Betrieb schließen musste.

Seit langem steht auch das ehemalige Feinkostgeschäft Wagner leer.
Seit langem steht auch das ehemalige Feinkostgeschäft Wagner leer. | Bild: Duygu-D'Souza, Susann

Doch laut Nikola Kögel, Geschäftsführerin der Tiengener Aktionsgemeinschaft, tut sich hier was. „Es finden derzeit einige Gespräche mit potenziellen Interessenten statt.“

Nikola Kögel: Mieten sind in Tiengen noch moderat

Dass sich für die meisten Geschäfte in Tiengen immer wieder Nachmieter finden, hat sich im vergangenen Jahr mehrfach gezeigt. Neu eröffnet haben 2022 beispielsweise der Second-Hand-Laden Deine Kleiderei und das Nähstüble Evers in der Weihergasse, Hanf im Glück in der Zubergasse, Ikii Boutique & Café und der italienische Feinkosthändler Emporium Giardino in der Priestergasse.

In der Tiengener Hauptstraße hat im vergangenem Jahr das Geschäft Ikii neu eröffnet.
In der Tiengener Hauptstraße hat im vergangenem Jahr das Geschäft Ikii neu eröffnet. | Bild: Duygu-D'Souza, Susann

„Tiengen ist attraktiv, auch wenn wir uns manchmal eine höher Kundenfrequenz wünschen“, sagt Kögel. „Attraktiv sind auch die Mieten, die bei uns noch sehr bodenständig sind.“

So könnte sich Tiengen verändern

„Allerdings glaube ich, dass man langsam ein wenig Umdenken und bei Leerständen auch mit vorübergehenden Nutzungen überbrücken muss“, sagt Nikola Kögel und nennt Vorschläge wie Co-Working, also Geschäftskonzepte, die Arbeitsplätze und Infrastruktur befristet Start-Ups oder Freiberuflern zur Verfügung stellen. Auch Pop-Up-Läden, also kurzfristige und provisorische Einzelhandelsgeschäfte, die vorübergehend in leer stehenden Geschäftsräumen betrieben werden, wären denkbar.

Noch viele inhabergeführte Geschäfte im Städtle

Bisher gibt es in Tiengen aber noch viele inhabergeführte Geschäfte. „Das liegt auch daran, dass viele Geschäftsleute in der Immobilie leben, in der sie einen Betrieb führen“, weiß Kögel. „Wird ein Laden frei, schauen viele Eigentümer auch darauf, dass das Konzept in die Stadt passt.“

Blick in die Hauptstraße Tiengens: Hier gibt es noch viele inhabergeführte Geschäfte.
Blick in die Hauptstraße Tiengens: Hier gibt es noch viele inhabergeführte Geschäfte. | Bild: Duygu-D'Souza, Susann

Eine Herausforderung bei den Vermietungen sind allerdings die Größen der Raume. „Deshalb ist es für Ketten schwierig, sich hier anzusiedeln“, sagt Kögel.

Aktionsgemeinschaft: „Es wird immer Geschäfte in Innenstädten geben“

Auch wenn es Veränderungen in der Innenstadt geben wird, ist sich Kögel sicher: „Ich glaube, dass es immer Innenstädte mit Geschäften geben wird“, sagt Nikola Kögel. Speziell in Waldshut-Tiengen liegt das laut Handelsverband Südbaden auch an dem Engagement der Aktionsgemeinschaft und des Waldshuter Werbe- und Förderungskreises.

„Die Einzelhändler hier sind alle mit Herzblut dabei. Was ich mir für die Zukunft wünsche ist eine stärkerer Austausch zwischen unseren Vereinen. Ziel muss es sein, die Aufenthaltsqualität zu steigern“, so Nikola Kögel.

Handelsverband lobt Gewerbevereine

Dem schließt sich auch der Handelsverband Baden-Württemberg an. Michael Heinle, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, sagt: „Sowohl in Waldshut als auch in Tiengen gibt es eine äußerst rege Aktionsgemeinschaft von Händlerinnen und Händler, die ihre Innenstadt durch gemeinsame Aktionen attraktiv gestaltet. Dadurch können Kundinnen und Kunden in die Innenstadt geholt werden, was sich positiv auf die inhabergeführten Geschäfte auswirkt.“

Und auch der Handelsverband ist sich sicher: „Viele Konsumentinnen und Konsumenten kaufen wieder vermehrt bewusst vor Ort und in inhabergeführten Geschäften ein. Insofern ist die Zukunft kleiner Innenstädte mit vielen inhabergeführten Geschäften keineswegs aussichtslos. Wichtig ist, dass eine gute Erreichbarkeit solcher Innenstädte mit allen Verkehrsträgern, also auch mit dem Auto, gegeben bleibt.“

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