Die Waldshuter Fasnacht ist in Gefahr. Nein, diesmal ist es nicht die Corona-Pandemie, die dem närrischen Treiben den Riegel vorschieben könnte. Vielmehr ist der Narro-Zunft das zweite V im W von Waldshut abhandengekommen. „Bitte helft mit! Geht auf die Suche nach dem V – nur so können wir die Waldshuter Fasnacht retten“, appellierte Zunftmeister Stephan Vatter an die Zuschauer eines Videos, das die Zunft kürzlich veröffentlicht hat.
Bei einer digitalen Pressekonferenz, die auf der eigens eingerichteten Internetseite www.valdshut.de gestreamt wurde, lüftete Vatter das Geheimnis um die grünen Plakate und Banner, die seit einigen Tagen in der Waldshuter Altstadt verteilt sind. Darauf zu lesen sind der Buchstabe „V“ und die nicht ganz rechtschreibkonformen Fragewörter „Vieso?“, „Veshalb?“, „Varum?“.
Drei Promis bei Pressekonferenz
„Man hat uns einen Teil von unserem W geklaut – jetzt steht da nur noch ein V“, echauffierte sich der Zunftmeister bei der Pressekonferenz und bat seine drei prominenten Gesprächspartner um Mithilfe bei der Suche. Landrat Martin Kistler fand das verschwundene V gar nicht so schlimm. „Das passt doch: Dort, wo der Landkreis Waldshut ist, ist vorne“, sagte er und formte die Finger zu einem Victory-Zeichen, das für das englische Wort Sieg steht.
Der Waldshut-Tiengener Oberbürgermeister Philipp Frank befürchtete hingegen, dass es noch schlimmer kommen könnte: „Was, wenn das zweite V auch noch verschwindet? Dann heißt Waldshut Aldshut.“ Stephan Vatter entgegnete betroffen: „Nicht auszudenken.“ Gelassen nahm hingegen Tobias Fritz, Zunftmeister der Bürger- und Narrenzunft Tiengen, das fehlende V hin. „Bei uns im Städtle fehlt überhaupt nichts. Düenge schreibt man schon immer mit D“, erklärte er.
Hintergrund
Kistler sah kein Problem darin, wenn der Landkreis künftig Valdshut heißen würde: „Der geübte Germanist weiß, dass man ein V wie ein W aussprechen kann, wie bei Villa, Veranda oder Vulkan.“ Vatter wollte von Frank wissen, wie er reagieren würde, wenn die Doppelstadt künftig Valdshut-Tiengen heißen würde. Als OB sei man auf jeden Schadensfall vorbereitet, erklärte dieser. „Ich habe genügend alternative Vs“, sagte er und zog eine Auswahl an verschieden großen Buchstaben aus der Innentasche seines Sackos.
Tobias Fritz unterbreitete seinem Waldshuter Kollegen einen Vorschlag: „Warum lassen wir den Landkreis nicht umbenennen in Landkreis Tiengen?“ Aus der Doppelstadt Waldshut-Tiengen könnte seiner Meinung nach die Doppelstadt Tiengen-Lauchringen entstehen. Entsetzt lehnte Stephan Vatter die Anregungen des Tiengeners ab und fragte stirnrunzelnd: „Vieso, veshalb, varum klaut uns jemand unser V?“
Martin Kistler mutmaßte schmunzelnd: „Ich glaube, das V wollte den schönen Teil der Doppelstadt erkunden und ist nach Tiengen gelaufen.“ Der Oberbürgermeister wollte sich nicht an den Spekulationen beteiligen. „Wir warten den Stand der Ermittlungen ab“, erklärte er und fügte hinzu: „Unsere Ortspolizei ist dran.“ Deren Chef Jürgen Wiener habe ein persönliches Interesse daran, dass der Fall gelöst wird.
Zuschauer können Fotos vom V hochladen
Auf die Ortspolizei allein will sich der Waldshuter Zunftmeister Stephan Vatter bei der Suche nach dem V nicht verlassen. Er bat alle Zuschauer der Pressekonferenz, den fehlenden Buchstaben zu fotografieren und die Bilder auf der Webseite www.valdshut.de hochzuladen sowie in den sozialen Netzwerken zu posten und mit dem Hashtag #valdshut zu versehen. „Viva las Valdshut und Narri Narro“, verkündete Vatter zum Abschluss das Motto der diesjährigen Waldshuter Fasnacht und lud alle zum Mitfeiern ein.