Holger Hasse von der Firma Steybe Controlling in Kirchzarten erläuterte den Mitgliedern des Gremiums die Kostenentwicklung. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt beziffert der Projektsteuerer die Kosten mit zehn Millionen Euro, was gegenüber der ursprünglichen Kostenberechnung einer Steigerung von rund elf Prozent entspreche. Einen weiteren Anstieg erwartet Hasse nicht: „Wir sehen im Moment keinen Grund, warum wir die zehn Millionen nicht einhalten sollten.“
Holger Hasse zeigte in der Sitzung zudem die Gründe für die Kostensteigerung auf. „Die Baunebenkosten sind viel zu niedrig angesetzt worden“, nannte er einen Punkt. Baunebenkosten seien beispielsweise Honorare für Prüfingenieure und Gutachter. Außerdem seien die Kosten für zwei Kücheneinrichtungen für das Feuerwehrhaus und die Kindertagesstätte, die im Obergeschoss entsteht, nicht berücksichtigt worden.
„Gründe für diese Vorgehensweise sind uns nicht bekannt.“ Dies merkt die Stadtverwaltung in der Sitzungsvorlage mit Verweis auf den damaligen Hochbauamtsleiter an, der nicht mehr bei der Stadt beschäftigt ist. Weitere Gründe für die Mehrkosten seien unter anderem sogenannte Vergabeverluste, Entsorgungskosten für das zum Teil belastete Aushubmaterial und ein zusätzlicher EDV-Raum.
„Es kann weitere Vergabeverluste geben, denn wir haben aktuell einen unsicheren Baumarkt“, erklärte Holger Hasse. Von den vier Gewerken, denen der Gemeinderat auf Vorschlag der Verwaltung in der jüngsten Sitzung mehrheitlich zustimmte, fallen zwei teurer und zwei günstiger als veranschlagt aus. Die Dachabdichtungsarbeiten wird der günstigste Anbieter für knapp 440.000 Euro ausführen. Dies sind rund 210.000 Euro mehr als geplant.
Teurer werden auch die Fensterelemente, Außentüren und die Fassade: Der günstigste Anbieter wird diese Elemente für knapp 280.000 Euro (Mehrkosten 82.000 Euro) montieren. Für die Tore der Fahrzeughalle und Metallbauarbeiten muss die Stadt hingegen weniger tief als gedacht in die Tasche greifen: Die Tore liegen mit rund 69.000 Euro 30.000 Euro unter dem Budget, und für die Metallbauarbeiten verlangt der günstigste Bieter 287.000 Euro und damit 58.000 Euro weniger als veranschlagt. In Summe betragen die Vergabeverluste 201.000 Euro.

Um die Kosten für das Großprojekt nicht weiter ansteigen zu lassen, „arbeiten wir ständig an Einsparungen“, erklärte Holger Hasse. So sei durch Umplanung eine Kostenreduzierung unter anderem im Bereich der Dachabdichtung (Mineralwolle statt Formglas) und im Holzbau (Fichte statt Weißtanne) erzielt worden. Zudem ist der Rohbau, der inzwischen fertig ist, laut Hasse unter anderem wegen des niedrigeren Mehrwertsteuersatzes von 16 Prozent bis 31. Dezember 2020 günstiger als veranschlagt abgerechnet worden.
Mit einem Antrag im Gemeinderat wollte die Fraktion der Freien Wähler das Projekt Feuerwehrgerätehaus mit Kita temporär stoppen. „Wichtige Eckdaten fehlen uns. Nur scheibchenweise werden uns die Mehrkosten aufgezeigt“, kritisierte Fraktionssprecher Harald Würtenberger in der Sitzung. Mit ihrem Antrag habe die Freie-Wähler-Fraktion erreichen wollen, dass „mal kurz die Reißleine gezogen wird, damit wir nicht im Blindflug weitermachen“, beschreibt Würtenberger auf Nachfrage seinen Eindruck vom Vorgehen der Verwaltung.
Weil er in der Sitzung keine Aussicht auf Erfolg gesehen habe, dass der Antrag von der Mehrheit des Gremiums angenommen wird, habe er diesen zurückgezogen. Bei den Haushaltsberatungen hatten die Freien Wähler vorgeschlagen, das Feuerwehrgerätehaus zunächst ohne Kindertagesstätte weiterzubauen, um Kosten zu sparen, was laut Würtenberger von der Verwaltung abgelehnt worden sei.
Von Holger Hasse wollte er wissen, wie viel Prozent der Gewerke bereits vergeben seien, was der Projektsteuerer in seiner Antwort mit 80 Prozent bezifferte. Gleichzeitig wies er den Vorwurf der „Salamitaktik“ zurück. „Das kann ich nicht nachvollziehen“, sagte Holger Hasse. Oberbürgermeister Philipp Frank merkte in Bezug auf die Kostensteigerung für das Feuerwehrgerätehaus an, dass sich auch bei der sanierten Stadthalle Waldshut die „Zahlen nach oben entwickelt haben“ – auf schlussendlich 24 Millionen Euro.