Bis spätestens 2027 sollen die Züge auf der Hochrheinstrecke elektrisch fahren. Das dafür erforderliche Planfeststellungsverfahren beginnt laut dem Landesverkehrsministerium Ende dieses Jahres. Damit die Züge mit Strom statt wie bisher mit Diesel angetrieben werden können, sind an den Bahnhöfen entlang der Strecke Umbauten notwendig.

Ronald Heil, Projektleiter bei der Deutschen Bahn für die Hochrheinstrecke, informierte in der jüngsten Sitzung des Waldshut-Tiengener Gemeinderats, der aufgrund der Corona-bedingten Abstandsregeln im großen Saal der Waldshuter Stadthalle tagte, über den Planungsstand.

Neuer Bahnhalt Waldshut-West

Die Entwürfe der Deutschen Bahn sehen einen zusätzlichen Bahnhaltepunkt westlich der Waldshuter Innenstadt vor. Die beiden Bahnsteige sollen an ihrem östlichen Ende über Treppen an die bestehende Fußgängerunterführung zwischen Viehmarktplatz und Matthias-Claudius-Heim angebunden werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Ein behindertengerechter Zugang könnte laut Ronald Heil von Westen her über neue Gehwege und Rampen erfolgen. Ein barrierefreier Übergang von Bahnsteig zu Bahnsteig wäre über die bestehende Verbindung zwischen Ochsensteige und Frühmessweg auf Höhe des Landratsamts möglich, wie der Projektleiter erläuterte.

Bahnhalt Waldshut-West: Die Bahnsteige für den Bahnhaltepunkt Waldshut-West sollen aus Richtung Innenstadt über die bestehende ...
Bahnhalt Waldshut-West: Die Bahnsteige für den Bahnhaltepunkt Waldshut-West sollen aus Richtung Innenstadt über die bestehende Unterführung angebunden werden. | Bild: Juliane Schlichter

Dass die Bahnsteige Richtung Innenstadt nur über Treppen erreichbar wären, sorgte im Gremium für Diskussionen. „Da muss unbedingt ein Lift hin“, sagte die Grünen-Stadträtin Claudia Linke. „Wir haben nicht den Platz für eine Lift- und Treppenanlage. Beides geht nicht“, entgegnete Heil. Eine Rampe sei ebenfalls nicht möglich. „Dafür bräuchten wir 100 Meter Platz, und der ist nicht da“, so der Bahnmitarbeiter.

Walter Scheifele, beim Landratsamt zuständig für den Nahverkehr, hält die vorgestellte Lösung für „den vernünftigsten Kompromiss, was die Machbarkeit und Finanzierbarkeit“ anbelangt. Eine Brücke über die Gleise wie am Freiburger Hauptbahnhof, von der die Bahnsteige über Aufzüge und Treppen zugänglich sind und die Claudia Linke in der Sitzung ins Gespräch brachte, würde laut Ronald Heil in Waldshut mit zusätzlichen Kosten zwischen drei und vier Millionen Euro zu Buche schlagen.

Bahnhof Waldshut

„Relativ große Umbauten“ kündigte Ronald Heil im Gemeinderat für den Waldshuter Bahnhof an. So müssen beispielsweise die Gleisanlagen im Bereich der Kolpingbrücke um einen Meter abgesenkt werden, damit die für die Elektrifizierung erforderlichen Oberleitungen unter das Bauwerk passen.

Das könnte Sie auch interessieren

Im nördlichen Bereich des Bahnhofs soll ferner ein zusätzlicher Bahnsteig errichtet werden, und das Gleis 3 soll nach Norden verschoben werden, um auf dem mittleren Bahnsteig Platz für einen Lift zu haben. Durch den Einbau eines weiteren Aufzugs am Gleis 1 soll der Bahnhof zusätzlich barrierefrei erschlossen werden.

Der Waldshuter Bahnhof soll außerdem zum Umsteigeknoten in die Schweiz ausgebaut werden. Dafür wird das Gleis 5, auf dem die Züge Richtung Koblenz fahren, an die restliche Gleisanlage angebunden.

Knotenbahnhof Waldshut: Das Gleis 5, das in die Schweiz führt, soll an das bestehende Gleisnetz der Hochrheinstrecke angebunden werden.
Knotenbahnhof Waldshut: Das Gleis 5, das in die Schweiz führt, soll an das bestehende Gleisnetz der Hochrheinstrecke angebunden werden. | Bild: Juliane Schlichter

Harald Würtenberger, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, wollte von Heil wissen, ob die Umbauarbeiten im laufenden Betrieb durchgeführt werden. Dieser gab zur Antwort, dass die Bauabschnitte in West und Ost unterteilt werden sollen, um den Betrieb teilweise aufrechtzuerhalten. Ein Schienenersatzverkehr sei jedoch nicht zu vermeiden.

Das könnte Sie auch interessieren

Wie an allen Haltestellen entlang der 75 Kilometer langen Hochrheinstrecke zwischen Basel und Erzingen werden auch in Waldshut die Bahnsteige auf eine Höhe von 55 Zentimeter gebracht, um Passagieren ein barrierefreies Ein- und Aussteigen zu ermöglichen. Außerdem werden die Plattformen an den Bahnhöfen, wo erforderlich, auf mindestens 155 Meter verlängert.

Bahnhof Tiengen

Die Entwürfe der Bahn sehen für den Tiengener Bahnhof ein zusätzliches Gleis und damit einen weiteren Bahnsteig vor. Zum geplanten Park-and-Ride-Parkplatz der Stadt nördlich der Bahnlinie entlang der Weilheimer Straße sagte Ronald Heil: „Der passt hervorragend zu unseren Plänen.“ Auf Nachfrage von Claudia Linke teilte der Projektleiter mit, dass am Tiengener Bahnhof kein Aufzug geplant sei.

Heil gab darüber hinaus bekannt, dass der unbeschränkte Bahnübergang für Fußgänger beim Seilerbergweg im Zuge der Umbaumaßnahmen gänzlich abgebaut werde. Ein zweiter Übergang weiter westlich bei der Straße Am Brünnele soll hingegen mit einer Schranke ausgestattet werden.

Fußgängerübergang Tiengen: Dieser unbeschrankte Übergang zwischen Seilerbergweg und Spitalweg in Tiengen wird zurückgebaut.
Fußgängerübergang Tiengen: Dieser unbeschrankte Übergang zwischen Seilerbergweg und Spitalweg in Tiengen wird zurückgebaut. | Bild: Juliane Schlichter

CDU-Stadtrat Philipp Studinger erkundigte sich, ob ein zweigleisiger Ausbau zwischen Erzingen und Waldshut vorgesehen sei. Dieser ist laut Heil jedoch nicht notwendig, da die Züge auf dem Streckenabschnitt im Halb-Stunden-Takt verkehren sollen. Beim Bau der Masten für die Oberleitungen wolle man jedoch Platz frei halten für einen eventuellen zweigleisigen Ausbau in der Zukunft.

Das könnte Sie auch interessieren
Rückmeldung an den Autor geben