
Die Spuren der jüngsten Felsstürze im Schlüchttal sind noch genau zu erkennen: Tiefe Gruben im Asphalt und zerbeulte Leitplanken lassen erahnen, mit was für einer Wucht die Brocken in die Tiefe stürzten.
Seit dem 29. April ist die Straße deshalb gesperrt – und bleibt es bis Anfang Herbst.
„Nach dem Felssturz entdeckten Geologen oberhalb des Abbruchs weitere gefährdete Stellen, die jetzt gesichert werden müssen“, erklärt Oliver Gassenmeier, stellvertretender Baudirektor des Referats Süd am Regierungspräsidium Freiburg.
Warum aber ist das Tal schon seit Ende April gesperrt, während die Baumaßnahmen erst im August starteten?
Weil das Schlüchttal ein sensibler Bereich ist, erlaubt die naturschutzrechtliche Befreiung die Arbeiten nur im Zeitraum zwischen August (Ende der Brutzeit) und Mitte Oktober (Einzug der Reptilien in ihr Winterquartier).
Nach der Ausschreibungs- und Planungsphase in den Monaten Mai bis Juli, sichern seit dem 14. August jetzt Arbeiter des österreichischen Unternehmens Berger und Brunner die Felsen im Schlüchttal.

Neben drei sogenannten Hochenergiezäunen mit einer Gesamtlänge von 350 Metern sollen weitere kleinere Geröllzäune Spritzbeton und ein Ortbetonbalken, bei dessen Befestigung sogar ein Helikopter zum Einsatz kommt, die steilen Felswände sichern.
Die Bohrungen sind aktuell in vollem Gange: „Für die meisten Sicherungspunkte bohren wir fünf Meter in den Fels hinein“, sagt Michael Dünser.
Später sollen die vier Meter hohen Hochenergiezäune jeden noch so großen Felssturz von der Landesstraße fernhalten. „Die Verankerungen im Boden haben zusätzlich eine Bremse installiert, die die Energie des Sturzes sozusagen vernichtet“, fügt Gassenmeier hinzu.
Auch die eine oder andere Stelle ist bereits mit Spritzbeton gesichert.
Auf die Frage, ob in Zukunft wegen des Klimawandels mit noch mehr Felsstürzen im Schlüchttal zu rechnen sei, antwortet Bernhard Sies: „Ich mache den Job schon seit 25 Jahren und habe in der Zeit keine Zunahme an Abgängen beobachtet. Das kommt einfach immer wieder vor und irgendwo sind Felssicherungen immer notwendig.“
Die Chronologie der jüngsten Felsstürze
Juli 2023: Wirtschaft, Gastronomie, Leben: Die Sperrung des Schlüchttals ist in vielen Bereichen bemerkbar
Mai 2023: Die Gefahr für den Verkehr ist zu groß: Schlüchttal bleibt bis Herbst gesperrt
Mai 2023: Droht im Schlüchttal ein zweites Albtal?
April 2023: Zwei Felsabgänge innerhalb weniger Stunden
Ende März 2023: Die Felsen nach dem Abgang im sind beseitigt
15. März 2023: Schlüchttal wegen Felssturz gesperrt