33 Jahre war Margaretha Peter, genannt Margret, das Gesicht der Post in Berau und Birkendorf. Am 17. April feierte die ehemalige Postamtsleiterin in geistiger Frische ihren 90. Geburtstag und blickt auf ein arbeitsreiches und ausgefülltes Leben zurück.

Margret Peter geht im September 1993 in den Ruhestand. Das Bild entstand am Eingang zum Postamt Birkendorf.
Margret Peter geht im September 1993 in den Ruhestand. Das Bild entstand am Eingang zum Postamt Birkendorf. | Bild: Privatalbum Margarete Peter

Die Jugend

Die gebürtige Berauerin wurde am 17. April 1933 in Berau geboren und wuchs mit acht Geschwistern auf. Die Eltern hatten einen kleinen Bauernhof und ein Malergeschäft. Nach der Volksschule besuchte die Jubilarin die Landwirtschaftsschule in Schwerzen. Sie blieb unverheiratet.

Im Elternhaus, das ihre jüngste Schwester Helga und Schwager Josef Maier übernahmen, hat sie das Wohnrecht. So lebte Margret Peter in der Familie ihrer Schwester Helga, sah deren Kinder aufwachsen und packte in der Landwirtschaft und Haushalt mit an. Mit den Kindern und vielen Feriengästen war das Haus stets voller Leben. Sie begleitete das Aufwachsen der Kinder und nimmt bis heute regen Anteil an allem, was sie beschäftigt.

Von Nichten und Neffen werde sie gut versorgt und sei darüber sehr froh, so die 90-Jährige. Mit Interesse verfolgt sie das Dorfgeschehen. Aus ihrer Zeit bei den Postämtern Berau und Birkendorf kennt sie die Leute und weiß viele Anekdoten zu erzählen.

Ihre Leidenschaft

Handarbeiten sind ihre Leidenschaft. Stricken, Häkeln und Nähen – alles wird mit Sorgfalt bis zur Perfektion gefertigt und machen immer noch Spaß. Momentan näht sie ein Kleidchen für ein Urenkelchen ihrer Schwester. Besonders das Fertigen von Patchwork-Arbeiten machten ihr Freude und perfektionierte sie in Kursen. Wahre Kunstwerke sind dabei entstanden.

Margret Peter feierte am 17. April 2023 ihren 90. Geburtstag im Familienkreis. Ihr Hobby sind bis heute Handarbeiten. Patchwork- und ...
Margret Peter feierte am 17. April 2023 ihren 90. Geburtstag im Familienkreis. Ihr Hobby sind bis heute Handarbeiten. Patchwork- und Häkelhühner für den Osterschmuck sind ein Beispiel ihrer Handarbeitskunst. | Bild: Ursula Ortlieb

„Geistig geht es mir gut, aber das Laufen ist mühsam und der Rücken tut oft weh. Trotzdem darf ich zufrieden sein“, so die Jubilarin. Ihre 2021 verstorbene Schwester Helga fehle ihr. Sie sei ein herzensguter Mensch gewesen. „Wir waren das ganze Leben beieinander. Natürlich gab es manchmal was. Das ist normal. Wir haben uns aber immer gut ergänzt“, sagt sie.

Beruf war Berufung

Margret Peter war mit Leib und Seele Postbeamtin im Angestelltenverhältnis. Als in Berau die Postamtsleiterin Josefine Schmidle gekündigt hatte, bewarb sich die damals 28-Jährige auf Anregung des Briefträgers Hämmerling als Nachfolgerin. Gerne erinnert sie sich an die mehrwöchige Ausbildung bei der Oberpostdirektion in Freiburg, die zu den schönsten Erinnerungen ihrer beruflichen Laufbahn gehöre.

Zum ersten Mal weg vom Heimatort lernte sie andere Postangestellte und Stadtleben kennen. Sie ging in ihrem Beruf auf und verinnerlichte ihre Aufgaben, zu denen auch Postbankgeschäfte zählten. Nach der Einarbeitung durch Postbeamten Ekkehard Blank aus Hürrlingen, führte sie ab 1961 selbstständig die Berauer Poststelle.

Das Haus in der Riederner Straße 1 in Berau war früher das Postgebäude, in dem Margret Peter als Nachfolgerin von Josefine Schmidle ihre ...
Das Haus in der Riederner Straße 1 in Berau war früher das Postgebäude, in dem Margret Peter als Nachfolgerin von Josefine Schmidle ihre erste Poststelle selbstständig bis Mitte 1975 leitete. Nachfolger Manfred Isele war gleichzeitig auch Zusteller. Diese Poststelle wurde ebenfalls in den 90er-Jahren geschlossen. | Bild: Ursula Ortlieb

Sorgfalt und Genauigkeit entsprechen ihrer Natur. Beim Entgegennehmen des Postversands achtete sie auf alles, was den sicheren Versand hätte gefährden können. Schlampig verpackte Pakete mussten nachgebessert und Adressen leserlich geschrieben werden.

Nach der Gemeindereform 1975 wurde auch bei der Deutschen Post umstrukturiert. Zusätzlich zu den Schalterstunden sollte die damals 42-Jährige die Zustellung übernehmen. Dies lehnte sie ab und wechselte zur Hauptpost Waldshut. Anfänglich fuhr sie täglich mit dem Postauto zur Arbeit. Die Abfahrtszeiten nach Feierabend waren mit Stress verbunden.

Ab etwa 1983 bis September 1993 leitete Margret Peter das Postamt Birkendorf und die Postbankgeschäfte. Mit dem Eintritt in den ...
Ab etwa 1983 bis September 1993 leitete Margret Peter das Postamt Birkendorf und die Postbankgeschäfte. Mit dem Eintritt in den Ruhestand wurde auch das Ende der jahrhundertelangen Post-Ära in Birkendorf in der Schwarzwaldstraße 75 eingeläutet. Heidi Köpfler arbeitete noch einige Monate als Nachfolgerin bis das Postamt ganz geschlossen wurde. | Bild: Privatalbum Margarete Peter

So verschaffte sie sich mit dem Führerschein und einem eigenen Auto Unabhängigkeit vom Fahrplan. Als Postbeamter Eugen Kistler in Birkendorf etwa 1984 in den Ruhestand ging, gab es erneut einen Arbeitsplatzwechsel. Im Postamt Birkendorf arbeitete Margret Peter bis zur Pensionierung im September 1993. Heidi Köpfler aus Brenden leitete noch kurze Zeit das Birkendorfer Postamt, das zum Leidwesen der Dorfbewohner schon bald (etwa 1994) ganz aufgegeben wurde.

Von da an konnte man noch bis 2004 ein paar wenige Postgeschäfte im Kaufhaus Blatter erledigen. Heute gibt es nur noch eine Postagentur in der Gemeinde, die im Rathaus Ühlingen untergebracht ist. Postbankgeschäfte sind nicht mehr möglich.

Ihren 90. Geburtstag feierte die Jubilarin im Familienkreis im Gasthaus Rössle. Auch ehemalige Postkollegen gratulierten ihr zum runden Geburtstag.

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