Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Atemnot: Keine Anzeichen einer Erkrankung, sondern gewöhnliches Lampenfieber gab es für zahlreiche Musiker im Wutachtal am Sonntagabend um 18 Uhr. Denn alle waren dem Internet-Aufruf „Musiker*innen für Deutschland“ gefolgt und hatten vom Fenster aus oder auf dem Balkon Musik gemacht, um ein Zeichen zu setzen für Solidarität in Zeiten der Corona-Pandemie.

Familien greifen zum Instrument
Besonders erfreulich ist es, wenn in der Familie alle dem musikalischen Hobby frönen. Selbstverständlich für Familie Armbruster mit Silke (Altsaxophon), Matthias (Trompete) und den Töchtern Laura (Querflöte) und Hannah (Waldhorn) aus Stühlingen war der gemeinsame mehrstimmige Auftritt. Eigens für seine Tochter Selina (Querflöte) übte sich Alex Noll aus Horheim im Blockflötenspiel und kreierte eine eigene Stimme, begleitet wurden die beiden von der jüngsten Tochter Sibell auf dem Tambourin, Mutter Silke hielt das Konzert im Bild fest.
Die Geschwister Alessia (Querflöte) und Fabiana (Klarinette) Forgione aus Horheim sowie Marie (Klarinette) und Jacob (Tenorhorn) Büche aus Wutöschingen spielten gemeinsam, Jenna Kaiser (Musikverein Grimmelshofen), Johanne Genswein, Lea Sachse, Leonard Fox, Melina Dannull, Sarah Weissenberger und Sophie Stoll (alle Horheim) zwar alleine, wurden aber alle von ihren Familien unterstützt.

Alle Altersgruppen machen mit
Vom Blockflötenanfänger wie Milan Hilpert über Blockflöten-Profi Sophie Storz (beide Horheim) bis hin zu den Musikveteranen aus den Musikvereinen gab es mutige Solisten. Die Jungmusiker des Musikvereins Horheim hatten bereits seit Tagen auf diesen „Auftritt“ hingefiebert und geübt. Bevor der Liedwunsch „Ode an die Freude“, die Europahymne nach dem Gedicht von Friedrich Schiller und in der Vertonung von Ludwig van Beethoven im Beethovenjahr anlässlich des 250. Geburtstages bekannt wurde, hatte die Jungmusik aus Horheim vereinbart, vom Duo The White Stripes das beliebte „Seven Nation Army“ zu spielen.

Denn das Gitarrenriff ist sogar von den Blockflötenanfängern mit etwas Übung machbar. Dass für dieses Lied eine E-Gitarre dabei sein muss, war Christoph Tannhäuser aus Horheim klar, spätestens als er bemerkte, dass er mit seiner Mollenhauer-Flöte gar nicht zu hören ist: „Aber mein bester Kumpel hat zeitgleich in Nordrhein-Westfalen die Europahymne gerockt, das wäre auch cool gewesen.“ Goldtrompeter Johannes Mutter vom Musikverein Wutöschingen flüchtete aus seinem winzigen Studentenwohnheimzimmer in München nach Hause und gab mit seiner Musik gerne „Ein Zeichen der Solidarität und des Zusammenhalts“.
Selbst Tier musizieren mit
Lara Indlekofer (Horheim) hat sich etwas besonders Witziges überlegt und spielte auf dem Rücken ihres Pferdes Nicky auf der Klarinette.