Hänner Beim dritten und letzten Orgelkonzert anlässlich des 250-jährigen Kirchweih-Jubiläums der St. Leodegar und Marzellus-Kirche durfte Organist Stefan Pöll auf Einladung seines ehemaligen Studienkollegen Stefan Kreuz die Orgel in Hänner erklingen lassen.

Für dieses besondere Konzert hat sich Stefan Pöll, der am Chiemsee aufgewachsen und sein Orgelstudium noch während seiner Schulzeit aufgenommen hat, an die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach gewagt. Bevor er sich an die Orgel setzte, erläuterte Poll die Entstehungsgeschichte der Goldberg-Variationen, die einen Höhepunkt barocker Variationskunst darstellen. Er griff dabei auf den Bach Autobiografen Forkel zurück, laut dem die von einer Aria umrahmten Variationen ein Auftrag waren, den Bach für den Cembalisten Johann Gottlieb Goldberg umgesetzt hat.

Goldberg sollte durch das Vorspielen der Variationen der Schlaflosigkeit des Grafen Hermann Carl von Keyserlingk, in dessen Dienste er stand, entgegenwirken. Deshalb entschied sich Bach beim Komponieren der Variationen für einen sanften und aufmunternden musikalischen Charakter. Darüber hinaus zeichnet sich das Werk durch einen planvollen Gesamtaufbau mit regelmäßig eingefügten, kanonischen Sätzen aus.

Organist Stefan Pöll verstand es, die Variationen in Hänner von Anfang an mit einer Leichtigkeit vorzutragen. Dazu trugen auch die hohen und lieblichen Töne, die die ersten 15 Variationen dominierten, bei. Nach einer gedanklichen Zäsur für den Organisten nach der ersten Hälfte begann die 16. Variation mit einer etwas aufgeregteren Ouvertüre. Die weiteren Variationen erzeugten beim Zuhören eine etwas getragene Stimmung. Die 30. und letzte Variation weicht von der strengen Anordnung ab. Statt eines weiteren Kanons setzt Bach hier ein Quodlibet ein, das zwei Volkslieder kunstvoll kontrapunktisch ineinander verwebt. Stefan Pöll hatte dies zum besseren Nachvollzug bereits vorweg angekündigt.

Nach dem stilvollen musikalischen Vortrag gab es für den Organisten verdienten Applaus. Im Anschluss an das beeindruckende Konzert waren die Zuhörer noch eingeladen, den Orgelwein zu probieren.