Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiterhin gegen einen Landwirt aus dem Landkreis Waldshut, dem Tierquälerei vorgeworfen wird. Zudem steht der Vorwurf im Raum, dass er mit einem Kleinkalibergewehr in einer Stallbox auf Rinder geschossen habe. Öffentlich wurde dieser Fall durch Recherchen der Tierschutzorganisation „Metzger gegen Tiermord“.

1. Wie laufen die Ermittlungen?

Wie die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Waldshut-Tiengen auf Anfrage des SÜDKURIER mitteilt, dauern Sichtung und Auswertung des umfangreichen Video-Materials weiterhin an. Mehrere Datenträger müssen laut Pressesprecher Jürgen Schäfer von einer fachkundigen Stelle beurteilt werden, was sehr zeitaufwendig sei. Abschließende Angaben zu strafrechtlich relevanten Vorwürfen könnten derzeit noch nicht gemacht werden.

2. Wie ist der Stand zum Brandanschlag?

Nachdem Medien deutschlandweit über die Vorfälle auf dem Bauernhof mit Hofmetzgerei berichteten, kam es Ende Oktober zu einem Brandanschlag auf den landwirtschaftlichen Betrieb im östlichen Landkreis. Der Vorfall lief nach Polizeiangaben glimpflich ab. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, erklärte die Polizei auf Nachfrage dieser Zeitung. Das Verfahren wegen des Brandanschlages auf das Haus des Beschuldigten wurde von der zuständigen Staatsanwaltschaft Karlsruhe übernommen.

3. Wie lauten die Vorwürfe?

Videoaufnahmen der Tierschutzorganisation „Metzger gegen Tiermord“, die über mehrere Wochen mit versteckter Kamera auf dem Hof gedreht wurden, zeigte Stern TV am 21. Oktober. Zu sehen ist, wie der Landwirt Rindern mit einem Kleinkalibergewehr in den Kopf schießt, Hühner und Puten ohne Betäubung schlachtet. Die Aufnahmen zeigen auch, dass Rinder und Schweine „knietief“ in ihren eigenen Fäkalien standen. Bei der Kontrolle von Mitarbeitern des Veterinäramtes und der Polizei wurde ein Kleinkalibergewehr sichergestellt. Wie Polizeisprecher Mathias Albicker bestätigt, habe der Landwirt dafür eine Waffenbesitzkarte.

4. Was sagt der Beschuldigte dazu?

Der Landwirt erklärte gegenüber dem SÜDKURIER unmittelbar nach Veröffentlichung des Videos, dass es im Stall zwei Ebenen gebe. Auf die untere Stufe werde der Mist hingetreten, auf der oberen könnten die Tiere im Stroh liegen. Seit eineinhalb Jahren sei keines seiner Rinder krank gewesen, für ihn ein Indiz, dass es seinen Tieren gut gehe. In Schlachthöfen werden Tiere mit einem Bolzenschussgerät betäubt, mit dem Gewehr könne er nah an das Tier heran, dann seien sie weniger beunruhigt. Zudem sei der Transport vom Bauernhof zum Schlachthof ein Problem.

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Deshalb bevorzuge er die Hofschlachtung. Wegen der auf seinem Gelände vorgefundenen Kameras wurde vom Landwirt schon vor Bekanntwerden der Aufnahmen Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Hausfriedensbruchs erstattet. Die Anzeige wurde später erweitert. Eine Entscheidung darüber stehe noch aus, heißt es von der Staatsanwaltschaft.

5. Wer sind die Metzger gegen Tiermord?

Auf ihrer Internetseite erklären drei Metzger, die ihrem Beruf abgeschworen haben, dass sie aufgrund ihrer beruflichen Erfahrung Insider der Szene seien und mit ihrem Fachwissen und ihren Recherchearbeiten über einige Tierrechtsverstöße aufklären wollen. „Wir wollten nicht mehr am Leid der Tiere teilhaben und leben heute alle vegan“, heißt es dort weiter. Das Team aus Nordrhein-Westfalen besteht aus Thomas Schalz, Peter Hübner und Phil Hörmann. Ihre Botschaft in einem Video auf ihrer Internetseite: „Werde Veganer – Wenn ich es kann, kannst Du es auch.“ Die Organisation gibt es seit gut einem Jahr.

6. Welche Schritte unternahm das Landratsamt?

Gegen den verantwortlichen Tierhalter wurde ein Tierhaltungsverbot verhängt, sagt Klaus Reuther, Leiter des Amts für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung im Landratsamt Waldshut. Der Landwirt muss seine Tiere per Vertrag an einen anderen Tierhalter übergeben. Seine Hofmetzgerei darf er weiter betreiben, da keine lebensmittelrechtlichen Verstöße vorlägen. Lediglich das Schlachten von Tieren wurde ihm untersagt. Die im Hofladen verkauften Waren seien für den Verzehr unbedenklich, so Reuther. Die Tiere werden derzeit in einem Schlachthof in Waldshut geschlachtet.

7. Wie oft gibt es Kontrollen auf Bauernhöfen?

Eine rechtliche Vorgabe zu der Kontrollhäufigkeit gebe es nicht, mit Ausnahme der Schweinehaltungen. Bei denen müssen zehn Prozent jährlich kontrolliert werden, sagt Amtsleiter Reuther. Es sei aber möglich, dass manche landwirtschaftlichen Betriebe über mehrere Jahre gar nicht kontrolliert werden. Die Schlachtung wurde auf dem betreffenden Hof in den zurückliegenden zehn Jahren siebenmal, die Tierhaltung im selben Zeitraum sechsmal überprüft. Verstöße seien nie festgestellt worden, sagte Reuter gegenüber Stern TV. Nach Betrachten der Aufnahmen sagte er dem Privatsender: „Die Verstöße hätten uns auffallen müssen.“

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