Das Philosophische Café unter der Leitung des Philosophie-Professors Holger Zaborowski widmete sich einem äußerst vielschichtigen wie interessanten Thema: der Menschenwürde. Über 20 Teilnehmende fanden sich zusammen, um über die Definition und Bedeutung des Begriffs nachzudenken und zu diskutieren. Die Veranstaltungsreihe, die regelmäßig in Meßkirch stattfindet, steht all jenen offen, die gerne mitdenken und, wenn sie wollen, mitreden. Dabei werden keine philosophischen Vorkenntnisse erwartet.

Abstraktes führt zu Konkretem

Holger Zaborowski, der auch Vorsitzender der Heidegger-Gesellschaft ist, eröffnete den Abend mit zehn Impulsen zur Bedeutung von Menschenwürde. Dabei wurde allen bewusst, wie herausfordernd es ist, diesen Begriff vollends zu erfassen und Konsequenzen in Bezug auf das alltägliche Leben zu formulieren. Das Wort klinge abstrakt, führe jedoch zu sehr konkreten Fragestellungen, wie der Philosophie-Professor ausführte. An was ist die Würde festzumachen? Ist sie etwa an ein Amt gebunden wie das Amt des Richters, Kaisers oder Präsidenten? Ist Würde an Eigenschaften und Bewusstheit festzumachen? Wie gehen wir dann mit Säuglingen, Komapatienten oder dementen Menschen um? Wie müsste ein Zusammenleben gestaltet sein, in dem die Menschenwürde geachtet wird?

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Juristische Poesie?

Holger Zaborowski gab auch den Anstoß, darüber nachzudenken, was es bedeutet, dass die Würde des Menschen unantastbar ist, wie es das deutsche Grundgesetz festlegt. „Ist das nur juristische Poesie?“, stellte er die rhetorische Frage in die Runde? Wenn man die Menschen auf der Straße frage, ob sie für die Einhaltung der Menschenwürde seien, würden sicherlich alle mit Ja antworten. Doch die Frage, was sie umfasse und wie man sie begründe, gebe zunächst zu denken.

Überall und immer

Die Gesprächsrunde einigte sich schnell darauf, dass die Menschenwürde keinen relativen Wert hat, der sich je nach den Umständen ändert, sondern einen absoluten Wert, der überall, zu allen Zeiten und für jeden Menschen gelte. Im Alltag könne sich die Menschenwürde darin zeigen, wie wir miteinander umgehen und in welchem Maße wir Verantwortung gegenüber Menschen und Tieren wahrnehmen. „Wir leben nicht nur miteinander, sondern auch füreinander und voneinander“, beschrieb Holger Zaborowski die Verantwortung gegenüber Mitmenschen und Umwelt.

In Würde altern

Ganz eng verknüpft mit der Menschenwürde seien die Menschenrechte, die möglicherweise als Basis für die Würde verstanden werden können. Menschenwürde zeige sich in den Religionen, in der Kunst, Literatur, Musik sowie im Kreativen und Schöpferischen. Beim Nachdenken und Formulieren, was darunter zu verstehen ist, in Würde zu altern, könne mit größter Wahrscheinlichkeit ein breiter Konsens gefunden werden, meinte Holger Zaborowski. Schwer falle es hingegen, Verbrechern, Serien- oder Massenmördern ebenfalls Menschenwürde zuzuerkennen, wie die Gespräche ergaben, obwohl sich die Runde darüber einig war, dass sie ihnen ebenfalls zustehe, denn jedes Individuum verfüge über Menschenwürde und Menschenrechte.

Die Menschenwürde sei keine Formel, sondern man müsse als Gesellschaft und Staat immer darum ringen und sich die Frage stellen, was für ein menschenwürdiges Leben notwendig sei. In der Philosophiegeschichte werde die Würde des Daseins ebenfalls immer wieder thematisiert, auch wenn das Wort selbst nicht auftauche, wie beispielsweise bei Hanna Arendt.

Eine Bereicherung

Insa Bix bedankte sich zum Abschluss für die Stadt Meßkirch und die Museumsgesellschaft für den regen Austausch. „Die Veranstaltung ist eine tolle Bereicherung“, erklärte sie, denn sie trage das philosophische Erbe Martin Heideggers weiter.