Er ist so etwas wie der Shooting Star der „Grünen“ am Hochrhein. Gerade 262 Jahre alt, wurde Niklas Nüßle ein Jahr nach seinem Eintritt in die Partei Vorsitzender des Kreisverbandes Waldshut. Aus dem Nichts schaffte er 2019 den Einzug in den Wutöschinger Gemeinderat und holte einen Sitz im Kreistag. Am 14. März tritt der Chemie- und Bioingenieur aus dem unteren Wutachtal nun bei den Landtagswahlen im Wahlkreis Waldshut an – und er rechnet sich durchaus Chancen aus.

Beim Besuch in seinem Haus züngelt das Feuer im Kaminofen, gleich daneben steht ein Klavier. „Ich war mal auf der Musikschule. Nun versuche ich, ein paar dieser Stücke nachzuspielen“, erwähnt er beiläufig. Mitten im Wahlkampf bleibe dafür aber ebenso wenig Zeit, wie neue Sprachen zu lernen, fürs Puzzeln oder Online-Spiele mit Freunden. Politik spielte in seiner Familie immer schon eine Rolle. Der Vater ist CDU-Mitglied, da habe er vieles mitbekommen. Sein Interesse weckten aber früh die Grünen. Das habe auch mit seinem Studium zu tun: „Nachhaltigkeit ist dabei ein großes Ziel, das hat meinen Weg in die Politik und die Richtung beeinflusst.“

Vorbild Robert Habeck

Niklas Nüßle zieht für sich Parallelen zum Bundesvorsitzenden Robert Habeck, der ebenfalls bei seiner ersten Sitzung Kreisvorsitzender wurde. Wie sein großes Vorbild, wollte er dieses Amt, es musste ihm nicht aufgedrängt werden. Die Erfolge bei den Kommunalwahlen vor zwei Jahren schreibt er „einem guten und konstruktiven Wahlkampf“ mit guten Themen zu. Und er habe schon damals auf einen „hochqualitativen Wahlkampf in den sozialen Medien“ gesetzt. „Es hat geklappt, auch wenn uns die unechte Teilortswahl in die Karten gespielt hat.“ Auf diese Erfahrungen kann er nun im Wahlkampf ohne direkten Kontakt zu den Wählern zurückgreifen. Online werden fast alle Kanäle bespielt. „Und es gibt ein Revival der Wahlplakate, nach jeder Laterne wird gelechzt“, sagt er und schmunzelt.

Die Kandidaten der Grünen

In jungen Jahren hat er nun drei politische Ämter, die seine Aufmerksamkeit fordern. Sein Anspruch: immer gut vorbereitet in die Sitzungen kommen. Momentan gilt sein Engagement aber vor allem dem Landtagswahlkampf. Nach Abschluss des Studiums hat er die nötige Zeit dafür, sagt er. Ein- bis zweimal in der Woche jobbt er noch im örtlichen Supermarkt: „Bei der körperlichen Arbeit wird der Kopf wieder frei“, sagt er vielsagend lächelnd. Und natürlich hofft er, dass er nach dem Wahltag einen Arbeitsplatz im Stuttgarter Parlament hat. Sein Plan B: Doktorand an der ETH Zürich.

Grüne Themen mit Konsequenz setzen

Er selbst schätzt sich als belastbares, kreatives und kompromissbereites Organisationstalent ein, das nach Lösungen sucht. Sollte er die Hürde zum Landtag nehmen, wäre das ein steiler Aufstieg in seiner jungen Karriere als Politiker. Natürlich will er dann „grüne Themen“ mit der notwendigen Konsequenz setzen.

Am Wahltag habe er 48 Stunden ohne Schlaf mit vielen Diskussions- und Fragerunden hinter sich. „Nach dem Frühstück mache ich einen Spaziergang und später gehe ich ins Wahllokal“, erzählt Niklas Nüßle. Danach heißt es abwarten: „Nach der Wahl reise ich zu einer Bekannten nach Kiel. Entweder wird es ein einwöchiges Freudenfest oder einfach nur Erholungsurlaub.“

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Der Wahlkreis 59

  • Zwei Wahlkreise: Landkreis ist nicht gleich Wahlkreis – das gilt bei den Landtagswahlen für den Landkreis Waldshut. Der Süden des Landkreises bildet seit 2009 den Wahlkreis 59 (Waldshut), der Norden des Landkreises Waldshut gehört dem Wahlkreis 46 (Freiburg I) an. Zum Wahlkreis 59 (Waldshut) zählen neben Rheinfelden und Schwörstadt (Landkreis Lörrach) folgende Kommunen aus dem Landkreis Waldshut: Albbruck, Albbruck, Bad Säckingen, Dettighofen, Dogern, Eggingen, Görwihl, Herrischried, Hohentengen, Jestetten, Klettgau, Küssaberg, Lauchringen, Laufenburg, Lottstetten, Murg, Rickenbach, Stühlingen, Waldshut-Tiengen, Wehr, Weilheim und Wutöschingen. Die restlichen Gemeinden gehören zum Wahlkreis 46 (Freiburg I): Bernau, Bonndorf, Dachsberg, Grafenhausen, Häusern, Höchenschwand, Ibach, St. Blasien, Todtmoos, Ühlingen-Birkendorf und Wutach.
  • Die Kandidaten im Wahlkreis 59: Bei der Landtagswahl treten folgende Kandidaten aus dem Wahlkreis Waldshut an (Bewerber/Ersatzkandidat): Grüne: Niklas Nüßle (Wutöschingen)/Alexandra Höfler (Görwihl), CDU: Sabine Hartmann-Müller (Rheinfelden)/Nathalie Rindt (Waldshut-Tiengen), SPD: Peter Schallmayer (Höchenschwand)/Nico Kiefer (Rheinfelden), AfD: Bernhard Boll (Waldshut-Tiengen)/Matthias Jehle (Wehr), FDP: Harald Ebi (Waldshut-Tiengen)/Toni Mossa (Rheinfelden), Die Linke: Robert Kuhlmann (Grenzach-Wyhlen)/Jörg Uwe Sanio (Rheinfelden), ÖDP: Kilian Kronimus (Albbruck)/Bernd Topka (Albbruck), Volt: Kai Stricker (Karlsruhe)/Sabrina Büsing (Heidelberg), W2020: Ulrich Gurzinski (Waldshut-Tiengen)/Katja Rauschenberg (Bad Säckingen), Freie Wähler: Dominik Brox (Waldshut-Tiengen), Klimaliste BW: Nadina Mäder (Schopfheim)/Jasmin Wilbers (Schopfheim), die Basis: Oliver Schapphoff (Klettgau)/Frank Martin (Weilheim).
  • Die Kandidaten im Wahlkreis 46: Sie treten bei der Landtagswahl für den Wahlkreis Freiburg I an (nur Bewerber): Grüne: Daniela Evers; CDU: Manuel Herde; AfD: Daniel Rottmann; SPD: Jennifer Sühr; FDP: Marianne Schäfer; Die Linke: Pascal Blank; ÖDP: Peter Uhrmeister; Die Partei: Kai Koebel; Freie Wähler: Johannes Gröger; Bündnis C: Julius Erminas; Die Basis: Wolfgang Daubenberger; Klimaliste BW: Alexander Grevel; W2020: Malte Wendt; Volt: Lisa Weinfurtner
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