Tanzen und fröhlich sein in geselliger Runde ist für alle Menschen ein Ausdruck von Lebensfreude und Zufriedenheit. Gerade Menschen mit Behinderung leben dieses Gefühl besonders intensiv aus und freuen sich über die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Ein gelungenes Beispiel einer solchen Inklusion gibt es im Kur- und Ferienort Todtmoos. Mehrmals im Jahr in den Sommermonaten sind Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung im Todtmooser Tanzlokal und Discostadel „Schwarzwaldspitze“ zu Gast. Mit vier Helfern fahren bis zu 16 Tanzfreudige mit zwei Bussen nach Todtmoos, um einfach nur Spaß zu haben.
Gelebte Inklusion
Die Initiative hierzu kommt von Michael Jourdan, Teamleiter im Bereich Freizeit und Bildung der Caritaswerkstätten Hochrhein. Mit seiner Idee stieß Jourdan, der in Todtmoos-Glashütte wohnt, beim Betreiber der ‚Spitze‘, Volker Albiez auf offene Ohren und bekam sofort eine Zusage. Michael Jourdan beschreibt das so: „Wir kommen in die Schwarzwaldspitze und sind Teil der Gesellschaft. Das ist für mich gelebte Inklusion. Jeder Mensch ist gleich und das findet hier statt.“
Volker Albiez, der die Initiative unterstützt, sagt: „So etwas sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Die behinderten Menschen fühlen sich hier sofort wie Zuhause.“
Gäste fühlen sich wohl
Michael Jourdan ergänzt: „Für die Menschen mit Handicap ist das ein Highlight. Sie machen sich schick, sie kleiden sich hübsch und manche Damen schminken sich auch.“
Bei der Ankunft fragen sie gleich nach ihrem Lieblings-DJ Helmi. Er kennt inzwischen seine treuen Gäste und geht natürlich auf deren Bedürfnisse und Wünsche ein. So ist es obligatorisch, dass Helmi mit „Atemlos“ von Helene Fischer den Lieblingssong der behinderten Menschen auflegt und damit voll ins Schwarze trifft. Michael Jourdan: „Atemlos ist für uns immer das Begrüßungslied.“
Im Laufe des Abends wechseln die Gäste immer mal wieder vom Tanzlokal hinüber in das Alpentippi, wo auch Musik für die jüngere Generation aufgelegt wird. Volker Albiez und Michael Jourdan heben besonders die Inklusion zwischen den behinderten Menschen, dem Personal und dem übrigen Publikum hervor. Volker Albiez erklärt seine Philosophie, die beim Führen des beliebten Lokals für ihn im Vordergrund steht: „Die ‚Spitze‘ ist eine bodenständige Kommunikationsgaststätte wo sich alle Gäste wohlfühlen sollen. Mir ist das Wir-Gefühl sehr wichtig.“
Einfach abtanzen
Den behinderten Menschen ist die Freude beim Tanzen anzusehen und sie genießen den Abend in Todtmoos: Danica Pertile von der Behindertengruppe ist gerne beim regelmäßigen Disco-Besuch in Todtmoos dabei. Warum? „Weil es toll ist! Es gibt super Musik und man kann mal so richtig gut abtanzen.“
Rita Schneider von der Caritas Werkstatt in Wallbach ist Begleiterin der Discofahrten: „Es ist toll zu sehen, was unsere Leute für einen Spaß haben, wenn Musik läuft und Partystimmung ist. Es tut uns gut, wenn wir sehen, wie unsere Leute in Todtmoos viel Spaß haben.“
Und das Lob zählt sogar doppelt, denn: „Es gibt niemand Ehrlicheren als behinderte Menschen. Sie sagen dir auch, wenn ihnen was nicht gefällt und sind auf Augenhöhe mit anderen Menschen“, sagt Michael Jourdan. Diese Menschen geben ihm in seinem Leben und seiner beruflichen Tätigkeit wichtige Impulse: „Ich lerne seit 15 Jahren von diesen Menschen mit Behinderung.“
Das Angebot an Freizeit und Bildung der Caritaswerkstätten Hochrhein soll nach Aussage des Teamleiters vor allem der Entlastung der Familien dienen. Die behinderten Menschen wohnen noch überwiegend Zuhause. Das besondere Angebot für Menschen mit Behinderung gibt es schon seit einigen Jahren. Unter dem bezeichnenden Titel „Gemeinsam Zeit verbringen, Freizeit gestalten, Spaß und Freude haben“ bieten die Caritaswerkstätten das ganze Jahr über entsprechende Angebote an.
Ein besonderes Augenmerk bei der Auswahl wird dabei auf die Barrierefreiheit gelegt, damit auch Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator teilnehmen können.