Herr Mutzke, Sie treten am 6. Juli beim Stimmen-Festival in Lörrach auf. Es ist Ihr erstes Konzert in der Region seit Langem. Was bedeutet es für Sie, in der Nähe Ihrer Heimat aufzutreten?

Das ist für mich etwas ganz Besonderes. Denn das letzte Konzert, das ich in meiner Heimatstadt gegeben habe, liegt schon mehr als drei Jahre zurück. Das war am 29. April 2019 in der Stadthalle Waldshut, wo ich mein damals aktuelles Album „Colors“ vorstellte. Ich kann mich an den Termin so gut erinnern, weil ich am gleichen Tag einen Notartermin hatte. Es ging dabei um das Haus, das ich gekauft habe und in dem ich seitdem in der Nähe von Todtmoos lebe.

Im Vorfeld des bevorstehenden Konzerts in Lörrach habe ich alle Leute aus der Region, die mir wichtig sind und nahestehen, angeschrieben und gebeten, dass sie sich rechtzeitig Karten besorgen. Denn vorerst ist kein weiteres Konzert hier in der Gegend geplant. Allerdings war das Konzert schnell ausverkauft. Über ein erweitertes Kaufkontingent ist es mir jedoch gelungen, dass knapp 100 dieser Menschen zusätzliche Tickets bekommen. Dadurch wird der Auftritt beim Stimmen-Festival für mich zu einem Heimatkonzert, auch wenn Lörrach nicht meine Heimat ist.

In den vergangenen beiden Jahren waren Konzerte wegen Corona kaum möglich. Sind Sie inzwischen wieder auf Tour?

Ich hatte in der letzten Zeit enorm viele Konzerte. Das liegt auch ein bisschen daran, dass ich jetzt zwei Jahre lang nicht so viel unterwegs war. Zeitweise konnte ich diese Zeit aber sehr genießen, einfach mit der Familie zusammen zu sein und meine Kinder regelmäßig zur Schule bringen zu können. Momentan bin ich zwischen vier und fünf Tagen weg in der Woche. Ich spiele gerade viel, aber das ist nicht typisch für die Branche.

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Wie geht es denn der Musikbranche nach zweieinhalb Jahren Corona?

Die Branche ist noch lange nicht da, wo sie vor der Pandemie war. Ich selbst kann mich zwar gerade nicht vor Auftritten retten, aber das ist sicherlich eine Ausnahme. Ich weiß von Künstlern, die ihre Tourneen absagen müssen, weil es die Logistik drum herum nicht mehr gibt. Sie bekommen beispielsweise keine Nightliner mehr, diese großen Reisebusse, weil die Firmen Pleite gegangen sind. Viele Künstler können sich die Busse auch gar nicht mehr leisten, weil sich der Preis verdoppelt oder verdreifacht hat. Ich habe von einem Festival gehört, das abgesagt werden mussten, weil es das Ordnungsamt untersagt hat, nachdem nicht genügend Sicherheitsleute aufzutreiben waren. Von Behördenseite finde ich das arrogant. Anstatt dass man sich gegenseitig hilft, werden Stolpersteine in den Weg gelegt.

Das muss sehr frustrierend für die Künstler und Veranstalter sein.

Frustrierend ist das richtige Wort. Ganz viele Arbeitskräfte aus der Musik- und Veranstaltungsszene sind abgewandert in andere Branchen, und die kommen auch nicht wieder zurück. Das ist der Grund, warum viele Konzerte abgesagt werden müssen, obwohl keine Corona-Beschränkungen mehr gelten.

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Was war das für ein Gefühl, erstmals nach langer Zeit wieder vor Live-Publikum auf der Bühne zu stehen?

Mein erstes Konzert, bei dem die Zuschauer ohne Maske eng an eng im Publikum standen, war, als ich den Paul-Lincke-Ring bekommen habe. Das ist ein sehr bedeutender Preis, und ich bin total stolz, dass die Stadt Goslar ihn mir verliehen hat. (Anm. der Red.: Der Paul-Lincke-Ring, benannt nach dem deutschen Operettenkomponisten und Theaterkapellmeister Paul Lincke, wird seit 1955 jährlich an Musiker vergeben, die sich um deutschsprachige Musik verdient gemacht haben). Bei dem Konzert nach der Preisverleihung ging das Publikum so richtig ab, und das war ein ganz besonderes Gefühl. Da wurde einem dann klar, was uns in der Corona-Zeit und während der Einschränkungen genommen worden war.

Sie werden in Lörrach sicherlich auch die Single „Wunschlos süchtig“ aus Ihrem aktuellen gleichnamigen Album präsentieren. Worum geht es in dem Song?

„Wunschlos süchtig“ habe ich während der Pandemie geschrieben. Ich habe in der Zeit gemerkt, dass es mir persönlich sehr, sehr gut geht. Das liegt unter anderem an meinem sozialen Umfeld mit meiner Familie, meinen Freunden und an meiner Beziehung. Ich habe einfach gemerkt, dass ich wunschlos glücklich bin. Mir ist aber auch bewusst, dass das ein ziemlich fragiler Moment ist. Denn es kann ja jederzeit etwas passieren im Leben eines engen Verwandten, Bekannten, Freundes oder einem selbst. Das war der Grund, warum ich das Album „Wunschlos süchtig“ genannt habe, weil ich immer wunschlos sein möchte und eine Sucht verspüre, wunschlos glücklich zu sein.

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Sie treten in Lörrach wenige Tage, nachdem Ihr Vater mit der Band Die Spätzünder ein Konzert beim Schwyzertag in Tiengen gegeben hat, auf. Sieht man irgendwann mal wieder die ganze Familie Mutzke auf einer Bühne?

Das ist eine gute Frage. Mein Vater hat ja in der Vergangenheit regelmäßig einen Mutzke-Abend im Ali-Theater in Tiengen organisiert, bei dem mein Bruder Menzel, der jetzt als Trompeter gerade mit den Fantastischen Vier auf Tour ist, und ich mit den Spätzündern aufgetreten sind. Das fand ich immer total schön. Aber bei meinem Terminkalender wäre es inzwischen ein Lottogewinn, dass ich dabei sein könnte, wenn die Spätzünder spielen.

Die zweite Staffel Ihrer Fernsehsendung „Lebenslieder“ wurde vor Kurzem ausgestrahlt. Gibt es schon Pläne für eine Fortsetzung?

Im Moment noch nicht. Nach jeder Staffel gibt es Diskussionen, ob und wie es weitergehen kann. So eine Fernsehsendung ist ja auch immer eine teure Sache. Wir sind aber gerade in Gesprächen. Ich hoffe, dass es in irgendeiner Form weitergeht. Die Sendung hat mir enorm viel Spaß gemacht, und ich werde auch häufig darauf angesprochen.

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Im letzten Interview sprachen wir über Ihr ehrenamtliches Engagement beim Loipenverein in Bernau. Was tun Sie dort ohne Schnee?

Im Sommer gibt es naturgemäß weniger zu tun. Nachdem der Schnee geschmolzen war, bin ich mit einem Freund die Loipen mit meinem alten Geländewagen samt Anhänger entlanggefahren und habe die gesamte Beschilderung eingesammelt. Das sind zum Beispiel Dinge, die außerhalb der Wintersaison anfallen.

Sie sind seit einiger Zeit Markenbotschafter für Hafermilchprodukte. Wie wichtig ist Ihnen gesunde und regionale Ernährung?

Das ist mir sehr wichtig. Dieses Produkt, für das ich werbe, ist eine coole Sache. Weil zum einen der Hafer komplett im Schwarzwald angebaut wird. Nach der Ernte wird er in Lahr gedroschen und in Freiburg zu Hafermilch verarbeitet – also kurze Wege. Zum anderen wird er zum großen Teil in Glasflaschen verkauft, die bis zu 15 Mal wiederverwendet werden. Dann wird die Milch in lokalen Geschäften verkauft. Das finde ich so einen coolen Kreislauf. Und lecker ist sie auch. Ich habe mich erst heute beim Einkaufen wieder damit eingedeckt.

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Sind Sie Vegetarier oder Veganer?

Nein, gar nicht. Ich esse alles, und ich mag alles. Ich achte aber auf lokale und regionale Lebensmittel. Ich habe gerade von einem Bauern, der direkt an unser Grundstück grenzt, nach der Schlachtung Fleisch gekauft. Und zwar nicht nur Filet, sondern vom Suppenfleisch über Beinscheiben bis hin zu Rinderbäckchen. Also alles, was das Tier hergibt. Ich mache auch mein Hackfleisch selber.

Sie haben sich in der Vergangenheit immer mal wieder zu politischen Themen geäußert. Wie ist Ihre Haltung zu den Waffenlieferungen an die Ukraine?

Ich bin total dafür, dass die Ukrainer so viele Waffen bekommen, dass sie zurückschlagen und die Russen aus ihrem Territorium hinaustreiben können – auch aus den inzwischen von Russland besetzten Gebieten. Damit Putin am Ende alles verloren hat. Das wäre ein Signal, genauso wie der Nato-Zusammenhalt jetzt ein Signal ist. Ich finde es ein ganz wichtiges Zeichen, dass die demokratischen Länder zusammenhalten und eine kriegstreibende Diktatur wie Russland nicht mehr unterstützen.

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