Im Landkreis Waldshut gibt es reichlich Wälder. Manche gehören den Gemeinden, andere dem Staat oder aber Privatpersonen. Doch alle Wälder haben eines gemeinsam: Sie müssen gepflegt werden. Das wird nicht einfacher bei vermehrten Trockenperioden oder Borkenkäferplagen. Am Forst-BW Stützpunkt in Bonndorf werden neun Forstwirt-Azubis darauf vorbereitet, im Wald von morgen zu arbeiten.
Ausbildung zwischen Jestetten und dem Feldberg
Der 17-jährige Lukas Dullnig aus Eberfingen ist einer von ihnen. Nach einem einwöchigen Praktikum durchlief er das Auswahlverfahren des Forst-BW und ist schon im zweiten Lehrjahr.
In der Ausbildung geht es für den 17-Jährigen blockweise drei Wochen am Stück nach Gegenbach zum Theorie-Unterricht. Gelernt wird dort zum Beispiel, welche Baumarten es gibt, berechnet, wie viele Pflanzen auf eine gewisse Fläche passen und wie man die einzelnen Forstgeräte bedient. „Das Fach Gerätekunde macht mir dabei am meisten Spaß“, ergänzt der Azubi. Zwar gehe die Ausbildung vom Stützpunkt Bonndorf aus, doch unterwegs sei man in den Wäldern von Jestetten bis zum Feldberg, so Forstwirtschaftsmeister Dietmar Schwarz und fügt hinzu: „Das ist ein großer Vorteil für die Lehrlinge“.

Was gehört alles zur Waldpflege?
Doch wie sieht ein normaler Arbeitsalltag für Lukas Dullnig aus? Das sei ganz von der Wetterlage und der Jahreszeit abhängig, erklärt der Azubi. Zur Brutzeit im Frühling pflege man beispielsweise Pflanzen oder mähe Trockenwiesen. Wichtig sei dort auch die Biotoppflege, zum Beispiel die Wiederherstellung von Weihern.
„Man muss dafür wissen, welche Pflanzenarten im Forstgebiet gewünscht sind oder wie man gefährdete Pflanzen pflegt“, so Revierleiterin Leonie Stempel. Im Winter, je nach Schneefall werde unter anderem Laubholz gemacht oder aber Hochsitze gebaut und repariert, fügt Stempel hinzu. Begabungen, die man für die abwechslungsreichen Tätigkeiten mitbringen sollte? „Man muss vor allem gerne in der Natur arbeiten und dann eben auch Regen abkönnen“, so Stempel. Daneben sollte man auch handwerklich begabt und körperlich fit sein, ergänzt der Azubi, denn man brauche im Wald viel Ausdauer.

Der Forst der Zukunft
Neben den Anpassungen an die Jahreszeiten, werde auch die Waldumwandlung eine große Rolle in der Arbeitswelt des Forstwirts spielen, betont Stempel. „Der Mann mit der Säge ist für die Zukunft des Waldes verantwortlich“, meint Dietmar Schwarz. Er müsse deshalb den Überblick über die Forschung und über neue potenzielle Baumarten behalten.
Auch Leonie Stempel ist sich sicher: „die Aufgaben eines Forstwirts werden immer komplexer. Früher wurden einfach Reihen im Wald gezogen, und Fichten gepflanzt“. Jetzt habe man da natürlich eine ganz andere Herangehensweise, so die Revierleiterin. Denn die Planung eines Waldabschnittes bedarf mehrere Jahrzehnte. „Das ist nicht wie bei der Landwirtschaft, die für ein oder zwei Jahre planen kann“, ergänzt sie.
Unweit des Stützpunktes kann Lukas Dullnig seine Fähigkeiten, die er in einem Jahr Ausbildung erworben hat, unter Beweis stellen, denn eine 35 Meter lange Fichte muss gefällt werden. Meister Dietmar Schwarz und Revierleiterin Leonie Stempel schauen dem Lehrling dabei über die Schulter und kontrollieren jeden seiner Arbeitsschritte. Denn vom Werkzeug vorbereiten, bis zum Abtransport der einzelnen Holzschnitte kann viel schiefgehen. Sicherheit ist bei einer Fällung das oberste Gebot, denn Dietmar Schwarz weiß: „Wenn da ein Ast von 20 Metern auf deinen Kopf fällt, ist es aus mit dir.“

Der Forst-BW und sein Kartellverfahren
Der Forst-BW kümmerst sich mit seinen 21 Forstbezirken um den Staatswald in ganz Baden-Württemberg. Der Hauptsitz liegt dabei in Tübingen-Bebenhausen. Dabei gibt es Forst-BW als selbstständige Anstalt erst ab 2020. Grund für diese Neuordnung, war ein Kartellverfahren gegen das Land Baden-Württemberg im Jahr 2017.
Das Oberlandesgericht Düsseldorf sah dabei in der zentralen Vermarktung von Stammholz durch staatlich angestellte Förster einen Bruch gegen das europäische Kartellrecht. Zwar wurde das Urteil vor dem Bundesgerichtshof aus formalen Gründen gekappt, die Landesregierung wollte sich durch die Neuorganisation trotzdem Rechtssicherheit schaffen. Organisatorisch ist Forst-BW eine Anstalt öffentlichen Rechts und strikt von der für den Privat- und Kommunalwald zuständige Forstbehörde.