„Man kann nicht nicht kommunizieren“: Das Zitat des Österreichers Paul Watzlawick, bewegt Tamara Baier in ihrem Ausbildungsalltag als Pflegefachfrau ständig. Denn egal, ob jung oder alt, die richtige Verständigung mit ihren Patienten ist für die Auszubildende besonders wichtig.
Im Alter von 30 Jahren, nach knapp 15 Jahren Berufserfahrung im Gesundheitssektor hat sich Tamara Baier entschieden, ihre Ausbildung als Pflegefachkraft an der Justus-von-Liebig Schule in Waldshut zu starten. Jetzt kommt die Spätberufene ins zweite Lehrjahr der sogenannten generalistischen Ausbildung, die viel anspruchsvoller ist, als Tamara Baier zunächst gedacht hätte.
„Man wird ernster genommen“
Streng durchgetaktet sei ihre dreijährige Ausbildungszeit, erklärt die zweifache Mutter. Gearbeitet werde zwar auch viel im Lehrbetrieb, dem St. Marienhaus in Bad Säckingen, jedoch muss Tamara Baier auch über mehrere Wochen in die Pädiatrie, in die Akutpflege im Krankenhaus und in die Psychiatrie – auch das gehört zur Ausbildung. Die Altenpflege sei also nur ein Teil einer ganzheitlichen Ausbildung, erklärt uns die Herrischriederin. Diese Vielfalt fördere den Rundumblick und verbessere den fachlichen Austausch, erklärt Tamara Baier und ergänzt: „Man wird ernster genommen“.

Kommunikation mit Pflegebedürftigen, ethische und rechtliche Leitlinien oder Pflegeprozesse sind einige wenige Themen, die in der Berufsschule behandelt werden. Im Arbeitsalltag helfe einem der theoretische Teil besonders bei Demenzerkrankten, erzählt Tamara Baier. Auch den Umgang mit Emotionen wie Ekel, Trauer und Wut wird in der Schule besprochen. Die Auszubildende versichert: „Du wirst nicht allein gelassen“.
Arbeiten in der Pflege: Das ist nicht für jeden etwas
Die generalisierte Ausbildung sei wegen all dieser Aspekte nicht zu unterschätzen, verrät Tamara Baier. Deshalb empfehle sie vor Lehrbeginn ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einer Pflegeeinrichtung. „Pflege heißt nicht nur waschen“, betont Ausbilderin Cecile Däubler. Es gehe vor allem um Verständnis und Wertschätzung für die Bewohner. Denn am Ende des Tages gehe es vor allem um eines: Den Menschen. Für die meisten Pflegebedürftigen sei das Seniorenheim die letzte Station des Lebens. Deshalb müsse man diese möglichst angenehm gestalten, ergänzt Cecile Däubler.
Der Corona-Bonus ist weggefallen
Mit dem neuen Ausbildungsprogramm der Pflegefachkraft, das es so erst seit 2020 im Landkreis Waldshut gibt, erhofft sich Cecile Däubler mehr Fachkräfte. Denn diese benötigt die Pflege seit Jahren dringend. Die positive Stimmung gegenüber den Pflegern während der Coronazeit sei wieder abgeebbt, erzählt die Ausbilderin. Die Wichtigkeit der Pflege müsse aber nicht nur zu Krisenzeiten gewürdigt werden. Cecile Däubler meint: „Die Pflege muss sich da profilieren.“ Verbesserungspotenzial sehen die Beiden bei den Arbeitszeiten im Schichtbetrieb. Man könne durch eine flexiblere Arbeitsgestaltung viel mehr Fachkräfte anwerben, betont die Ausbilderin.
Traditionsreiches Heim zieht bald um
Das Marienhaus wurde vor etwa 100 Jahren ins Leben gerufen und beherbergt momentan 80 Bewohner in Lang- und Kurzzeitpflege. Im nächsten Jahr steht der große Umzug in das Gesundheitszentrum des ehemaligen Krankenhauses in Bad Säckingen an. Man freue sich, dort mehr Einzelzimmer anbieten zu können und eine modernisierte Ausstattung zu erhalten, verkündet Cecile Däubler.