Johannes Renner

Beim Blasmusikverband Hochrhein geht eine Ära zu Ende. Nach 34 Jahren übergibt Verbandsjugendleiter Peter Fräßle die Verantwortung für den Nachwuchs in jüngere Hände. Marina Reichmann tritt seine Nachfolge an. Diese Entscheidung fiel an die emotionale Verabschiedung Fräßles im Rahmen der Hauptversammlung des Blasmusikverbandes in Stühlingen.

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Der Laufenburger war Verbandsjugendleiter mit Leib und Seele. Stehender Beifall und eine Sonderehrennadel des Bundes Deutscher Blasmusikverbände rührten den Musiker fast zu Tränen. Präsident Felix Schreiner dankte Fräßle für dessen langjährige Tätigkeit und Verdienste rund um die Jugendarbeit. Gerade das sei in der heutigen Zeit von unschätzbarem Wert.

Verband fit für die Zukunft machen

Der Abend stand nicht nur wegen des Abschieds von Peter Fräßle ganz im Zeichen der Erneuerung. „Nichts ist von Dauer, alles gehört immer wieder auf den Prüfstand“, umschrieb Schreiner den Willen den Verband für die Zukunft fit zu machen. Nächstes Jahr steht der 100. Geburtstag des Blasmusikverbandes an. Man habe eine stolze Geschichte, um die Zukunft müsse einem nicht bange sein, so Schreiner. Zwar gab es im vergangenen Jahr drei Austritte aus dem Verband, aber das sei nun einmal das Thema der Zeit. Musikvereine lösen sich auf, Strukturen verändern sich. „Dennoch werden wir die Herausforderungen meistern und das geht nur mit Vertrauen“, unterstrich der Präsident den Willen zu „noch engerem Austausch“.

Das Jubiläumsjahr 2020

Die Blasmusiker freuen sich schon auf das kommende Jahr. Dann wird es ein Galakonzert in Höchenschwand geben. Die Luxemburgische Militärkapelle biete „europäisches Spitzenniveau“, gab Ralf Eckert einen Ausblick auf das Jubiläum. Der Vizepräsident sprach zudem über den geplanten Akademieneubau in Staufen. Dieses Projekt komme einem „politischen Erdbeben“ gleich, da das vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen sei. Fast 19 Millionen Euro soll es kosten, ein Landeszuschuss von acht Millionen fließen. Eckert: „Das ist ein Riesegewinn für die Vereine.“

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Aber die Musikvereine der Region kämpfen mitunter auch mit bürokratische Hürden, so zum Beispiel mit dem Verbot, Werbetafeln für Konzerte und Ähnliches am Straßenrand aufzustellen. „Landrat Martin Kistler wird einen Brief von mir bekommen“, so Schreiner, der sich dafür einsetzen will, dass eine Lösung gefunden wird. An dieser ist der Landrat selbst interessiert und kontert, dass er nicht der Gesetzgeber sei, sondern die ausführende Verwaltung vertrete.

Lob für Qualität der Blasmusik

Aber er versprach: „Wir werden taugliche Standorte festlegen, die mit dem Gesetz in Einklang stehen.“ In seinem Grußwort lobte der Landrat Qualität wie Quantität des Blasmusikverbandes und stellt fest: „Wenn ein Verein alt werden will, muss er jung bleiben“. Jugendarbeit ist für Vereine Überlebensarbeit. Stühlingens Bürgermeister Joachim Burger erkennt in der Musik den „Schlüssel zur Welt“ und lobt die Arbeit der Vereine, die Tugenden wie Zuverlässigkeit, Fleiß und Disziplin fördere.

Ehrungen und Wahlen

Lukas Eckert (Trompete, Trachtenkapelle Nöggenschwiel), Jannik Kaiser (Tenorhorn, Musikverein Bettmaringen), Luisa Kaiser (Klarinette, Trachtenkapelle Todtmoos), Selina Siebold (Flöte, Musikverein Unteralpfen), Robin Bernhardt (Horn, Stadtmusik Wehr), Bernadette Schmidt (Flöte, Trachtenkapelle Strittmatt), Bianca Bächle (Oboe, Musikverein Wutöschingen) und Christoph Güntert (Tenorhorn, Musikverein Weizen) erhielten das Jungmusiker-Leistungsabzeichen in Gold.

Sie erhielten das Jungmusiker-Leistungsabzeichen in Gold: Lukas Eckert, Jannik Kaiser, Luisa Kaiser, Selina Siebold, Robin Bernhardt, ...
Sie erhielten das Jungmusiker-Leistungsabzeichen in Gold: Lukas Eckert, Jannik Kaiser, Luisa Kaiser, Selina Siebold, Robin Bernhardt, Bernadette Schmidt, Bianca Bächle und Christoph Güntert. Darüber freuen sich Präsident Felix Schreiner (links) sowie Peter Fräßle und Landrat Martin Kistler (rechts). | Bild: Johannes Renner

Zur neuen Verbandsjugendleiterin wurde Marina Reichmann gewählt. Bisher war sie Stellvertreterin von Peter Fräßle. Ihr Amt übernimmt Doris Baumann. Der bisherige stellvertretende Verbandsdirigent Manuel Wagner stellte sich nicht mehr zur Wahl. Für ihn wählte die Versammlung Jörg Murschinski. Das neue Präsidium besteht aus Patricia Schmid, Johannes Brenke, Marina Reichmann, Jörg Murschinski, Doris Baumann, Jürgen Güll, Brigitte Russ, Felix Schreiner, Ralf Eckert, Rolf Gallmann und Annette Maier.

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"Unsere über 100 Mitgliedervereine leisten eine hervorragende Jugendarbeit"

Felix Schreiner wurde einstimmig als Präsident des Blasmusikverbandes Hochrhein wiedergewählt und nimmt zu aktuellen Fragen Stellung.

Peter Fräßle hat 34 Jahre lang als Verbandsjugendleiter den Blasmusikverband Hochrhein maßgeblich mitgeprägt. War es schwer einen Nachfolger zu finden, der freiwillig in so große Fußstapfen tritt?

Als ich 1986 auf die Welt gekommen bin, war Peter Fräßle bereits für die Jugendarbeit im Blasmusikverband zuständig. Ganze Generationen von Jugendlichen haben bei ihm ihre musikalische Ausbildung genossen und in Steinabad ihre Leistungsabzeichen erarbeitet. Zweifelsohne: Es sind große Fusstapfen, die er hinterlässt. Er hat aber auch selbst mitgeholfen, mit Marina Reichmann eine kompetente Nachfolgerin heranzuführen, die einen hervorragenden Zugang zur Jugend hat.

Der Blasmusikverband Hochrhein feiert im kommenden Jahr sein 100-jähriges Bestehen? Wie wird der Geburtstag gefeiert?

100 Jahre Blasmusik am Hochrhein bedeutet 100 Jahre Heimat, Kultur und Ehrenamt. Wer könnte sich ein Dorffest ohne den Musikverein vorstellen? Ich nicht. Deshalb werden wir gebührend feiern. Verteilt auf das Jahr 2020 werden wir Veranstaltungen im gesamten Verbandsgebiet durchführen. Neben mehreren Highlight-Konzerten, z.B. der Militärmusik Luxemburg, steht dann auch ein zentrales Festwochenende des Verbands am 26. und 27. Juni auf dem Program. Das findet gemeinsam mit der Stadtmusik Wehr und dem Musikverein Öflingen, der sein 125-jähriges Jubiläum feiert. Zudem wird die Hauptversammlung des Bund Deutscher Blasmusikverbände in unserem Verbandsgebiet stattfinden. Die Blasmusik wird sich vielfältig präsentieren.

Wie rüstig ist der Verband? Wie machen Sie den Verband als wiedergewählter Präsident fit für die Zukunft?

Mir ist um unseren Nachwuchs nicht bange, da unsere über 100 Mitgliedervereine eine hervorragende Jugendarbeit leisten. Gleichzeitig haben wir mit den gleichen Problemen zu kämpfen, wie andere: Die Gesellschaft verändert sich, die Bereitschaft in einem Verein Verantwortung zu übernehmen wird weniger. Ich sehe meine Aufgabe als Präsident darin, die Interessen des Ehrenamts und unserer Mitgliedsvereine zu vertreten und für weniger Bürokratie zu sorgen.

Sie haben angekündigt, Landrat Kistler einen Brief zu schreiben. Was wird drin stehen?

Mein Schreiben ist ein Beispiel für die Verbandsarbeit. In den vergangenen Wochen sind zahlreiche Vereine an mich herangetreten, da sie bei der Bewerbung ihrer Veranstaltungen und Konzerte keine Möglichkeit zur Anbringung von Plakaten und Schildern in der Nähe von Straßen hätten. Hier habe ich mich nun an den Landrat gewandt mit dem Ziel einer praxisnahen und unbürokratischen Lösung für die Vereine zu finden. Er hat bereits seine Unterstützung zugesagt.

Fragen: Kai Oldenburg