Vanessa Amann

Erleichterung und Freude zeigt sich bei den Badegästen über die langersehnte Öffnung des Familienbads am Erzinger Klingengraben. Denn der Unmut über die spätere Eröffnung des Schwimmbads reichte auch bis zum Bürgermeister – wird von ihm jedoch zurückgewiesen: „Die neue Corona-Verordnung wurde erst vor zwei Wochen veröffentlicht und wir brauchen natürlich auch Vorlaufzeit“, erklärt Ozan Topcuogullari.

Dies hat den Hintergrund, dass durch die stabile Sieben-Tage-Inzidenz von unter 35 im Landkreis Waldshut, die 3-G-Regelung – von Geimpften, Getesteten oder Genesenen – erst mit der landesweiten Verordnung vom 7. Juni ausgesetzt wurde. Außerdem habe die Personalsuche erst im letzten Moment eine Öffnung ermöglicht.

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Familie Meyer aus Grießen nimmt die derzeitigen Einschränkungen gerne in Kauf: „Hauptsache das Bad hat offen“, finden sie. Die Begrenzung auf 200 Badegäste kommt ihnen sehr gelegen, denn sie genießen die Ruhe und sehen den Besuch als „Luxus mit Corona-Plus“ an. Die längere Anlaufzeit sieht auch Felix Indlekofer nicht weiter tragisch: „Zur Überbrückung waren wir einmal in Lauchringen, jetzt sind wir einfach froh, dass das Bad endlich offen ist.“ Dennoch bevorzugt er das Lauchringer-System, da dieses einen spontanen Schwimmbadbesuch ermögliche.

Gleich am Eröffnungs-Samstag genießt Familie Meyer aus Grießen eine Erfrischung im Freibad und freut sich über das Ausbleiben der ...
Gleich am Eröffnungs-Samstag genießt Familie Meyer aus Grießen eine Erfrischung im Freibad und freut sich über das Ausbleiben der Menschenmassen. | Bild: Vanessa Amann

Buchungssystem vergrault Gäste

Während sich viele Einwohner aus dem Klettgau mit dem Buchungssystem arrangiert haben, gibt es andere die einen kurzfristigen Besuch vermissen oder mit dem Online-Portal nicht zurechtkommen. „Mit unseren Kindern ist das meist eine spontane Sache, ob und wann wir ins Freibad gehen“, erklärt Nicole Netzhammer. Da dies derzeit im Familienbad in Erzingen nicht möglich ist, zieht es sie ins angrenzende Hallau des Kantons Schaffhausen: „Da können wir spontan schnell rüber und so lange bleiben wie wir wollen“, sagt sie.

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Auch Nicola Netzhammer, die sich als „Spontan-Schwimmbadgängerin“ bezeichnet, kann mit dem Online-System nicht viel anfangen. „Ich bin immer gerne ins Erzinger-Schwimmbad gegangen, aber für mich ist das zu aufwendig“, berichtet sie. Außerdem betont sie den Wetterfaktor: „Was mache ich mit meinem gebuchten Ticket, wenn etwas dazwischenkommt oder das Wetter plötzlich umschlägt?“, gibt sie zu bedenken.

Doch nicht nur für kurzfristige Besuche stellt das System eine Hürde dar, sondern gerade auch für ältere Menschen. Simone Indlekofer, die im vergangenen Jahr eine passionierte Frühschwimmerin beim Buchen unterstützt hat, gibt einen Einblick: „Meine Tante ist über 80 und wäre gerne öfters ins Schwimmbad gegangen, aber sie wollte uns auch nicht immer zur Last fallen“.

Ein Blick in die „Badi“ nach Hallau

„Wir haben in diesem und im letzten Jahr viel mehr Gäste aus Deutschland“, sagt Hansjörg Schweizer, zuständiger Schwimmmeister im Hallauer-Freibad. Seiner Ansicht nach liege dies vor allem an den strengen Auflagen des Nachbarlands. „Bei uns kann man in dieser Saison einfach vorbeikommen, ohne eine Begrenzung der Besucherzahl“, ergänzt der Schwimmmeister.

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Er heißt die Gäste aus Deutschland jederzeit gerne willkommen – Einheimische sähen dies zum Teil anders. „Unsere Badi ist nicht mehr unsere Badi“, zitiert er Stimmen der Hallauer. Doch auch sie hätten Verständnis, dass jeder Gast dem Schwimmbad aus finanzieller Sicht helfe. An wirklich heißen Tagen, komme das Personal an ihre Kapazitätsgrenze. Doch dies sei ihm lieber, als wenn die „Badi“ menschenleer sei.