Lange war es an der Bewerberfront um die Nachfolge von Hohentengens Bürgermeister Martin Benz ruhig geblieben. Nun haben die Bürger mindestens zwei Kandidaten zur Auswahl. Denn: Das Hohentengener Grünen-Urgestein Peter Schanz hat seine Bewerbungsunterlagen eingereicht. Er tritt gegen Jürgen Wiener, stellvertretender Ordnungsamtsleiter von Waldshut-Tiengen, an.

Kandidat ist kein Unbekannter

Peter Schanz hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in der Region und darüber hinaus einen Namen gemacht. Er ist Inhaber eines der größten Architektenbüros im Landkreis. Mit seinen elf Mitarbeitern realisiert er nicht zuletzt namhafte, millionenschwere Projekte für Kommunen – von Feuerwehrhäusern bis Kindergärten und Flüchtlingsunterkünften.

Bekannt ist er aber besonders auch aufgrund seiner politischen Tätigkeit. Seit 39 Jahren ist Schanz Mitglied der Grünen. Lange war er unter anderem deren Kreisvorsitzender. 2013 kandidierte er für die Grünen um ein Bundestagsmandat. Nun will der 60-Jährige seine Laufbahn mit der Übernahme des Chefsessels in seiner Heimatgemeinde Hohentengen krönen.

Was reizt ihn am Bürgermeisteramt?

Zum einen sei seine Entscheidung pragmatischer Natur: „Ich habe in den vergangenen Monaten intensiv nach Kandidaten gesucht, jedoch leider nur Absagen erhalten“, schildert es der Kandidat im Gespräch mit unserer Zeitung. Vor gut drei Wochen habe er sich deshalb entschlossen, selbst zu kandidieren.

Außerdem: „Politik war für mich schon seit meiner Jugend eine Herzensangelegenheit“, sagt Schanz im Gespräch mit unserer Zeitung. Sonst hätte er sich nicht über einen so langen Zeitraum neben dem Beruf engagiert. Ebenfalls eine Herzensangelegenheit sei seine Heimatgemeinde Hohentengen, zu deren Weiterentwicklung er als Gemeinderat in verschiedenster Weise beigetragen habe.

Das Amt des Bürgermeisters gebe ihm also die Möglichkeit, beide Herzensanliegen zu verbinden. Nach seinem Rücktritt aus dem Wahlausschuss reichte Schanz am Donnerstag seine Unterlagen ein.

Er wolle allerdings lediglich eine achtjährige Amtszeit bestreiten. Dann sei Schluss: „Damit spart die Gemeinde sogar noch Geld, denn nach acht Jahren hat man als Bürgermeister noch keine Pensionsansprüche“, sagt er scherzhaft.

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Bis dahin hoffe er, dass sich die Gesellschaft so weiterentwickelt habe, dass ihn eine Nachfolgerin mit Kindern ablösen könne. Denn dass noch immer potentielle Kandidatinnen aufgrund ihrer familiären Situation eine Bewerbung ausgeschlossen hätten, erachte er als Anachronismus, den es in den kommenden Jahren zu beseitigen gelte.

Wo er seine Stärken sieht

Seine Willensstärke und die Bereitschaft, zur Erreichung von Zielen auch kreative Wege zu gehen, nennt er als persönliche Stärken. Diese habe er unter anderem unter Beweis gestellt, als es um die Behebung des Ärztemangels in Hohentengen ging, wie er sagt: „Am Ende konnten wir eine Ärztin dafür gewinnen, hier ihre Praxis zu eröffnen.“

Als ebenso bedeutsam sieht Schanz sein Expertenwissen im Bauwesen: „Bauangelegenheiten machen mehr als die Hälfte der Arbeit eines Bürgermeisters aus.“ Hier sei Sachkenntnis gefragt, so Schanz. „Mehr noch als als Verwaltungskenntnisse“, wie er hinzufügt. Denn für solche Spezialfragen gebe es im Rathaus genügend Mitarbeiter, die sich bestens auskennen, so Schanz weiter.

Ganz besonders sei er aber ein Kenner der Gemeinde, ihrer Projekte und der Herausforderungen. Diese, so stellt es Schanz dar, werden in absehbarer Zeit weder kleiner noch weniger, auch wenn in den vergangenen Jahren sogar namhafte Leuchtturmprojekte umgesetzt worden seien. Hier verweist Schanz nicht zuletzt auf die Kinderbetreuung und die Sicherung der schulischen Versorgung.

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Aber Themen wie der Fluglärm und das geplante Atommüllendlager in der Schweizer Nachbarschaft seien drängend und müssten auch in Zukunft ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Dass er hier keine Einarbeitungszeit benötige, weil er sich damit bereits seit Jahren auseinandersetze, wertet Schanz als Vorteil.

Mehr Klimaschutz, mehr Transparenz, mehr Teilhabe

Aber er wolle auch gestalten, sagt er. Mehr Transparenz bei Gemeindethemen, mehr aktive Einbeziehung der Bürger – die im gesetzten Alter ebenso wie die Jugendlichen -, nennt Schanz als wichtige Ansatzpunkte. Die modernen Medien böten so viele Möglichkeiten, die bislang kaum oder gar nicht genutzt werden. Auch eine Wiedereinführung der Bürgergespräche strebe er an.

Als „Mammutaufgabe“ bezeichnet Schanz auch das Ziel der Gemeinde, bis 2045 klimaneutral werden zu wollen. Diesbezüglich sei bisher viel zu wenig getan worden, gleichzeitig sehe er ein großes Potential.

Wie geht es jetzt weiter?

„Ich bin froh, dass es mir zwischenzeitlich gelungen ist, eine Nachfolgeregelung für mein Architektenbüro zu finden“, erklärt Schanz. Damit könne er in den Wahlkampf starten, den er mit der Freischaltung einer Homepage in den nächsten Tagen und Bürgergesprächen ab 6. März eröffnen will.

Klar geregelt sei auch, dass das Büro für die Dauer seiner Amtszeit keine Aufträge von der Gemeinde Hohentengen erhält, betont er.

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