Wenn Tiere in Not sind, kann Alexandra Brutsche einfach nicht wegsehen. Vor neun Jahren hat sie eine „Nebenstelle“ des Wildparks Waldshut aufgebaut, vornehmlich um kleine oder verletzte Wildtiere zu versorgen und wieder aufzupäppeln. „Ein Anruf vom Wildgehege, und ich sitze im Auto und bin schon da“, sagt die Görwihler Rebstock-Wirtin, denn die Hilfe für diese Tiere seien ihr das Wichtigste.

Ausgebildet und spezialisiert auf die Pflege von Wildtieren ist sie als ausgebildete Jägerin und hat einen versierten Tierarzt an ihrer Seite, der jederzeit und auf Abruf vor Ort sein kann. „Selbst sind wir aber natürlich auch mit allem veterinärmedizinischen Equipment ausgerüstet für alle Notfälle unserer Schützlinge“ sagt Alexandra Brutsche, die jedem ihrer Lieblinge eine optimale Pflege und Versorgung zuteil kommen lässt. „Jedes von ihnen hat eine eigene traurige Geschichte mitgebracht, bekommt hier einen eigenen Namen und darf sich wohl und geborgen fühlen“, sagt sie.

Zwergkaninchen mit überregionaler Bekanntheit

Da die Tiere für sie nicht nur Auftrag, sondern eine große Herzensangelegenheit darstellen, sind einige von ihnen auch zu echten Berühmtheiten geworden. Allen voran das Zwergkaninchen „Frau Rüble“, mit ihren amüsanten Erzählungen von den Erlebnissen bei „Mutti Alexandra“, die via Facebook Fans bis weit über die Grenzen der Region hinweg gewonnen haben.

„Wir haben schon lieben Besuch bekommen aus Südfrankreich. Die Familie ist extra wegen Frau Rüble angereist“, erzählt sie. Einmal habe ein Motorradfahrer aus Rottweil Station bei ihnen gemacht, nur um die kleine „Frau Rüble“ kennenzulernen, sagt sie und lächelt.

Seit Februar sind Zwergziege Rosalie und Alexandra Brutsche ein unschlagbares Team. Und dass Rosalie frische, saftige Blättlein liebt, ...
Seit Februar sind Zwergziege Rosalie und Alexandra Brutsche ein unschlagbares Team. Und dass Rosalie frische, saftige Blättlein liebt, weiß ihre Pflegemutti ganz genau. | Bild: Schneider, Sigrid

Ganz besonders aber habe die kleine Zwergziege „Rosalie“ die Menschen in und um Görwihl verzaubert. „Sie kam im Februar zu uns, da ihre Mutter sie nicht angenommen hat und wir haben sie großgezogen“, schildert Alexandra Brutsche.

Rosalie habe sich prächtig entwickelt und keinerlei Scheu vor Menschen oder menschlichem Treiben gezeigt, ganz im Gegenteil, meint ihre „Tiermutti“: „Sie ist wie ein Hund nur viel, viel intelligenter – eine kleine optimistische Ziege eben. Und manchmal meint sie auch, dass wir sind wie sie und immer wo etwas los ist, ist sie am liebsten mitten drin.“ Am liebsten mag sie Ausflüge zu Fuß an ihrer pinkfarbenen Leine oder auch im Jeep, leckere zarte Blättchen naschen und mit Max, dem Familienhund, spielen.

Kleines Rehkitz wieder aufgepäppelt

Ganz anders hat sich das Leben bei Alexandra Brutsche für das scheue Rehkitz Vita entwickelt, die durch Menschen, die sich mit Wildtieren nicht auskennen, fehlgeprägt worden ist und deren Leben am seidenen Faden hing.

„Vita hat erst Milch getrunken, nachdem unser Hund Max sie ausgiebig und liebevoll abgeleckt hat und so zum Mama-Ersatz für sie geworden ist – ohne ihn hätten wir Vita nicht durchgebracht“, erzählt Alexandra Brutsche. Auch die scheue Vita werde bei ihr bleiben, eine Auswilderung sei schlicht unmöglich.

Wenn sie sich etwas wünschen könne, dann wäre es das, dass die Menschen sich besser mit Tieren auskennen würden, sagt sie. „Wildtiere gehören nicht angefasst und nicht gefüttert – auch eingezäunte Ziegen, Alpakas oder Schafe etwa können angeschaut werden aber keinesfalls gefüttert. So viele Tiere müssen jämmerlich und qualvoll sterben, nur weil die Leute nicht nachdenken“, sagt sie traurig.

Um Leid zu lindern mache sie diese erfüllende Arbeit, die zu einem Lebensinhalt geworden sei, gerne. „Dafür nehmen wir gerne in Kauf auf Urlaub zu verzichten, früh aufzustehen oder in der Nacht Tierbabies alle zwei bis drei Stunden zu füttern und aufzupäppeln – das Leben mit unseren Tieren macht alles wieder wett.“

Die Geschichten von „Frau Rüble“ sind auf Facebook zu finden in der öffentlichen Gruppe „Ich wohne im Schwarzwald“.

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