Vor zwei Jahren verwüstete ein plötzliches Hochwasser große Teile des Ahrtals und brachte Tod und Zerstörung. Trotz vieler Bemühungen beim Aufbau ist dort noch längst nicht alles in Ordnung. Deshalb hat sich Hendric Schneider aus Döggingen in der vergangenen Woche wieder auf den Weg für Hilfesanierungsleistungen ins Ahrtal gemacht.

Es gäbe aktuell immer noch viele Baustellen, bei denen die Sanierungen stockten, da die erforderlichen Gelder noch nicht vorhanden seien. „Die Schere von schneller Hilfe bis hin zu null Aktivitäten ist im Ahrtal noch extrem breit.“ Oft stocke auch die notwendige Finanzierung für die Sanierung, obwohl das Haus inzwischen getrocknet wurde.
„Meistens fehle vor allem das Baumaterial für einen Neuaufbau, der von Fachkräften gemacht werden muss“, bilanzierte Schneider. Schon in den zurückliegenden Jahren habe er viel Spenden für Baumaterial gesammelt.
„Die meist gespendeten Materialien hab ich mit einem kostenlos zur Verfügung gestellten Lastwagen einer Bräunlinger Firma ins Ahrtal gefahren, damit zumindest ein Teil der Sanierungen voranging.“
Er könnte drei Laster pro Woche liefern
Kalkzementputz sei das aktuell am meisten benötigte Wiederaufbaumaterial. „Ich könnte drei Lastwagen in der Woche liefern und das würde immer noch bei weitem nicht ausreichen.“
Neuer Einsatz führt in drei Städte
Sein aktueller Hilfseinsatz führte ihn nach Bad Neuenahr, Walporzheim und Ahrweiler. Die Infos über notwendige Hilfeleistungen erhält er meist von den dortigen Hilfsteams, an diese er sich je nach Bedarf anschließt.
Da er in Döggingen wohne, fehle ihm der Überblick zu den dortigen Notwendigkeiten und wichtigen Hilfsmaßnahmen. Diese kennt das Team Ballern, mit dem er ständig Kontakt habe und sehr oft zusammenarbeite.
„Wenn ich einmal zwei Wochen nicht dort bin, dann hat sich schon viel Neues getan, auf das die Hilfsgruppen einen besseren Einblick haben.“ Ab und zu frage er auch bei anderen Hilfsgruppen nach, ob sie Unterstützung brauchten.
Auch als Lkw-Fahrer im Einsatz
In der vergangenen Woche hat er auf zwei Baustellen mitgeholfen und sprang beim ehrenamtlichen Pompi Express als Lkw-Fahrer ein. Er hat Bauschutt weggefahren und neues Material an die Baustellen gebracht.
Konzentriert hat er sich in der vergangenen Woche auf ein Fachwerkhaus in Ahrweiler, dessen Besitzer fast zwei Jahre warten habe müssen, bis ein Gutachter die Schäden aufnahm und damit auch die finanziellen Hilfen ermöglichte.
Der ältere Besitzer des Wohnhauses mitten in der Ahrweiler Altstadt, war bei der Katastrophe komplett geschädigt und hat versucht in Eigenregie einen Wiederaufbau zu starten. Dies gelang jedoch nur in geringem Umfang, er war total überfordert.
Eine Hilfsgruppe wurde auf dieses immer noch zerstörte Haus aufmerksam und leitete Maßnahmen ein. Sie half dem Mann, an Fördermittel zu kommen, was bei der dortigen Bürokratie nicht einfach sei, berichtete Schneider.

„So gingen wir daran, die Wände, in denen immer noch Schlamm steckte, richtig sauber zu machen und die Decke, die inzwischen schimmelig war, freizulegen und zum Teil abzutragen“, sagt Schneider.
Rund ein Drittel der Sanierungsvorhaben im Ahrtal seien schon, auch aufgrund von Versicherungsleistungen, ziemlich weit. Jedoch sei bisher nur ein Bruchteil der Hilfeleistungen vom Bund und Land ausbezahlt worden, was auch an der zum Teil sehr schwierigen und komplizierten Antragstellung liege, so Schneider.
Manche haben noch nicht einmal ein Gutachten
Unbürokratische Hilfeleistungen seien bisher nur wenige zu finden. Es gäbe sogar Geschädigte, die noch nicht einmal ein Gutachten über ihre Schäden vorliegen hätten. Auch dies zeige, dass es im Ahrtal noch viel zu tun gebe, nicht nur handwerklich oder für Baufirmen mit ihren Maschinen und auch in der Bürokratie seien Verbesserungen notwendig, erfuhr der Döggingen durch Gespräche mit Betroffenen.
Viele im Ahrtal seien von der Situation überfordert, weswegen auch zwei Jahre danach noch viele Hilfen notwendig seien.