Sie zogen den Hut vor der Schläue des Bibers: Oberbürgermeister Uli Burchardt und der Dingelsdorfer Ortsvorsteher Heinrich Fuchs. Immer wieder war der kleine Spazierweg durch den Dingelsdorfer Weiher überflutet. Auch hinzugezogene Experten waren überzeugt: Nur der kleine, scharfzahnige Biber könne schuld an der ständigen Überflutung sein.

Abgenagte Jungbäume säumen den Bach beim Dingelsdorfer Weiher. Das ist der Beweis, dass hier der Biber gelebt hat.
Abgenagte Jungbäume säumen den Bach beim Dingelsdorfer Weiher. Das ist der Beweis, dass hier der Biber gelebt hat. | Bild: Scherrer, Aurelia

Es war eine schier unendliche Geschichte, die im Jahr 2017 ihren Anfang nahm. Ein Biber hatte das Gebiet am Dingelsdorfer Weiher annektiert und zu seinem neuen Zuhause erklärt. „Er war eindeutig hier. Er hat Spuren hinterlassen“, bestätigt Heinrich Fuchs. Diese Spuren sind noch heute zu sehen. Die abgenagten Jungbäume entlang des Bachlaufs, der gen Dettingen führt, sprechen eine eindeutige Sprache.

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Der Verdacht war naheliegend

Parallel zum Auftauchen des Bibers war der Weg zwischen dem oberen und unteren Weiher immer wieder überflutet worden. Alle Fachleute waren sich einig: Der Biber ist der kleine Schlawiner! Am Bach, der als Auslauf des Weihers dient, hatte das possierliche Tierchen mit geschickter Pfote einen schicken Bau platziert. In Absprache mit dem Regierungspräsidium Freiburg wurden Rohre in die Biberbehausung eingebaut, damit das Wasser wieder abfließen kann.

Der Biber – alles andere als dumm – verließ seine von fremder Hand überarbeitete Wohnstätte und baute sich einige Meter weiter bachaufwärts ein neues Domizil. Bei einem Vororttermin im August 2021 wurde es OB Uli Burchardt, der auch trockenen Fußes den Weiher queren wollte, und Heinrich Fuchs zu dumm, mit dem kleinen Baumeister zu wetteifern.

Eigentlich sollten Oberbürgermeister Uli Burchardt (links) und der Dingelsdorfer Ortsvorsteher Heinrich Fuchs im Sommer 2021 an diesem ...
Eigentlich sollten Oberbürgermeister Uli Burchardt (links) und der Dingelsdorfer Ortsvorsteher Heinrich Fuchs im Sommer 2021 an diesem Weg, der den Dingelsdorfer Weiher zweiteilt, auf dem Trockenen sitzen. | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

Schließlich waren in den Weg schon Rohre eingebaut worden, damit das Wasser vom oberen in den unteren Weiher ablaufen kann. Doch auch die Rohre wurden immer wieder verstopft. Burchardt und Fuchs beschlossen, über dem aufgeschütteten und immer wieder unter Wasser stehenden Weg einen Steg zu bauen. Das Regierungspräsidium Freiburg hat sogar die Genehmigung erteilt.

Aber auch dieses Unterfangen, das mindestens 15.000 Euro gekostet hätte, war aufgrund des morastigen Untergrunds nicht so leicht umzusetzen. Die Fachleute überlegten. Es gab einigen Schriftverkehr zwischen den Behörden und „im November 2021 ging es mir auf den Nerv“, bekennt Heinrich Fuchs. Der schlaue Fuchs ging auf Spurensuche.

So große Steine kann kein Biber einen halben Meter tief in ein solches Rohr einbringen, weiß der Dingelsdorfer Ortsvorsteher Heinrich Fuchs.
So große Steine kann kein Biber einen halben Meter tief in ein solches Rohr einbringen, weiß der Dingelsdorfer Ortsvorsteher Heinrich Fuchs. | Bild: Scherrer, Aurelia

Sein Weg führte den Ortsvorsteher direkt zum alten Mönch, jener alten technischen Einrichtung, welche den Wasserstand des Weihers reguliert, damit Schwankungen des Wasserstandes minimiert werden können. Umgefallene Bäume lagen über dem Bach und waren schon von Brombeeren umrankt. Heinrich Fuchs legte Hand an, entfernte all das Naturmaterial, das den Ablauf verstopfte.

Der Rohrverstopfer ist ein Mensch

Doch kaum waren alle Zu- und Abflüsse gereinigt, schon waren sie wieder verstopft. In die Rohre waren große Steine gestopft worden. „Das schafft kein Biber“, stellt Heinrich Fuchs fest. Er fand aber noch weitere, eindeutige Indizien, die die Unschuldsvermutung bestätigten.

Fuchs fand nämlich an einer dieser „Bau“-Stellen, an denen man nicht so einfach hinlaufe, „einen Kassenzettel eines großen Discounters, den der zweibeinige Biber bei der Arbeit verloren hat“, erzählt der Dingelsdorfer Ortsvorsteher. „Der echte Biber ist damit fein raus.“

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Der menschliche Dammbauer und Rohrverstopfer machte jedoch weiter und versuchte, seine Untaten dem unschuldigen Biber in die Pfoten zu schieben. Er sägte frische Äste ab und versuchte, einen Biber-Bau nachzuahmen. Doch Heinrich Fuchs konnte er damit nicht in die Irre führen: „So baut kein Biber“, stellt er rundheraus fest. Fuchs zeigt ein Stück Holz: „Und so nagt kein Biber.“

Gemeinsam mit dem Naturschutzbund (Nabu), der für die Pflege dieses Naturschutzgebiets zuständig ist, hat die Dingelsdorfer Ortsverwaltung einen Zettel angebracht. „Uns ist es wichtig, zu informieren“, sagt Heinrich Fuchs. Die Regulierung des Wasserstands, der möglichst gleichbleiben sollte, habe den Schutz von Flora und Fauna, insbesondere der Wasservögel, zum Ziel.

Auch der Info-Zettel von Ortsverwaltung und Naturschutzbund hilft nicht.
Auch der Info-Zettel von Ortsverwaltung und Naturschutzbund hilft nicht. | Bild: Scherrer, Aurelia

Aber auch dieser Hinweis fällt nicht auf fruchtbaren Boden. „Er macht unverdrossen mit den Aufstauungen weiter.“ Das weitere Vorgehen? Der Dingelsdorfer Bauhof räumt ab, der Unhold stopft wieder zu – Woche für Woche.

Der Biber ist indes weitergezogen

„Der Biber ist unschuldig“, betont Heinrich Fuchs, der zwischenzeitlich herausgefunden hat, dass der nagefreudige Schelm das Weite gesucht hat. Fuchs bedauert den Wegzug des Bibers. Es scheint, als habe er die Nase voll von dem Menschen, der sein Habitus so stümperhaft nachzuahmen versucht und Unruhe in seinem Revier stiftet.

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