Biber sind putzig anzuschauende Tiere. Sie stehen unter strengem Naturschutz, und sie können mit ihrer Lebensweise den Menschen durchaus nützlich sein. Doch mitunter sorgen Biber auch für Probleme.
Das wissen die Zuständigen in der Allensbacher Verwaltung seit einigen Monaten aus eigener Erfahrung. Denn gleich an mehreren Stellen im Kaltbrunner- und im Mühlbach haben Biber Dämme gebaut, um das Wasser in eine für sie genehme Höhe zu stauen. Wenn dann wie zuletzt im Herbst und Winter mehr Wasser in den Bächen fließt, tritt es schnell über die Ufer.
An einigen Stellen habe die Gemeinde darauf reagieren müssen, erklärt Jürgen Böhler vom Ortsbauamt, aber natürlich seien alle Maßnahmen in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts und der Biberbeauftragten des Regierungspräsidiums (RP) vorgenommen worden.
„Wir tolerieren ihn gern“
Wobei Böhler grundsätzlich betont: „Es ist eine tolle Sache, dass der Biber da ist. Wir tolerieren ihn gern. Wir haben in Allensbach viel Fläche, wo er sich ausbreiten kann.“ Die im Auftrag des Regierungspräsidiums freiberuflich tätige Biberbeauftragte Bettina Sättele erklärt, es gehe auch darum, die Aktivitäten der Tiere in Bereiche zu lenken, die möglichst für sie selbst und die Menschen positiv seien.
Denn Biber brächten Auen in die Landschaft zurück, in denen das Wasser zurückgehalten werde – sozusagen natürliche und für Starkwassergebiete positive Regenrückhaltebecken. Bei Allensbach sei dies leider weniger der Fall
- Kaltbrunner Bach I: Nahe der kleinen Brücke südlich der Sportanlagen baute ein Biber einen Damm. Seit März/April sei das zu beobachten gewesen, so Böhler, doch: „Dann wurde es plötzlich massiver.“ Sättele erklärt: „Der Biber hat angefangen, als der Bach viel weniger Wasser hatte.“ Denn es seien keine typischen Landtiere, und sie bräuchten eine gewisse Wasserhöhe zum Schwimmen und Tauchen. Als dann im Herbst nach und nach mehr Wasser im Bach floss, habe es einen Rückstau Richtung Sportanlagen gegeben, erklärt Böhler: „Da hatten wir eine hohe Problematik. Es gab keine Wasserablaufmöglichkeit mehr. Unsere Drainage konnte nicht entwässern. Da konnten wir den Biber nicht mehr dulden.“ Sättele berichtet, man könne den Wasserstand zunächst verringern, indem man den Damm absenke. An dieser Stelle habe man ihn aber ganz entfernen müssen – und das sogar mehrfach, weil der Biber wieder nachgebaut habe. „Der Biber bleibt in der Regel, wenn das Gebiet für ihn gut ist“, erklärt die Fachfrau. Das Exemplar am Kaltbrunner Bach habe ein Revier von Minimum einem Kilometer Länge. Wobei sie anmerkt: „Der Baudruck beim Biber ist im Moment nicht hoch, weil es bedeutend mehr Wasser hat.“
- Kaltbrunner Bach II: Etwa 150 Meter östlich der kleinen Brücke hat der Biber ebenfalls einen Damm im Bach gebaut, berichten Böhler und Sättele. Das Problem sei hier, das es im nahen Waldstück eine Senke gebe, in die das Wasser fließen und von dort ins Gewerbegebiet gelangen könnte. In diesem Bereich habe man einen Bypass angelegt, damit ein Teil des Wassers abfließen könne.
- Kaltbrunner Bach III: Westlich der kleinen Brücke Richtung Fischerhaus sei der Biber momentan auch aktiv, erklärt Böhler, aber: „Da greifen wir nicht ein. Wir machen nur das, was unbedingt nötig ist.“ Die Gemeinde beobachte an den diversen Stellen die Lage, was der Biber wo macht, um notfalls reagieren zu können. Da er zuletzt im Bereich des Baches auch Bäume angefressen habe, schütze man diese mit Drahtmanschetten vor weiterem Verbiss – auch vorsorglich bei Baumarten, die dem Biber gut schmecken würden. Eine angefressene große Pappel und eine Kirsche habe man aber fällen müssen, weil diese auf die Sportanlagen hätten fallen können.

- Mühlbach I: Vermutlich ein weitere Biber hatte im Bereich der Oberen Mühle und der B 33-Baustelle einen Damm im Mühlbach gebaut. Auch hier, als der Bach deutlich weniger Wasser führte, so Sättele. Als dann mehr Wasser kam, habe es einen starken Rückstau gegeben, das Wasser sei in Richtung Mühle und in den Baustellenbereich geflossen, was dort schädlich sei. Deshalb habe man diesen Damm ein gutes Stück abgesenkt und würde dies erneut machen, wenn der Biber den Damm wieder aufbauen würde. Denn in diesem Bereich könnte das überlaufende Wasser zudem das Regenrückhaltebecken der B 33 fluten, erklärt Sättele. Dieser Standort so nah der Straße sei für den Biber aber ohnehin nicht gut: „Wir überlegen, wo wir ihn gewähren lassen.“
- Mühlbach II: Dieser oder noch ein weiterer Biber habe zudem im Mühlbach auf Höhe des Gewerbegebiets (Wehrle, Radhaus) einen Damm gebaut, allerdings östlich der Kreisstraße, berichten Jürgen Böhler und Bettina Sättele. Betriebe müssten hier zwar kein Eindringen von Wasser fürchten, doch auch dieser Bereich werde weiter beobachtet, ob möglicherweise landwirtschaftliche Flächen betroffen seien.