Die Konzilstadt ist um mindestens drei tierische Bewohner reicher geworden. Am Grenzbach und im Hockgraben sind seit einigen Wochen Biber sesshaft und beschäftigen seitdem die zuständigen Grünpfleger der Stadt. Denn diese mussten bereits mehrere Bäume fällen, und sind zudem bemüht, Überschwemmungen durch die emsigen Tiere zu verhindern.
Biber gibt es immer wieder in Konstanz. Im Wollmatinger Ried bei der Kläranlage, am Seerhein im Stromeyersdorf oder auch im Klausenhorner Moos in Wallhausen leben die Nager unter genauer Beobachtung der Technischen Betriebe Konstanz (TBK) bereits seit mehreren Jahren. Doch seit etwa Ende November haben es sich hier drei weitere Artgenossen gemütlich gemacht, die sich eigenhändig ihre optimalen Lebensbedingungen schaffen.
Der Egger Dorfbach, der durch den Hockgraben fließt, ist eigentlich nicht tief genug, damit sich Biber darin wohlfühlen – es sei denn, der Bach wird aufgestaut. Das dachten sich auch die Biber und bauten im Bereich zwischen Sportplatz und Mainaustraße im Dickicht vor einigen Wochen einen Biberdamm.
Noch deutlicher lässt sich das Treiben der Nager am Grenzbach, auch Saubach genannt, im Paradies zwischen Europa- und Schulthaißstraße beobachten. Dort haben sich seit etwa November vergangenen Jahres mindestens zwei Biber heimisch gemacht und beschäftigen seitdem die TBK. Die Tiere hatten bereits mehrere teils dicke Bäume so weit abgenagt, dass diese entweder von alleine umfielen oder aus Sicherheitsgründen gefällt werden mussten.

Um die anderen Bäume am Grenzbach vor den Nage-Attacken der Biber zu schützen, hat die Stadt Metallgitter um die Stämme von noch unversehrten Bäumen gewickelt. Die Gitter sollen die Nager nun fernhalten. Denn, dass weitere Bäume wegen der Biber abgeholzt werden müssen, soll unbedingt vermieden werden.
„Wir wollen unseren Baumbestand schützen“, erklärt Andreas Hoffmann, Abteilungsleiter Grünpflege der TBK. „In einem Wald ist der Biber kein Problem. In einer städtischen Gegend, wo wir keinen so üppigen Bestand haben, können wir uns das jedoch nicht leisten. Wenn der Biber im gesamten Gebiet um den Grenzbach herum alle Bäume abnagt, haben wir ein Problem.“

Die Gitter helfen: Seitdem sie angebracht wurden, wurde kein weiterer Baum mehr angebissen. Auch einen kleinen Damm haben die Biber am Grenzbach bereits errichtet, diesen haben die Grünpfleger allerdings schnell wieder entfernt. Denn in dicht besiedelten Gebieten, wo die natürlichen Überflutungsflächen längst bebaut wurden, ist die Gefahr, dass Wohnungen oder Keller in der Nähe der Gewässer mit Wasser volllaufen, recht hoch.
Die Maßnahmen, die die Experten ergreifen, können vielfältig sein. Oft genügt es schon, bei Dämmen Drainagen einzubauen, sodass das angestaute Wasser langsam wieder abfließen kann, so Hoffmann. Bäume können mit spezieller Farbe bestrichen oder ganze Areale eingezäunt werden. Wie die Grünpfleger aus Konstanz vorgehen, können sie nicht eigenmächtig bestimmen.
Die Abstimmung mit dem Biberbeauftragen des Landesnaturschutzbundes sei bei jeder Maßnahme erforderlich, so Hoffmann. Denn Biber werden vom Naturschutzrecht streng geschützt. Sie aus Konstanz zu vertreiben, ist also nicht das Ziel von Andreas Hoffmann und seinen Kollegen. „Die Biber schaffen sich ihren Lebensraum, wo sie wollen und können dabei in einen Konflikt mit dem Menschen treten. Unser Ziel ist es, dass wir koexistieren können.“