Das Wehrabecken steht kurz vor der vollständigen Entleerung. Schon seit einigen Tagen ist der Wasserspiegel des Staubeckens auf das Minimum heruntergefahren, das Kavernenkraftwerk hat seinen Betrieb bereits eingestellt. In der kommenden Woche plant das Schluchseewerk nun die Restentleerung: „Von Donnerstag bis Samstag wird das restliche Wasser in das Oberbecken auf dem Hornberg gepumpt“, erklärt der Pressesprecher des Unternehmens Peter Steinbeck auf Anfrage unsere Zeitung. Dort wird das Wasser in den nächsten Monaten „geparkt“.
Die Vorbereitungen für das Abpumpen gestalteten sich für das Schluchseewerk schwieriger als angenommen. Eigentlich war geplant, dass die Sedimente, die sich im Lauf der Jahre auf dem Grund des Beckens angesammelt hatten, von einem Saugbagger entfernt werden. Dazu hatte das Schluchseewerk zwei Rohrleitungen über die Talsperre verlegt und zwei Sedimentlagerplätze vorbereitet. Was in der Theorie gut klang, war in der Praxis nicht so einfach zu realisieren. „Die Sedimente auf dem Grund des Beckens waren zu fest verbacken und nicht so einfach zu lösen. Außerdem verstopften dicke Steine und alte Holzteile immer wieder die Rohrleitungen“, so Steinbeck. In Absprache mit der Genehmigungsbehörde wird nun auf das vollständige Entfernen des Materials verzichtet, lediglich das frühere Flussbett der Wehra wurde mit Hilfe eines zweiten, auf einem Ponton schwimmenden Bagger vom Sediment befreit.

Bei einer hydrogeologischen Untersuchung konnte der Erfolg der Maßnahme bestätigt werden: Das Flussbett, durch das die Wehra im nächsten halben Jahr wieder fließen soll, ist mittlerweile wieder frei. „Wir müssen sicher gehen, dass keine Sedimente aus dem Becken in den Unterlauf der Wehra gespült werden“, so Steinbeck, denn dies könnte den Lebensraum von Tieren zerstören. Dies sei zwar angesichts der Festigkeit des Materials zwar unwahrscheinlich, dennoch trifft das Schluchseewerk einige Vorkehrungen: Eine alte Baugrube beim Staudamm werde als Ruhezone für das Wasser genutzt. Hier könnten sich angespülte Teile absetzen, bevor das dann klare Wasser in den Unterlauf der Wehra geleitet werde.
Dass nun deutlich weniger Sedimente abgepumpt wurden, hat auch zur Folge, dass der vorgesehene Lagerplatz an der Industriestraße nun doch nicht gebraucht wird. „Wir werden diese Fläche zurückbauen“, so Steinbeck. Und auch der Lastwagenverkehr für den Abtransport der Sedimente wird nun deutlich reduziert.
Wer einen Blick in das leere Becken werfen oder in den nächsten Monaten die Sanierungsarbeiten beobachten will, sollte dies nicht direkt vom Beckenrand tun. Denn der Staudamm und die Wanderwege rund um das Becken sind aus Sicherheitsgründen bereits gesperrt. Auf der Westseite des Beckens wurde allerdings ein Aussichtspunkt eingerichtet. Eine Infotafel erklärt den Spaziergängern die Sanierungsmaßnahme. Erreichbar ist der Aussichtspunkt auf dem Wanderweg vom Wolfsristkopf in Richtung Mettlenhöfe.
Die Sanierungsmaßnahme
Grundsätzlich wird das Schluchseewerk in den nächsten Monaten alle Bauteile, die unter der Wasseroberfläche liegen, überprüfen und erneuern.
- Abdichtung des Staudamms: Auf der gesamten Fläche des Staudamms wird die Asphaltbetonabdichtung saniert. Auf die bestehende Abdichtung wird eine zweite Schicht aufgebracht, dazwischen eine Drainageschicht, mit dem künftig undichte Stellen detektiert werden können.
- Sanierung der Durchflusslaufwerke: Alle Absperrorgane werden überprüft, saniert und erneuert. Bei den Einläufen werden die Rechen ausgebaut und mit Korrosionsschutz versehen. Außerdem werden Schäden in den Betonbauwerken repariert.
- Ergänzende Hochwasserentlastung: Mit dem Bauwerk auf der Westseite des Staudammes werden extreme Hochwasserzuflüsse abgeführt. Hier werden Beton-Bohrkerne entnommen, um aus deren Zustand weitere Sanierungsmaßnahmen ableiten zu können.
- In der Kaverne: Den Stillstand des Kavernenkraftwerks nutzt das Schluchseewerk für weitere Revisonsarbeiten. So werden einige Maschinen und Generatoren erneuert. (job)