Swingend und groovend, cool und jazzig ging es zu beim Schlosskonzert des Oberrheinischen Sinfonieorchesters in der gut besuchten Stadthalle. Der in Wehr gern gesehene Klangkörper empfahl sich als energische Jazzband in der „Rhapsody in Blue“, dem Instrumental-Hit von George Gershwin. Schon als das berühmte Klarinettenglissando (souverän geblasen von David Glenn) sich in die Höhe schraubt, hatten die Oberrheinischen gewonnen. Unter Leitung ihres dynamischen Dirigenten Siping Wang spielen sie diese „Blaue Rhapsodie“, in der E- und U-Musik verschmelzen, mit dem nötigen Drive.

Fantastisch war der Schweizer Solist Marc Hunziker, der sich nach Worten der Kulturamtsleiterin Katharina Reitinger selber gar nicht Solist nennen will, sondern „Flügel-Botschafter“. Er hat diesen Klavierklassiker mit toller Dynamik gespielt und sich dabei mehr noch als „Flügelstürmer“ hervorgetan. Gespielt wurde nicht die originale Version, sondern eine Bearbeitung, in der Hunziker das Stück mit hörbarer Lust an der Improvisation mit spontanen Erweiterungen um effektvolle Wirkungen bereichern konnte. Das Orchester kam als „Big Band“ wunderbar zurecht mit den jazzigen Akzentuierungen, Rhythmuswechseln und Tempoverschiebungen. Diese Jazzversion zeigte den altbekannten Klassiker in einem neuen Licht. Das gefiel dem Wehrer Publikum außerordentlich und es erklatschte sich eine jazzige Zugabe des Pianisten.

War der unterhaltende Teil schon mit dem rechten „Wumms“ gespielt, so zogen die Musiker in den klassischen Programmpunkten, der Mozart-Ouvertüre zu „Don Giovanni“ und der siebten Beethoven-Sinfonie, ihre Zuhörer mit dramatischer Wucht in den Sog der Musik. Die „Siebte“ von Beethoven war sicher eine Herausforderung für die Amateure, was die Intonation betraf. Siping Wang legt sie heroisch an und führt seine Musiker in einen Taumel der Ecksätze bis ins tumultuöse Finale, aufgebrochen durch die Ruhe und innere Spannung des zweiten Satzes. Dieses Allegretto musste die Zugabe sein.