Nach intensiver Diskussion stimmte der Gemeinderat mehrheitlich gegen den Ankauf des von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen neuen Fahrzeugs für den Bürgerbus. Neben den nur gering gestiegenen Fahrgastzahlen seit der Einführung im März bemängelten die Stadträte auch die Qualität des vorgeschlagenen Fahrzeugs.

Barrierefreiheit

Damit sollte einer der Hauptkritikpunkte beseitigt werden: Das aktuell genutzte Modell ist nicht barrierefrei. „Die Nachfrage ist da“, sagte Bürgermeister Michael Thater, aber: „Das aktuelle Fahrzeug ist suboptimal, darum nutzen es weniger Fahrgäste.“ Das den Gemeinderäten vorgestellte Fahrzeug mit Niederflurbauweise und automatischen Türen könne für rund 13 000 Euro angeschafft werden. Allerdings weise es drei Makel auf, so der Bürgermeister: Es ist 18 Jahre alt und wurde mit knapp 580 000 Kilometern bereits reichlich genutzt. Hinzu komme die Schadstoffklasse Euro 2 und die entsprechende Steuerbelastung.

Ein ausgelutschtes Auto

Für das Fahrzeug spreche laut Umweltbeauftragtem Clemens Thoma, dass es 2013 komplett überholt wurde. Auch sei die Auswahl an barrierefreien Kleinbussen am Markt gering. „Ein Kompromiss“, so Bürgermeister Thater, mit dem die meisten Stadträte nicht einverstanden waren. „Das ist ein ausgelutschtes Auto“, sagte Karin Gallmann (SPD). Die Fraktion habe mit Experten Rücksprache gehalten, das Fahrzeug habe zu viele Mängel. „Macht es Sinn, so eine Dreckschleuder anzuschaffen?“, fragte auch Bernhard Stockmar (CDU). Der Bürgerbus sei eine gute Einrichtung, zuerst müssen es aber mehr Fahrgäste werden. „Zuerst müssen wir am Konzept feilen“, so auch die Forderung von Martina Meyer (FW).

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Claudia Arnold (Grüne) begrüßte die von Thoma angekündigte Überarbeitung der Routen vier und fünf. „Ein Fahrzeugkauf ist verfrüht, erst braucht es eine Aufwärtstendenz“, so Arnold. Ein einfacher Einstieg sei wünschenswert, doch seien es zu wenige Fahrgäste, sagte Walter Traichel (Rep).

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Trotz der Bedenken stimmten die CDU-Stadträte sowie Eugen Mulflur (FW) und Bürgermeister Thater für die Anschaffung, die Mehrheit von SPD, Grünen und Freien Wählern jedoch dagegen. Man werde weiter nach einem passenden Fahrzeug suchen, auf Anregung von Stadtrat Vito Doria (Grüne) eventuell auch bundesweit, so das Fazit der Stadtverwaltung. Verbesserungen sollen nun durch Anpassungen des Fahrplans und ab Dezember zusätzlich durch das Aushängen des Fahrplans an der Hälfte der Haltestellen geschehen, erklärte Thoma.

Der Bürgerbus in Zahlen

  • Das Anbegot: Ein Kleinbus, elf ehrenamtliche Fahrer und fünf Linien mit insgesamt 62 Haltestellen – seit Anfang März dieses Jahres ist der Bürgerbus als Ersatz für das Wehrer Stadttaxi unterwegs. Im Stundentakt verbindet der Bus die Randbereiche der Stadt Wehr mit der Seniorenresidenz Adler. Angefahren werden außerdem auch Arztpraxen und Einkaufsmöglichkeiten. Der Bus ist jeweils halbtags am Dienstag, Donnerstag und Freitag unterwegs.
  • Die Auslastung: Im April nutzen durchschnittlich gut vier Fahrgäste pro halbem Tag das kostenfreie Angebot, zuletzt im Oktober knapp sieben: „Wir haben seit Juli eine stabile Steigerung der Fahrgastzahlen“, freut sich Clemens Thoma. „Wir streben kurz- bis mittelfristig eine Verdopplung der Fahrgastzahlen an.“ Dies soll nur zunächst durch Anpassungen des Fahrplans geschehen, nicht aber durch einen neuen Bus. So wird die Linie 4 Richtung Fischbühl auf dem Rückweg über Schmidts Markt und Modehaus Bär zur katholischen Kirche fahren. Auch die Linie 5 nach Öflingen wird erweitert: Zukünftig soll es eine Schleife über die Mühlenstraße geben.