Julia Becker

Vor drei Monaten startete das kostenlose Mobilitätsangebot der Stadt Wehr: Doch dem Ersatz für das Stadttaxi mangelt es nicht an Bekanntheit, dafür aber noch an Fahrgästen. Mit Informationsveranstaltungen und viel Werbung sollen besonders ältere Bürger für den Bus gewonnen werden.

"Wir freuen uns über den hohen Bekanntheitsgrad und sammeln bereits Rückmeldung von Fahrern und Gästen, um das Angebot zu optimieren", so die Zwischenbilanz vom Umweltbeauftragten Clemens Thoma. Denn mit durchschnittlich zehn Fahrgästen pro halben Tag sei das Angebot natürlich noch lange nicht ausgelastet. So scheint der Fahrplan bei vielen potenziellen Fahrgästen nicht hinreichend bekannt zu sein.

Dem soll nun mit weiteren Informationsveranstaltungen bei der Bürgerstiftung Abhilfe geschaffen werden. Außerdem sollen die Haltestellen mit Fahrpläne ausgerüstet werden, an denen dann auch der entsprechende Name des Haltepunkts vermerkt ist. "Solche Anregungen durch die Fahrgäste sind wichtig, um ein bedarfsgerechtes Angebot zu schaffen", so Thoma. Natürlich sei ein nach Fahrplan verkehrende Bus etwas anderes als der Vorgänger, das individuell bestellbare Stadttaxi. "Doch wir haben versucht, die Fahrpläne gerade für Arztbesuche und Einkäufe zu optimieren," erläutert Thoma.

Am beliebtesten seien die Stecken Meierhof und Öflingen, berichtet der ehrenamtliche Fahrer Walter Sielaff von seinen Erfahrungen. In der Zelg hingegen nehme er selten Fahrgäste auf. Vermutlich sei der Bedarf hier durch die nähe zu Einkaufsmöglichkeiten und die von Familien geprägte Struktur nicht so stark, vermutet Thoma. Interessant seinen die ganz Unterschiedlichen Nutzungen des Angebots, bereitet Sielaff von seinen Erfahrungen: So hätte eine Gruppe Wehrer den Bus mal zu einer Stadtrundfahrt genutzt und auch Schüler verkürzen sich so gerne den Heimweg. Und manch rüstiger Fahrgast nutzt den Weg in die Stadt für einen Spaziergang und fährt dann mit dem Bus heim. "Auch wen sich unser Angebot gezielt an ältere Bürger richtet, ist uns jeder Fahrgast willkommen!" betont Thoma hierzu. Wenn genug Platz sei, könne auch jeder mitfahren. "Viele kennen den Bus, aber wissen noch nicht, dass die Mitfahrt umsonst ist" wundert sich der Fahrer Sielaff.

Der Pensionär ist einer von zehn ehrenamtliche Fahrern, die regelmäßig für den Stadtbus zur Verfügung stehen. Dazu gehört auch, den Fahrgästen gelegentlich beim Einstieg zu helfen. Denn das aktuell genutzte städtische Sozialmobil ist leider nicht für den Linienverkehr ausgelegt, so Clemens Thoma. Ganz pragmatisch wurde darum ein kleiner Hocker als Einstiegshilfe "nachgerüstet", die Anschaffung eines neuen Busses ist bereits in Planung. Barrierefrei soll das neue Fahrzeug sein, vielleicht sogar mit Elektroantrieb. "Wir tauschen uns hierzu mit den Murgern aus, die Mittel im Haushalt stehen auf jeden Fall zur Verfügen", so Thoma. In der Nachbargemeinde ist das 2013 gestartete Projekt mittlerweile ein überregional bekanntes Erfolgsmodell.