Eine personelle Veränderung steht im Bausektor der Waldshut-Tiengener Stadtverwaltung an bedeutender Stelle an: Nach zehn Jahren im Amt verabschiedet sich Stadtbaumeisterin Jutta Oehl in den Ruhestand. Ihr Nachfolger ist Jürgen Gamp – von Hause aus Bauingenieur und in der Region keineswegs unbekannt.

Für die Stadtbaumeisterin schließt sich der Kreis

Eigentlich wäre ihr Übergang in den Ruhestand schon vergangenen September angestanden, schildert Jutta Oehl. Doch verschiedene Faktoren hätten dazu beigetragen, dass sie noch einige Monate angehängt hat. Die Freude an ihrer Arbeit zum Beispiel, und die damals „personell etwas holprige“ Situation in der Bauabteilung.

Damit schließt sich für die scheidende Stadtbaumeisterin gewissermaßen auch ein Kreis, denn als sie vor zehn Jahren die jahrzehntelange selbständige Architektentätigkeit zugunsten einer Anstellung in der Baurechts-Abteilung der Stadt Waldshut-Tiengen aufgab, trat sie eine Stelle an, die längere Zeit vakant und dann übergangsweise versehen worden war.

Arbeitsbereich bietet ungeheure Vielfalt

Und spannend sei die Tätigkeit von Beginn an gewesen, sagt Oehl. Gerade auch wegen der Vielfalt an Aufgaben: „Für mich brachte die Aufgabe sehr viele neue Themen mit sich.“ Das galt gerade für Bereiche wie Gewerbebauten, Denkmal- oder Brandschutz. „Aber da ich eine sehr unternehmungslustige Persönlichkeit bin, habe ich mich mit Freude eingearbeitet und weitergebildet.“ Dass dabei im Rahmen der geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen ein hohes Maß an eigenverantwortlicher Arbeit erforderlich war, sei ihr sehr entgegengekommen, sagt.

„Selbständiges Arbeiten in kollegialem Umfeld“ – so bezeichnet Jutta Oehl ihre Tätigkeit als Stadtbaumeisterin, wobei: „Ich hatte wirklich großes Glück, durchweg gute und engagierte Kollegen zu haben, die mit großer Einsatzbereitschaft am Werk waren.“ Nicht zuletzt deswegen habe sie in Waldshut-Tiengen eine schöne Zeit verlebt.

Denkmalschutz entwickelte sich zur Herzensangelegenheit

Dabei sei der Bereich Denkmalschutz für sie im Lauf der Zeit zum Lieblingsthema avanciert – „auch wenn ich mir dabei längst nicht nur Freunde gemacht habe“, wie sie schmunzelnd hinzufügt.

Denn der Umgang mit den zugehörigen Auflagen sei für betroffene Hausbesitzer alles andere als einfach. „Aber andererseits sind unsere historischen Innenstädte ein Schatz, der bei Besuchern unheimlich Anklang findet. Dementsprechend müssen wir darauf achten, dass das so bleibt.“

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Mehr als 2000 Bauanträge bearbeitet

Themen wie die Kornhaus-Sanierung gehörten freilich ebenso zu Jutta Oehls Arbeitsbereich, oder auch das Klettgau-Carré, ein Vorhaben, dass sie von Beginn an beschäftigt habe, das sie nun aber an ihren Nachfolger weitergeben wird. Darüber hinaus sind mehr als 2000 Bauanträge über ihren Schreibtisch gegangen, dazu zahllose unverbindliche Anfragen, deren Prüfung aber gleichwohl viel Zeit beansprucht habe.

Dass in den vergangenen Jahren wichtige Schritte in Richtung Digitalisierung gemacht wurden, wertet sie vor diesem Hintergrund als wichtigen Fortschritt, den es weiterzuverfolgen gelte, denn: „Es ist schon deutlich leichter, wenn man anstatt mit Packen Papier mit einem Tablet-Computer zu einer Bauabnahme gehen kann.“

Wann und ob es überhaupt jemals ein komplett papierfreies Bauwesen geben wird, bleibe abzuwarten. Darin ist Oehl sich mit ihrem Nachfolger Jürgen Gamp einig.

Nachfolger kennt Bauszene am Hochrhein von der Pieke auf

Und Gamp ist einer, der das Bauwesen am Hochrhein aus verschiedenen Perspektiven kennt, sei auch „familiär vorbelastet“, wie er sagt. Nach dem Abitur absolvierte er zunächst eine Zimmermannsausbildung, ehe ein Bauingenieurs-Studium in Konstanz folgte. Bauingenieur ist er seit 23 Jahren. Tätig war er sowohl in der freien Wirtschaft, unter anderem als Bauleiter im Tiefbau und Straßenbau bei der Firma Schleith und zuletzt in der Geschäftsführung des Planungsbüros Kaiser in Tiengen. Als Ortsbaumeister der Gemeinden Lauchringen und Ühlingen-Birkendorf sammelte er aber auch Verwaltungserfahrung. Mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern lebt er in Weilheim.

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Er verfüge über ein großes Netzwerk in verschiedene Bereiche, kenne Architekten und Bauunternehmer, aber ebenso Verwaltungsabläufe und die Nöte von Bauherren genau – und habe bereits wichtige Einblicke in seine künftige Arbeit gewinnen können, sagt Gamp: „Ich wurde in den vergangenen drei Monaten sehr gut eingearbeitet und freue mich sehr auf die bevorstehenden Aufgaben.“

Vorfreude auf bevorstehende Aufgaben ist groß

Generell seien die Rahmenbedingungen im Bauwesen aktuell zwar nach einem viele Jahre währenden Boom nicht die allerbesten, was sich nicht zuletzt an Rückgängen im Bereich der klassischen Einfamilienhäuser bemerkbar mache. Dass er sich über Arbeitsmangel beklagen müssen werde, glaubt Jürgen Gamp dennoch nicht, zumal weiterhin eine rege Bautätigkeit zu erkennen sei: „Es ist auf jeden Fall ein anspruchsvoller Job, bei dem man genau hinschauen muss.“

Offizielle Übergabe der Amtsgeschäfte ist am 20. September. Dann werde sie „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ ihre Rathausschlüssel abgeben und sei fortan Rentnerin, sagt Jutta Oehl. Pläne für die Zeit nach dem Berufsleben habe sie reichlich. In Calw habe sie neu gebaut, vor allem freue sie sich auf mehr Zeit für ihre Hobbys.

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