Nach 15 Jahren in kommunalpolitischen Ämtern und Würden, zieht Johannes Sandrock einen teilweisen Schlussstrich: Für den Gemeinderat Waldshut-Tiengen, dem er drei Amtszeiten als Mitglied der SPD-Fraktion angehörte, wird er nicht mehr kandidieren, eine Verlängerung seines Mandats als Kreisrat der SPD strebt er derweil durchaus an.
Beruf und Ehrenamt schwer zu vereinbaren
„Ich habe mir diese Entscheidung alles andere als leicht gemacht“, schildert Sandrock im Gespräch mit unserer Zeitung. Bereits vor fünf Jahren habe er gehadert, sich dann aber für eine weitere Kandidatur entschieden. Das war von Erfolg gekrönt: Mit 3506 Stimmen erzielte der heute 38-Jährige damals das beste Einzelergebnis der SPD-Liste. Damals gelang ihm auch der Einzug in den Kreistag.
Doch beide Mandate seien in der Kombination auf Dauer zu zeitaufwendig und ließen sich auch schwer mit seinem Arbeitsplatz in der Schweiz vereinbaren, so Sandrock. Zumindest eines wolle er daher abgeben. Da er als examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger ein besonderes Interesse an der Gesundheitsversorgung habe, wolle er die auf Kreisebene laufenden Vorhaben, gerade der Krankenhausneubau in Albbruck, gerne weiter begleiten, begründet er den Verzicht auf die Gemeinderatskandidatur.
Tiefpunkt der gesamten Laufbahn: Schließung des Arbeitsplatzes
Mit dem Thema Gesundheitsversorgung sei derweil auch der Tiefpunkt seiner Gemeinderatsarbeit eng verknüpft, wie er sagt. Denn als Gemeinderat von Waldshut-Tiengen hatte er im Jahr 2017 die Aufgabe, der Schließung des Bad Säckinger Klinikums zuzustimmen. „Damals waren Landkreis und Spitalfonds Waldshut noch gemeinsam Träger der Spitäler“, erinnert Sandrock.
Dieser Beschluss habe ihn aber dann auch persönlich getroffen, denn er hatte in Bad Säckingen nicht nur seine Ausbildung absolviert, sondern war bis zur Schließung dort beschäftigt, wie er sagt. Und dennoch: „Am Ende waren leider die Zwänge so groß, dass es gar keine Alternative mehr gab.“
Mit solch schwierigen, bisweilen unpopulären Entscheidungen seien der Gemeinderat und er selbst im Lauf der Jahre immer wieder konfrontiert worden. Die Diskussion um das Waldshuter Schwimmbad sei ein solcher Fall gewesen, erinnert sich Sandrock. „Ich stehe immer noch zu meiner ablehnenden Haltung“, betont er. Aber: „Ich fand es auch bewundernswert, dass die Entscheidung des Gemeinderats auf demokratischem Wege gekippt wurde.“
Jedoch ist ihm auch wichtig, dass sich kein Stadtrat seine Entscheidung in derartigen Fällen leicht mache – und der häufig gehörte Vorwurf, das Abstimmungsverhalten hänge mit dem Wohnort zusammen, weist er ebenso entschieden zurück: „Ich habe Waldshut und Tiengen immer als Gesamtstadt gesehen und lebe das auch so.“
Viel bewegt für die Stadt
Aber auf der anderen Seite stehen etliche Großprojekte, die für die Stadt ein großer Gewinn seien, wenngleich der Weg zum Ziel steinig gewesen sei. Die Stadthallensanierung, das Kornhaus, die Feuerwehr-Kita oder das umfangreiche Schul-Modernisierungsprogramm der vergangenen Jahre zählt Sandrock dazu. Auch die Kunstrasenplätze für die Fußballvereine gehörten in diese Auflistung: „Auch diese waren umstritten, sind aber ein wichtiger Faktor, wenn es um Jugendarbeit, Begegnung und Integration geht“, ist Sandrock überzeugt.
Geschätzt habe er darüber hinaus auch die stets konstruktive Stimmung und Zusammenarbeit in der SPD-Fraktion. Ebenso habe er fraktionsübergreifend mit den Ratsmitgliedern gute Erfahrungen gemacht, auch in den schwierigen Phasen, die hinter dem Gremium liegen, sagt Sandrock mit Blick auf den intensiven OB-Wahlkampf des vergangenen Jahres.
Nachdem er selbst bereits mit 23 Jahren sein Mandat als Gemeinderat errungen habe, freue er sich umso mehr, dass dieses Mal sogar schon 16-Jährige als Kandidaten antreten dürfen. „Junge Leute sind die Zukunft unserer Stadt, daher ist es wichtig, dass sie auch mitreden und mitgestalten können“, sagt Sandrock. Nur so könne gewährleistet werden, dass sie auch hier bleiben.