Mit 29 Jahren startet manch ein Jungpolitiker erst so richtig durch, Maximilian Wagner hängt seine politische Laufbahn derweil an den Nagel. Nach fünf Jahren als Fraktionsmitglied der CDU im Waldshut-Tiengener Gemeinderat ist Schluss. Zumindest bis auf Weiteres. Wie er die Zeit im Gremium erlebt hat, warum er aufhört, es aber dennoch für richtig hält, dass sich nun auch schon 16-Jährige für ein kommunalpolitisches Amt bewerben können, erzählt er im Gespräch mit unserer Zeitung.
Warum schon Rückzug nach einer Amtszeit?
Frust oder Überdruss? Das seien nicht die Gründe für seinen Rückzug aus der Kommunalpolitik, sagt Maximilian Wagner: „Das hat vor allem berufliche Gründe.“ Im elterlichen Betrieb, dem Getränkeland Wagner, stehe über Kurz oder Lang die Übergabe an die nächste Generation an. Es gebe vor und hinter den Kulissen viel zu tun. Um parallel auch noch das durchaus zeitintensive Gemeinderatsmandat ordentlich auszuüben, fehle es da an Kapazitäten.
Gleichwohl sei die Entscheidung zum Rücktritt aus der Kommunalpolitik kein endgültiger Abschied, betont Wagner: „Ich halte es mir offen, irgendwann wieder aktiv in die Politik einzusteigen.“ Denn klar sei: Wer etwas bewegen oder verändern möchte, das muss sich engagieren.
Auch als jüngster in der Fraktion ernst genommen
Genau diese Haltung habe ihn vor fünf Jahren überhaupt dazu gebracht, sich kommunalpolitisch einzubringen, sagt Wagner heute: „Ich bin von Herzen Waldshut-Tiengener und war schon immer politisch interessiert.“ Der Wunsch, mitzugestalten und aktiv zu sein, habe ihn letztlich dazu bewogen, für den Gemeinderat zu kandidieren. Er habe sich vorab gezielt die Fraktionen und deren Arbeit angeschaut und sei dann auf der Liste der CDU angetreten und sofort gewählt worden.
Die Entscheidung habe er nie bereut. Auch als Jüngster im Bunde habe er sich nie das Gefühl gehabt, nicht gehört zu werden: „Mir hat besonders die konstruktive, sachliche Arbeit in der Fraktion zugesagt, aber auch die Offenheit, dass jeder seine Meinung äußern durfte.“
Aufzug fürs Rathaus ist erster Erfolg
Überhaupt habe er das Gefühl gehabt, schnell in die Gemeinderatsarbeit hineinzuwachsen. Mit dem klaren Votum des Gremiums, die Barrierefreiheit des Tiengener Rathauses per Aufzug und nicht per Rampe herzustellen – eine Lösung an der er aktiv mitgewirkt und viel Überzeugungsarbeit geleistet habe, so Wagner – habe er auch gleich zu Beginn ein erstes Erfolgserlebnis verbuchen können. „Es war ein deutliches Zeichen, dass man durchaus etwas erreichen kann, wenn man sich einsetzt.“
Allerdings: „Ich musste auch erkennen, dass ein Gemeinderat vorwiegend ein beschließendes Gremium ist, und der Großteil der gestalterischen Aufgaben durch die Stadtverwaltung übernommen wird.“ Immerhin habe der Gemeinderat auch seinen Beitrag dazu leisten können, den großen Mut der Verwaltung zu belohnen, der für die Realisierung von Großprojekten unerlässlich sei. Und egal ob Feuerwehr-Kita, Kornhaus-Sanierung oder andere Vorhaben: Am Ende sei trotz aller Herausforderungen und zwischenzeitlichen Problemen in aller Regel etwas Gutes herausgekommen – „ein Mehrwert für die Bürger“, wie Wagner es nennt.
Auch Ärger gehört zum Geschäft
Eigene Akzente setzte Wagner bei der Einbindung der Bürger auf über Social-Media. „Es sind für mich normale Kanäle und auch Möglichkeit zu einem transparenten, ehrlichen Austausch.“ Dass dies gerade in Zeiten des OB-Wahlkampfs vergangenes Jahr immer wieder in offenen Anfeindungen mündete, dass er sich auch für Entscheidungen des Gremiums rechtfertigen muss, die er selbst nicht mitgetragen habe, sei eben die Schattenseite dieser Herangehensweise: „Warum bei einigen Themen die sachliche Ebene so schnell verloren gegangen ist, konnte ich aber auch oft nicht nachvollziehen“, sagt er rückblickend.
Momente des Frusts hätten sich allerdings auch unabhängig von solchen Erlebnissen in den vergangenen Jahren immer wieder eingestellt. Lange Entscheidungsprozesse, teils unerklärliche Kostenentwicklungen bei Projekten, Dauerbrenner, bei denen sich einfach nichts bewegen lassen habe. Das sind Aspekte, die bei Wagner viel Unmut hervorgerufen haben.
Im Gegenzug habe er aber auch viele Dinge zu schätzen oder gar zu bewundern gelernt, nachdem er detailliertere Einblicke erhalten habe. Die große Bandbreite an Aufgaben, die die Stadtverwaltung täglich zu erfüllen habe, sei nur ein Beispiel. Auch die ungemein aktive, rührige Bürgerschaft, das vielfältige Vereinsleben und die leistungsfähige Wirtschaft. In vielerlei Hinsicht könne sich Waldshut-Tiengen glücklich schätzen.
Viel Sympathie für politischen Nachwuchs
Insofern begrüßt er es auch ausdrücklich, dass nun noch jüngere Leute die Möglichkeit erhalten, sich für diese Stadt und ihre Belange einzusetzen. „Ich finde das eine tolle Sache, und ich habe bereits einige Kandidaten kennengelernt, die erfahreneren Ratsmitglieder in Sachen Engagement und Interesse in nichts nachstehen“, sagt Wagner.
Abgesehen davon brächten diese jungen Kräfte auch einen neuen Blick auf Dinge mit, sie verfügten seiner Erfahrung nach über einen kritischen Blick und seien sehr sozial eingestellt. An sich ideale Voraussetzungen für die Mitarbeit im Gemeinderat – und für Wagner als nun ausscheidenden Mandatsträger bleibt da nur die Hoffnung, dass diese frischen Kräfte ebenso gut im Gremium aufgenommen werden, wie er es 2019 erlebt hat.