Mit einem Obstler vom Opa fing alles an, heute wird auf dem Wuchner-Hof auch Absinth gebrannt
Julius Rüde gründet 1923 die Obstbrennerei Wuchner in Gurtweil. Sein Enkel Anton Wuchner brennt seine Spirituosen in dritter Generation. Wie sich das Schnapsbrennen seit 1923 verändert hat, erfahren Sie hier.
Anton Wuchner am Brennofen bei der Überwachung des Brennvorganges. Nach der Befüllung der Brennblase heißt es zunächst warten. Knapp sieben Stunden lang muss immer wieder Holz nachgelegt werden, um das Wasserbad um die Brennblase zu erhitzen. Dann erst tröpfelt so langsam der Schnaps aus dem Destillationsrohr (rechts unten).
| Bild: Alfred Scheuble
Seit 100 Jahren wird im Waldshut-Tiengener Ortsteil Gurtweil Schnaps gebrannt. Am 6. Juni 1923 hat Julius Rüde (späterer Bürgermeister von Gurtweil) erstmals einen „Obstler“, so die frühere Bezeichnung für das Alkoholgetränk, bei der Aufsichtsbehörde angemeldet.
Gleichzeitig hatte sich Julius Rüde dem Verband der Badischen Klein- und Obstbrenner angeschlossen. Das Rezept damals war relativ einfach: traditioneller Brennstoff Holz, reifes Obst für die Gärung, dann Destillation.
Die Brennerei im VideoVideo: Alfred Scheuble
Heute ist das Brennerhandwerk viel anspruchsvoller geworden und die Oberbrennerei wird mittlerweile von Anton Wuchner, dem Enkel von Julius Rüde, geführt. Am 17. und 18. Mai feiert die Brennerei ihr 100-jähriges Bestehen.
Das Brennhandwerk wurde Anton Wuchner quasi in die Wiege gelegt. „Ich habe das Brennen von meinem Großvater Julius Rüde und von meinem Vater Franz Wuchner gelernt“, erzählt Anton Wuchner stolz.
Einst brannte sein Großvater hauptsächlich drei Sorten, inzwischen hat Anton Wuchner mehr als 30 Produkte in seinem Angebot.
Anton Wuchner blickt im Interview in die die Geschichte der Schnapsbrennerei.
So entstehen die hochprozentigen Getränke
Der Schauplatz für das Brennen auf dem Wuchner-Hof, einst in einem alten Nebengebäude, befindet sich längst in einem modernisierten und mit viel Technik ausgestattetem Brennraum.
Hier dreht sich alles um Hochprozentiges: die Maische, die in großen Fässern lagert, der Brennapparat, die Abfüllanlage und anderes. Es riecht nach der Maische mit ihren Früchten und dem vergorenen Most, nach feuchtem Dampf und nach fein kondensiertem, heißem Alkohol.
120 Liter Maischemost füllt der Brenner Anton Wuchner in die Brennblase ein. Bei etwa 80 Grad löst sich der Alkohol aus der Maische, steigt über ein sogenanntes Geistrohr nach oben, fließt durch den Kühler und dann in den Auffangbehälter.
Anfangs ist es der Vorlauf, der nicht sonderlich gut schmeckt. Dann aber kommt der genießbare Alkohol in den Behälter. Und in dieser Phase verlässt sich der Schnapsbrenner auf seine Sinne und auf seine Erfahrung. „Das ist ein schöner Augenblick und jedes Mal ein großartiges Erlebnis“, sagt Anton Wuchner.
Alles, was heimische Streuobstwiesen hergeben, wird gebrannt
Wuchner brennt alles, was die heimischen Streuobstwiesen an Früchten hergeben. Vom Zwetschgenwasser, über die Kräuterspirituose, den Himbeergeist bis hin zum Blutwurz. Zum Angebot gehören auch diverse Liköre wie Holunder-, Kirsch-, Walnusslikör.
Schnapsbrenner Anton Wuchner (links) mit seinem Sohn Andreas im Verkaufsraum.
| Bild: Alfred Scheuble
Besonderheiten sind ein Vogelbeerbrand, eine Steinpilz-Spirituose, „Opas Bärenfang“ oder ein Erdbeerbrand, es gibt aber auch einen Absinth oder den „Wuchner‘s Ginn 22“. Anton Wuchner verkauft aber auch alkoholfreie Obstgetränke aus seiner Mosterei.