In den 1980er-Jahren setzte bei der Bevölkerung in Deutschland erstmals ein Umweltbewusstsein ein. Schlagworte wie Waldsterben, Erderwärmung, Ozonloch und schließlich die Atomreaktor-Katastrophe von Tschernobyl bestimmten jenes Jahrzehnt. Die Achtziger waren nicht nur die Geburtsstunde der Grünen-Partei. Auch in der Region machte sich ein Umdenken in Sachen Ökologie breit. So gründete sich beispielsweise im November 1988 die Ortsgruppe Waldshut-Tiengen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Treibende Kraft dahinter war Hans Jürgen Bannasch aus Eschbach, der bis 2012 Vorsitzender war und inzwischen die Kinder- und Jugendgruppe BUND-Spechte leitet. „Die Ortsgruppe wurde gegründet, weil es damals die gleichen Probleme wie heute auch schon gab“, erklärt der 84-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung. Als Beispiel nennt er die Themen Plastikmüll, Mobilität, Insektensterben, Hochwasserschutz und Siedlungspolitik.
Eine der ersten Aktionen, die der neue Verein 1989 durchführte, war das Sammeln von Plastikbehältnissen, erinnert sich Bannasch. Zwei Jahre bevor in Deutschland die Gelben Säcke eingeführt wurden, sammelten der Waldshut-Tiengener BUND und andere Umweltschützer beispielsweise Joghurt- und Margarinebecher sowie Verpackungen von Speiseeis und übergaben sie an das regionale Unternehmen Vogt-Plastic, das den Kunststoff weiter verarbeitete. „Wir haben damals auch gesagt, ein Recyclinghof wäre gut, bevor der erste im Landkreis eröffnet wurde“, berichtet der langjährige Stadt- und Kreisrat der SPD.

Lange bevor der Begriff „Rettet die Bienen“ in Mode kam, setzte sich die BUND-Ortsgruppe für die Artenvielfalt ein, indem die Mitglieder Streuobstwiesen anlegten und bewirtschafteten. Eines der ersten dieser Biotope befindet sich im Liederbachtal. Hans Jürgen Bannasch erklärt, warum Streuobstwiesen so wichtig sind: „Weil sie eine sehr schöne Nahrungskette bilden.“
Von den Blüten der Bäume ernähren sich Insekten. Diese werden wiederum von Kleinnagern und Vögeln gefressen. Und die Nager werden von Raubvögeln gejagt. Und auch der Mensch profitiert von den Streuobstwiesen: „Letztes Jahr haben wir 2000 Liter Apfelsaft gemacht“, sagt Hans Jürgen Bannasch. Zum Probieren schenkt er beim Gespräch davon ein Glas Apfelschorle aus.
Auch am Hochrhein-Gymnasium Waldshut, wo er zwischen 1967 und 1999 unter anderem das Fach Biologie unterrichtet hat, engagierte sich der gebürtige Hesse für die Ökologie. Unter anderem gründete er eine Umwelt-AG, baute mit Schülern 1998 auf dem Schulhof ein grünes Klassenzimmer, indem sie eine betonierte Fläche entsiegelten und eine Tribüne aus Steinen anlegten, und nach dem Rückbau des städtischen Gaskessels zwischen Realschule und Gymnasium errichtete er 2001 mit der Fachschaft Biologie und seinem Kollegen Helmut Glaser ein Feuchtbiotop im Seltenbachtal.
„Wir hatten in Waldshut keinen Tümpel, der uns Material für den Biologieunterricht bot“, erinnert sich Bannasch. Die Amphibien wie Kröten, Frösche und Molche sowie Insektenlarven des Seltenbachbiotops wurden später von den Hochrhein-Gymnasiasten unter die Lupe genommen. Hans Jürgen Bannasch habe sich auch dafür eingesetzt, dass die Schulmilch nicht mehr in Tetrapacks, sondern in Glasflaschen geliefert wurde.
Für seinen Einsatz für den Natur- und Umweltschutz, aber auch für sein kommunalpolitisches Wirken und für sein Engagement beim Turnverein Waldshut wurde der Eschbacher im Jahr 2016 mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Und was hält der 84-Jährige von Fridays for Future, jener Bewegung, die seit wenigen Jahren überwiegend Schüler und junge Erwachsene für den Klimaschutz auf die Straße gehen lässt? Die hiesige Gruppe „hat uns geholfen, die Weiden im Liederbachtal zu schneiden und die Bäume mit Maschendraht vor dem Biber zu schützen“, freut sich Hans Jürgen Bannasch über das Engagement der Jugendlichen.