Corona hat besonders während des Lockdowns das öffentliche Leben weitgehend stillgelegt und soziale Kontakte stark eingeschränkt. Die Fachstelle Sucht in Waldshut geht davon aus, dass der erzwungene Mehraufenthalt in den eigenen vier Wänden für Menschen mit Suchtproblematiken besonders schwierig war und ist. „Man muss damit rechnen, dass der Alkohol- und Drogenkonsum zugenommen hat und das Risiko, rückfällig zu werden, größer geworden ist“, sagt Jonas Firnkes, Leiter der Fachstelle Sucht.
Auch der Halt, regelmäßig Einzel- oder Gruppenangebote in der Beratungsstelle oder eine der Selbsthilfegruppen zu besuchen, fiel mehrere Wochen weg. Telefonische Gespräche und Beratungen waren aber immer möglich. Seit Juni laufen in der Fachstelle Sucht die Angebote wieder im üblichen Rahmen, allerdings müssen, wie überall, Hygieneregeln eingehalten werden. Das heißt, dass die Gruppen im Zuge der Abstandsregeln kleiner sind und immer, auch in den Selbsthilfegruppen, eine vorherige Anmeldung zwingend erforderlich ist.
All dies hat nach Aussage von Jonas Firnkes auch finanzielle Auswirkungen. Die Einnahmen der Stelle, die eine gewisse Summe selbst erwirtschaften muss, werden in diesem Jahr geringer sein. Ausgefallene Angebote bedeuten weniger Geld von Renten- und Krankenkassen, beispielsweise für die ambulante Reha.
Präventionsarbeit, zuständig ist Peter Grimm, ist ein weiteres wichtiges Standbein der Fachstelle. Auch hier fehlen Einnahmen, weil Grimm nach eigener Aussage, in letzter Zeit gar nicht oder kaum von Schulen und Betrieben eingeladen wurde, um über Drogen wie Alkohol oder Cannabis zu informieren.
Finanzieller Hauptträger der Fachstelle ist das Landratsamt Waldshut. Leiter Jonas Firnkes und die rund zwölf hauptamtlichen und 20 ehrenamtlichen Mitarbeiter hoffen, dass das Landratsamt die Stelle gerade in dieser schwierigen Zeit weiter unterstützt.
Nach Aussage des Leiters zahlt es sich aus. Firnkes verweist auf eine neue Studie des Beratungs- und Forschungsdienstleiters „xit“, nach der ein Euro, der von der öffentlichen Hand in die Suchtberatung investiert wird, gesellschaftliche Folgekosten, beispielsweise für Behandlungen oder Arbeitslosengeld, in Höhe von 28 Euro einspart. Neben den Herausforderungen im Zuge von Corona ist die Fachstelle auch auf der Suche nach neuen Räumen. Alle Angebote, also auch die bislang noch in der Bismarckstraße beheimatete Jugend- und Drogenberatung, sollen zukünftig unter einem Dach stattfinden.