Auf dem Parkplatz am Tiengener Sulzering soll das Klettgau-Carree entstehen. Ursprünglich war der Spatenstich für das Geschäftshaus bereits für Mitte 2016 geplant, doch noch immer parken Autos auf dem mit Schlaglöchern übersäten Asphalt. Außer einem Werbeplakat für das Millionenprojekt weist derzeit noch nichts darauf hin, dass an dieser Stelle bald eine Großbaustelle eingerichtet wird. Nun hat das Klettgau-Carree einen weiteren bürokratischen Anlauf genommen: In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat der Stadt Waldshut-Tiengen erneut den Aufstellungs- und Auslegungsbeschluss des Bebauungsplans „Am Sulzerring“ gefasst.
Wieso hat der Gemeinderat erneut über den Bebauungsplan abgestimmt?
Das Plangebiet hat sich um die Fläche des früheren Autohauses Hochrhein vergrößert“, nannte Bürgermeister Joachim Baumert im Bau- und Umweltausschuss, der im Vorfeld der Gemeinderatssitzung tagte, den Grund, warum nochmals über den Bebauungsplan abgestimmt werden musste. Bereits im Oktober 2015 hatten die Mitglieder den Aufstellungs- und Auslegungsbeschluss des Bebauungsplans „Am Sulzerring“ gefasst. Der Bebauungsplan sieht für das Klettgau-Carree nun eine Fläche von rund einem Hektar südlich der Altstadt vor.
Wie soll das Klettgau-Carree aussehen?
Architekt Jürgen Löffler aus Karlsruhe stellte den Entwurf für das Geschäftshaus vor. Im Erdgeschoss sind ein Lebensmittelmarkt und mehrere Geschäfte sowie im ersten Obergeschoss ein Restaurant und weitere Läden vorgesehen, das zweite und dritte Obergeschoss soll ein Hotel sowie mehrere Arztpraxen und Büros beherbergen. In der zweigeschossigen Tiefgarage sind rund 276 Stellplätze geplant. Markus Kühne vom Stuttgarter Büro Wick und Partner stellte den Bebauungsplan vor. Auf die Frage von Stadtrat Alfred Scheuble (Freie Wähler) nach dem Schallschutz antwortete Kühne, dass die Fassade des Klettgau-Carrees aus einem Material bestehen soll, das Geräusche absorbiert. Zudem soll die Fassade im Erdgeschoss, das der Klettgauer Straße zugewandt ist, weniger Glasfronten aufweisen als zum Sulzerring hin, wo aufgrund des Fußgängerbereichs kaum Verkehr herrschen wird.
Wie fielen die Reaktionen der Stadträte aus?
Markus Ebi (CDU): "Unsere Fraktion begrüßt den Bebauungsplan ausdrücklich.“ Der Stadtrat hob vor allem positiv die Größe des Gebäudes und die Lösung mit den obersten beiden Stockwerken hervor, die nicht massiv, sondern in Riegelform geplant sind. Sylvia Döbele (SPD) begrüßte ebenfalls den Bebauungsplan. Allerdings äußerte sie Bedenken, dass durch das geplante Hotel zu viele öffentliche Parkplätze in der Tiefgarage wegfallen könnten. Bürgermeister Joachim Baumert entgegnete, dass in der Weilheimer Straße nördlich der Bahnlinie weitere 80 Parkplätze angelegt werden. „Ziel ist, Langzeitparker in die äußeren Parkflächen zu bringen“, sagte er. Baumert erwähnte, dass Kunden während der Bauphase Informationen erhalten, wo sie parken können, wenn der Parkplatz am Sulzerring bis zum Bau der Tiefgarage wegfällt. Ein entsprechendes Konzept fürs Parken wird der Gemeinderat in einer seiner nächsten Sitzungen beraten und beschließen. Der Aufstellungs- und Auslegungsbeschluss für den Bebauungsplan „Am Sulzerring“ wurde von den Gemeinderatsmitgliedern einstimmig angenommen.
Was sagt der Investor?
„Ich freue mich, dass es vorangeht“, sagt Claus Schleith, Investor des Klettgau-Carrees, auf Nachfrage unserer Zeitung. „Wenn wir das Projekt realisieren können, wird das für alle eine gute Sache“, ist der Bauunternehmer aus Waldshut-Tiengen überzeugt. Auf die Frage, warum sich das Projekt verzögert habe, nannte Schleith als Grund unter anderem den Erwerb des Grundstücks, auf dem das frühere Autohaus Hochrhein steht. „Die paar Quadratmeter haben uns um ein Jahr zurückgeworfen“, sagt er. Außerdem hätten die Abstimmungen mit dem Regierungspräsidium Freiburg, mit der Stadtverwaltung und der Verkehrspolizei – unter anderem wegen der geänderten Verkehrsführung rund um das Gelände – viel Zeit gekostet. „Aber jetzt ist alles klar“, freut sich Claus Schleith, der mit dem Spatenstich für das Klettgau-Carree im kommenden Frühjahr rechnet. Zuvor wird voraussichtlich bereits im September dieses Jahres das ehemalige Autohaus abgerissen.
Der lange Weg zum Geschäftshaus Klettgau-Carree
- April 2015: Erstmals wurde das Projekt Klettgau-Carree in einer Bürgerversammlung vorgestellt. Rund 400 Interessierte informierten sich damals über die Pläne des Investors, dem Bauunternehmen Schleith. Die Grundstücksverhandlungen waren Ende April 2015 Thema im Gemeinderat.
- Oktober 2015: Für Mitte 2016 wurde im Oktober 2015 der Baubeginn für das Geschäftshaus am Sulzerring angekündigt. Die Bauzeit sollte nach Auskunft von Claus Schleith zwei Jahre betragen. Wäre der Spatenstich damals tatsächlich erfolgt, könnte das Klettgau-Carree nun fertig sein.
- Januar 2017: Anfang 2017 wurde bekannt, dass der Investor Schleith das Gelände des Autohauses Hochrhein neben dem Parkplatz am Sulzerring erworben hat. Das Autohaus hatte im November zuvor den Betrieb eingestellt. Damals hieß es, dass das Gebäude Ende März abgerissen werden soll.
- April 2017: Durch die Vergrößerung des Geländes musste der Bebauungsplan für den Sulzerring überarbeitet werden. Der Satzungsbeschluss durch den Gemeinderat war für den Herbst 2017 geplant. Den Baubeginn kündigte die Firma Schleith damals noch für das Frühjahr 2018 an.