Die Treibstoffpreise machen vielen Menschen Sorge. Mit einem befristeten Neun-Euro-Ticket will die Bundesregierung insbesondere Berufspendler entlasten und sie zum Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr bewegen – nicht nur dem eigenen Geldbeutel, sondern auch dem Klima zuliebe.

Da ist die Gemeinde Murg schon viel weiter. Mit dem Bürgerbus bietet sie öffentlichen Nahverkehr für null Euro an. Doch es gibt ein großes Problem: Dem Bürgerbus fehlen für den abendlichen Kursverkehr ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer.

27 Chauffeure wechseln sich derzeit am Steuer des elektrisch betriebenen Bürgerbusses ab. „Wir brauchen aber ein Minimum von 30 Leuten“, erklärt Monika Duttlinger von der Initiative Murg im Wandel. Grundsätzlich soll jeder von ihnen nur einen Abend im Monat Dienst machen müssen. Doch derzeit klappt das kaum. Duttlinger: „Dann braucht nur noch jemand krank zu werden oder Urlaub zu haben.“

Aus welcher Gemeinde die Chauffeure kommen, spielt keine Rolle. Georg Kirschbaum, der selbst ehrenamtlich als Fahrer tätig ist, hebt eine viel wichtigere Eigenschaft hervor, die einen guten Bürgerbus-Fahrer auszeichnet: „Es braucht eine hohe Verbindlichkeit.“ Wenn wirklich Not am Mann sei, zum Beispiel bei Krankheit, sei eine Absage akzeptabel. Aber „einfach nur so“ gehe eben nicht.

Ohne Auto auch abends in alle Ortsteile

Den Bürgerbus darf allerdings nur lenken, wer im Besitz eines Personenbeförderungsscheins ist. Dies ist dasselbe Zertifikat, das auch Taxifahrer benötigen. Es beinhaltet auch eine arbeitsmedizinische Untersuchung. Beantragt werden kann eine Erlaubnis zur Fahrgastbeförderung bei der zuständigen Führerscheinstelle, also beim Landratsamt Waldshut. „Die Kosten für den Personenbeförderungsschein werden von der Gemeinde übernommen“, so Duttlinger.

„Fahrerin und Fahrer sollten auf Leute zugehen können“, ergänzt Kirschbaum eine weitere wichtige Anforderung an einen Bürgerbus-Chauffeur. Er selbst ist gerne mit dem Bürgerbus unterwegs: „Ich bin immer wieder erstaunt, wie dankbar und höflich die Fahrgäste sind.“

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Die monatlichen Einsatzpläne legen die Fahrer gemeinsam fest: Einer erstellt eine Doodle-Liste, in die jede der Fahrerinnen und jeder Fahrer drei bis vier mögliche Termine eintragen kann. Wünsche werden berücksichtigt, zum Beispiel wenn jemand nur an einem bestimmten Abend fahren kann, oder wenn beispielsweise nur zwei Fahrten im Monat möglich sind. Ziel ist aber prinzipiell immer, dass jeder nur ein Mal fahren muss.

Fehlende Fahrerinnen und Fahrer waren auch der Grund, dass der Bürgerbus in den letzten Monaten nur von Montag bis Freitag in den Abendstunden zwischen dem Bahnhof in Murg und Hänner unterwegs war, aber nicht mehr an Samstagen. Vor Corona war das noch anders. Während der Zeit der striktesten Corona-Einschränkungen allerdings musste auch der Bürgerbus einige Monate aussetzen. „Die meisten unserer Fahrer sind im gefährdeten Alter“, erklärt Duttlinger.

So wirbt der Murger Bürgerbus für sich. Doch er sucht nicht nur Passagiere, sondern auch Fahrer.
So wirbt der Murger Bürgerbus für sich. Doch er sucht nicht nur Passagiere, sondern auch Fahrer. | Bild: Bürgerbus Murg

Mit Beginn von Corona im März 2020 war daher erst einmal Pause. Am 1. Juli 2021 nahm der Bürgerbus seine Fahrten dann wieder auf. Dass der Bus aber an den Samstagen nicht fuhr, sei damals nicht so ins Gewicht gefallen wie jetzt – es habe schließlich keine Veranstaltungen gegeben habe, wegen der die Leute unterwegs gewesen sein könnten, so Duttlinger. Seit 1. April aber sei der Bürgerbus aber auch an Samstagen wieder unterwegs.

Umso wichtiger ist, neue Fahrerinnen und Fahrer für den Bürgerbus zu finden. „Es wäre gut, wenn sich jüngere Leute melden würden“, sagt Duttlinger. Auch die Frauenquote könnte durchaus höher sein. Zurzeit sind fünf Frauen im Einsatz.