Wer bis vor fünf Jahren abends nach 19 Uhr am Murger Bahnhof ankam und weiter in die Ortsteile wollte, musste sich abholen lassen, ein Taxi rufen, per Rad weiterstrampeln oder sich sogar zu Fuß auf den Weg machen. Da machten Bürger mobil. Seitdem wartet abends am Bahnhof ein Bürgerbus, der seine Fahrgäste nach Niederhof, Oberhof oder Hänner bringt. Der Versuch wurde schnell zur Erfolgsgeschichte und machte auch überregional Schlagzeilen. Die Gemeinde Murg nahm das fünfjährige Bestehen des Bürgerbusses nun zum Anlass, mit allen Beteiligten zurückzublicken und anzustoßen.
Es sind beachtliche Zahlen. Seit der ersten Fahrt des Bürgerbusses am 19. September 2014, damals noch ein E-Mercedes der A-Klasse, der tagsüber als Dienstwagen der Gemeinde genutzt wurde, beförderte der Bürgerbus mehr als 20 000 Fahrgäste und legte dabei 110 000 Kilometer zurück. Diese Mobilität ist ein Zugewinn an Lebensqualität für die Bürger, aber auch ein Gewinn für die Umwelt. Denn der Bürgerbus spart Einzelfahrten und damit Kohlendioxid. Sogar eine ganze Menge. Umgerechnet wurden 46 Tonnen CO 2 eingespart.

„Der Bürgerbus hat die Erwartungen mehr als erfüllt“, betonte Bürgermeister Adrian Schmidle am Dienstagabend bei der kleinen Feier im Ratssaal und in Anwesenheit der ehrenamtlichen Fahrer des Bürgerbusses ebenso wie der Sponsoren. Schmidle sprach weiter von einem „Meilenstein puncto Mobilität“ und meinte, der erfolgreiche Einsatz des Bürgerbusses zeige exemplarisch, was sich mit bürgerschaftlichem Engagement und der Bereitschaft, etwas für die Gemeinschaft zu tun, alles erreichen lasse.
Und das auch noch zum Nulltarif. Denn die Fahrten mit dem Bürgerbus sind kostenlos und eben nur möglich, weil die rund 30 Fahrerinnen und Fahrer ihre Touren ehrenamtlich machen, sich selbst organisieren und sich sogar um die Pflege des Bürgerbusses kümmern. Er empfinde große Hochachtung vor dieser Leistung, meinte Schmidle auch in Richtung der bürgerschaftlichen Intitiative Murg im Wandel, die das Projekt seinerzeit angestoßen hatte.
Bürgermeister dankt allen Beteiligten
Sein Dank galt zudem allen Sponsoren und Förderern: Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, Landratsamt Waldshut, SBG SüdbadenBus GmbH, NaturEnergie, Sparkasse Hochrhein, Volksbank Rhein-Wehra, Getränke Strasser, Edeka Sulger, Eckert Werbung und Autohaus Bartholomä: „Ihr Handeln ist Ausdruck großen Gemeinsinns und von viel Verantwortungsbewusstsein.“ Ein Extradankeschön des Bürgermeisters gab es für Monika Duttlinger, die als „Kopf und Herz“ des Teams, „die Zügel fest in der Hand hält“. Duttlinger führt auch die Statistik und weiß, nach der Anzahl der Fahrgäste pro Abend gefragt, dass jeder Abend anders ist: „Das ist von Montag bis Samstag sehr unterschiedlich, das hängt auch vom Wetter ab. Man kann es kaum vorhersagen. Mal sind es nur neun Personen, mal 40 Personen. 51 Personen pro Abend, das war die Höchstzahl.“
Ehrenamtliches Engagement der besonderen Art
- Seit wann gibt es Bürgerbusse? Die Idee für Bürgerbusse ist schon einige Jahrzehnte alt und stammt ursprünglich aus den Niederlanden. Dort sind Bürgerbusse schon seit den 70igern Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs. Deutschlands erste Bürgerbus-Stadt war Heek im Münsterland (1985). Mit der Zunahme der Diskussion um Kohlenstoffdioxid Einsparungen und der Mobilität im ländlichen Raum ist auch der Bürgerbus stark im Kommen.
- Wie ist die Situation in Baden-Württemberg? Derzeit gibt es in Baden-Württemberg rund 84 Bürgerbusverkehre und etwa ein Dutzend Bürgerrufautos. Weitere Informationen rund um das Thema Bürgerbus im Internet (www.buergerbus-bw.de).
- Wie kam es zum Bürgerbus in Murg? Die Idee stammt von der Arbeitsgruppe Mobilität der bürgerschaftlichen Initiative „Murg im Wandel“, die sich im Jahre 2013 ausführlich mit dem Thema Nachhaltigkeit befasste. Weitere Informationen über die Murger Initiative gibt es im Internet (www.murgimwandel.de).
- Wie funktioniert der Bürgerbus? Der Bürgerbus schließt von Montag bis Samstag die Lücke im Nahverkehr in Richtung Ortsteile ab 19 Uhr. Die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer steuern ab 19.35 Uhr und bis 20.35 Uhr halbstündlich zehn Stationen zwischen Murg Bahnhof und Hänner an. Auch auf der Rückfahrt. Die Fahrt ist kostenlos. Die ersten beiden Jahre fuhr der Bürgerbus nur Samstag und Sonntag. Die Fahrzeiten des Bürgerbusses sind im
- Wer trägt zur Finanzierung bei? Neben der Gemeinde Murg, das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, das Landratsamt Waldshut und verschiedene Sponsoren. Die Gemeinde Murg steuerte zu Beginn einen elektrischen Mercedes der A-Klasse bei, der tagsüber als Dienstfahrzeug von der Gemeinde genutzt wurde. Aufgrund der guten Resonanz erwarb die Gemeinde Anfang 2017 einen elektrischen Siebensitzer.
- Welche Personengruppen nutzen den Bürgerbus in Murg? Vor allem Pendler und Jugendliche nehmen das Angebot Bürgerbus gerne an.
- Wo gibt es in unserer Region noch Bürgerbusse? Zurzeit fahren Bürgerbusse in Wehr, Lauchringen, Küssaberg und Stühlingen-Mauchen. Die Busse fahren zum Teil Linie und/oder sind flexibel. Die Betriebstage sind unterschiedlich und reichen von zwei bis vier Tage.