Der 24-Jährige, der unter dringendem Verdacht steht, am späten Montagnachmittag den Brand im ehemaligen Hotel „Schützen“ in Laufenburg/CH gelegt zu haben, war den Behörden bekannt: Drei Tage vor dem Brand hatte der junge Mann laut Oberstaatsanwaltschaft Aarau damit gedroht, das Gebäude in die Luft zu sprengen.
Ob beim Brand am Montag tatsächlich Brandbeschleuniger oder Explosivstoffe im Spiel waren, steht noch nicht fest. Die behördlichen Ermittlungen hierzu laufen noch. Beim Brand vom Montag erlitten sieben Personen zum Teil schwere Rauchgasvergiftungen.
Psychiater beauftragt
Ob der Tatverdächtige am Montag seine Drohung tatsächlich wahr gemacht und eine Explosion herbeigeführt hat, steht noch nicht fest. „Die Brandermittlungen sind immer noch im Gange“, erklärte Fiona Strebel, die Sprecherin der kantonalen Oberstaatsanwaltschaft.
Die Staatsanwaltschaft wird drei Monate Untersuchungshaft beantragen und ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag geben. Die Behörde hat ein Verfahren wegen qualifizierter Brandstiftung eröffnet und Untersuchungshaft gegen den Tatverdächtigen beantragt. Die Aargauer Zeitung berichtet unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft, dass der Beschuldigte nicht geständig sei.
Nachdem er wegen renitenten Verhaltens „bei einer regionalen Verwaltungsbehörde“, so die Oberstaatsanwaltschaft, polizeilich weggewiesen worden war, habe der Beschuldigte bei der Notrufzentrale einen anonymen Anruf abgesetzt, wonach das Hotel „Schützen“ in die Luft gesprengt werde. Er habe daraufhin ermittelt werden können und sei vorübergehend festgenommen worden.

(<%LINK auto="true" text="http://www.sk.de/9577033" href="http://www.sk.de/9577033" %>) Bild: Markus Vonberg | Bild: Vonberg, Markus
In der Befragung am Samstag habe der Beschuldigte glaubhaft dargelegt, den Anruf aus Frustration über einen Konflikt um Geld mit der lokalen Behörde abgesetzt und die Drohung nicht ernst gemeint zu haben. Bei der anschließenden von der Staatsanwaltschaft Rheinfelden-Laufenburg angeordneten Hausdurchsuchung konnte nichts Verdächtiges festgestellt werden. Der Beschuldigte wurde daraufhin aus der Haft entlassen.
In der Stadtverwaltung ist der Verdächtige kein Unbekannter. „Ich kenne die Person und weiß, dass sie schwierig ist. Wir hatten in der Vergangenheit bereits Probleme mit ihm“, sagt der Laufenburger Stadtammann Herbert Weiss. Von der angedrohten Sprengung ist den Stadtbehörden allerdings nichts bekannt.
"Er machte immer Ärger. Er hat wohl ein Problem mit Drogen", zitiert die Schweizer Boulevardzeitung Blick einen Nachbarn des Tatverdächtigen. Dieser soll im Coop und beim Bahnhofskiosk Hausverbot gehabt haben. "Bei mir hat der Typ vor kurzem sogar die Türe eingetreten. Die Polizei kannte ihn bereits", gibt Blick die Aussage einer weiteren Hausnachbarin wieder.
Bereits in ersten Medienberichten war von einem Knall die Rede, den Zeugen zum Zeitpunkt des Ausbruchs des Brands am Montag kurz nach 17 Uhr gehört haben wollen. Die Aargauer Zeitung berichtet von einem Zeugen, der mit dem Auto auf dem Weg nach Hause gewesen sei, als er auf Höhe des „Schützen“ plötzlich einen Knall gehört und Flammen aus einem zerborstenen Fenster schießen gesehen habe. „Ein anderer Autofahrer hat sofort die Polizei und Feuerwehr alarmiert.“ Im Einsatz standen zwei Hubschrauber, sechs Ambulanzen sowie 115 Angehörige der Feuerwehren Laufenburg/CH, Frick, Kaisten und Laufenburg/D.
Mehrere Menschen hätten in den oberen Stockwerken aus den Fenstern um Hilfe geschrie, berichtet der Augenzeuge laut Aargauer Zeitung weiter. „Eine Frau wollte in Panik gar springen.“ Helfer hätten kurzerhand eine Matratze aus dem gegenübergelegenen Schulhaus Burgmatt auf einen Transporter gelegt und hätten diesen unter das Fenster gefahren, um einen etwaigen Aufprall zu dämpfen. Die Frau habe aber schließlich über eine Leiter in Sicherheit gebracht werden können.
Verletzter Helfer
Insgesamt lebten laut Kantonspolizei elf Bewohner in dem Gebäude. Sieben Personen seien mit einer Rauchvergiftung evakuiert worden, zwei davon mit einer schweren. Sie wurden zur Behandlung nach in Hospitäler nach Zürich und Basel gebracht. Ein deutscher Notarzt berichtet, dass unter den Verletzten auch ein Passant gewesen sei, der mehrmals versucht habe, den Brand unter Kontrolle zu bringen: „Er hat sein eigenes Leben gefährdet.“ Später habe der mutige Helfer berichtet, dass drei Feuerlöscher in dem Gebäude unbrauchbar gewesen seien, so der Notarzt.
Der Gastronomie- und Hotelleriebereich des Gebäudes an der Winterthurerstraße wird seit Jahren nicht mehr genutzt. Das Haus befinde sich im Eigentum eines Investors, der angekündigt habe, dort Wohnraum einzurichten. Im oberen Teil des Gebäudes existierten bereits Wohnungen, die privat vermietet seien, so Stadtammann Weiss. Der tatverdächtige 24-Jährige sei einer der Mieter gewesen.
Über die Höhe des Schadens ist noch nichts Genaues bekannt. Sicher ist nur, dass der „Schützen“ derzeit nicht mehr bewohnt werden kann. Die ehemaligen Mieter seien fürs erste in Spitälern, bei Bekannten und Zivilschutzanlagen untergebracht worden so Weiss. Am Dienstag seien die durch den Brand obdachlos gewordenen mit Kleidung und Bargeld ausgestattet worden. Weiss: „Sie besitzen nur noch das, was sie am Leibe trugen.“