Peter Rosa

Es ist Samstag, kurz vor 23 Uhr, als Davin Herbrüggen im Siegesrausch die Arme hochreißt. Gerade haben ihn die Zuschauer der Fernsehshow „Deutschland sucht den Superstar“ zum Sieger der 16. Staffel gewählt. Gleichzeitig gehen auch bei einem gebürtigen Lauchringer die Arme in die Höhe: Philip Braun – „The River“, der Gewinnersong, stammt aus seiner Feder.

Philipp Braun aus Lauchringen hat den Gewinnersong in der 16. Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" geschrieben. Der in ...
Philipp Braun aus Lauchringen hat den Gewinnersong in der 16. Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" geschrieben. Der in Stuttgart lebende Singer/Songwriter steht mit seiner Eventband "Boombox" aber auch regelmäßig selbst auf der Bühne. Bild: privat

"Ich war fassungslos"

„Ich war erstmal fassungslos – hatte ich das auch richtig verstanden?“, erinnert sich der Singer/Songwriter einen Tag später. Schon die ganze Sendung über hatte er gemeinsam mit Freunden in seiner Stuttgarter Wohnung mitgefiebert – eigentlich genauso, wie bereits seit 16 Jahren. Die erste Staffel der Sendung hatte er schon als Teenager mitverfolgt.

Das könnte Sie auch interessieren

Dieses Mal waren die Minuten bis zur Entscheidung eine Zitterpartie. Würde es tatsächlich reichen? Nachdem sich schließlich Gewissheit eingestellt hat, dass gerade der große Traum in Erfüllung gegangen ist, „einen echten Hit zu schreiben“, wird mit Sekt angestoßen. Gleichzeitig erreichen Braun Dutzende von Glückwunschnachrichten. „Danach haben wir noch entspannt weitergefeiert“, sagt Braun.

"Es war ein bisschen wie Fügung"

Dass gerade der Altenpfleger Davin Herbrüggen mit seinem Lied gewonnen hat, freut Philip Braun besonders: „Ich war sehr froh, dass es ihn getroffen hat, einen, der den Song fühlt, ihn so gut singen kann und auch seine eigene emotionale Geschichte damit verbindet. Dass das alles so gut zusammenpasst, das hat sich schon ein bisschen nach Fügung angefühlt.“ In „The River“ geht es um den Fluss des Lebens und darum, dass die Menschen, die von uns gehen, in denen, die ihnen am nächsten stehen, weiterleben. Bis zu diesem Moment sind aber mehrere Jahre vergangen.

Das könnte Sie auch interessieren

„Der Songwriting-Prozess geht über eine längere Zeit“, sagt Braun. Einzelne Fragmente für das Lied hatte er bereits vor Jahren am Klavier eingespielt und auf dem Handy abgespeichert. Doch erst ein Trauerfall in der Familie seiner Freundin, die ihren Vater verloren hatte, brachte alles zusammen. „Man erlebt die Trauer mit von jemandem, der einem so nahesteht. Man will für diesen Menschen da sein. Man will etwas schaffen, das Halt gibt.“ Auf einmal passten die Fragmente zusammen und „The River“ war das Ergebnis. Auch Altenpfleger Davin Herbrüggen hatte seinen geliebten Großvater verloren.

Philip Braun bei einem Auftritt mit seiner Eventband „Boombox“.
Philip Braun bei einem Auftritt mit seiner Eventband „Boombox“.

Der Weg zum Finalsong

Nachdem Braun den Song schon vor einer Weile selbst eingesungen und vorproduziert hatte, schickt er ihn an das Freiburger Produzententeam „The Ironix“, Felix Eickhoff und Simon Reichardt. Es vergeht eine Weile. Am Ostersonntag kommt schließlich die frohe Botschaft von dem Hamburger Produzententeam „Madizin“: „The River“ wurde als Finalsong ausgewählt. „Ich konnte es erstmal gar nicht fassen“, erinnert sich Braun. „Die Freude war groß. Man erlebt nicht alle Tage, dass das eigene Werk nicht nur für eine große Show, sondern auch als Finalsong ausgewählt wird.“

Das könnte Sie auch interessieren

Schon als Kind entdeckt der Oberlauchringer seine Liebe für und sein Talent in der Musik. Obwohl selbst nicht musikalisch aktiv, haben die Eltern einen Einfluss auf Brauns Musikgeschmack. „Meine Mutter sagt, ich hätte gesungen, bevor ich sprach“, erzählt Philip Braun lachend. Damals prägen ihn Michael Jackson, die Rolling Stones aber auch Größen der 90er, wie die Backstreet Boys.

Vergessener Satz führt zum Songschreiben

Schon als kleiner Junge nimmt Braun Gesangs- und Klavierunterricht und darf in der Kinderkantorei Waldshut viele Hauptrollen singen. Ein vergessener Satz während eines dieser Auftritte wird ihn lange Zeit beschäftigen und später schließlich zum Songschreiben führen. In der neunten Klasse gründet er mit mehreren Mitstreitern die Band „Saturdays Tinitus“, wo er bereits seine eigenen Texte und Melodie schreibt und mit der er 2009 einen regionalen Band-Contest gewinnt.

Die Karriere: Nach dem Abitur in Tiengen studiert Braun an der Stuttgarter Hochschule für Musik und darstellende Kunst Jazz und Popgesang. „Von da an wusste ich, dass ich das Richtige gewählt hatte“, so Braun. Seit seinem Abschluss im Jahr 2016 arbeitet er als Musiker, Gesangslehrer und Dozent für Musiktheorie und Songwriting an der Akademie Deutsche Pop Stuttgart. Mit seiner Eventband Boombox ist er im ganzen Südwesten unterwegs.

Lied für Sänger Cro

In verschiedenen Projekten im In- und Ausland trat er bereits in Vorprogrammen von Musik-Größen wie Roger Cicero oder Mitch Winehouse auf. Zu seinen größten Erfolgen zählt neben dem Sieg mit „The River“ unter anderem auch der Song „2kx“ auf dem Cro-Album „Tru.“, welches 20 Wochen auf Platz eins der Deutschen Albumcharts stand. Seine Heimatgemeinde Lauchringen trägt er bei seiner Arbeit immer mit sich: „Das Aufwachsen, Freunde, die man irgendwann zurücklassen muss, das ganze Leben, das sind alles potenzielle Themen für Songs und sie prägen einen.“

Wie geht es jetzt weiter?

Einen Tag, nachdem sein Song bei DSDS gewonnen hat, ist Philip Braun immer noch hin und weg. „Mein Vater musste sich heute Morgen erst mal die Wiederholung anschauen, weil er es immer noch nicht glauben konnte.“ In Zukunft möchte sich Philip Braun verstärkt auf das Songschreiben konzentrieren. „Das liegt mir und das macht mir Spaß. Mit Musik etwas zu erschaffen ist eine schöne Beschäftigung und es ist wohl doch keine brotlose Kunst“, sagt er lachend. Die eine oder andere interessante Songwriting-Anfrage sei bereits ins Haus geflattert.

Das könnte Sie auch interessieren