„Stell dir vor, es ist Stromausfall und keiner in Klettgau merkt es.“ Dieser Schlusssatz bringt auf den Punkt, dass die Stromversorgung der Zukunft – nicht nur in Klettgau – so aufgebaut werden muss, dass das Risiko eines Blackouts, also eines lang andauernden und überregionalen Stromausfalls minimiert oder ausgeschlossen werden kann. Resilienz ist das Stichwort, das den Vortrag von Stefan Drayer wie ein roter Faden durchzog – das heißt: sicher und widerstandsfähig gegen die Risiken, denen die Stromversorgung ausgesetzt ist.

Rund 100 Interessierte folgten der Einladung des Grünen-Ortsverbands Klettgau/Rheintal zum Firmengelände von Stefan Drayer, der sich seit Jahrzehnten mit regenerativer Stromerzeugung beschäftigt und für den das Thema Blackout die größte Herausforderung für die künftige Stromversorgung darstellt. „Denn von allen Katastrophen, die passieren könnten, ist ein Blackout die wahrscheinlichste“, zitiert er den ehemaligen Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Neben zahlreichen anderen Risiken wie Stromhandel, Cyberattacken, Terrorismus und Ukraine-Krieg stelle auch der Klimawandel ein immer größeres Risiko für die Stromversorgung dar. Wenig Wasser in den Flüssen bedeute weniger Strom aus Wasserkraft, auch die Atomkraftwerke müssten zurück gefahren werden, weil sie mit Flusswasser gekühlt werden.

Die Folgen eines Blackouts seien elementar: dass das Licht ausgeht und Fernseher oder Radio nicht mehr laufen, weiß jeder, durchschnittlich fällt bei uns für zwölf Minuten im Jahr der Strom aus. Dass auch Festnetztelefon, Handy, Heizung, Tankstellen, Züge und die Wasserversorgung nicht funktionieren, machen wir uns weniger bewusst. Bei anhaltendem Stromausfall funktioniert kein Behördenfunk, also das Notfallmanagement, lebenswichtige Einrichtungen zur medizinischen Versorgung, Versorgung mit Lebensmitteln oder Abfall- und Abwasserentsorgung können nicht gewährleistet werden. „Nach 24 Studnen ohne Strom hätten wir katastrophale Verhältnisse“, sagt Christoph Unger vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

Ist das vielleicht alles nur Schwarzmalerei? „Schwarzmalerei heißt zu Neudeutsch Prävention“, sagte Drayer. „Wir müssen warnen, ohne alarmistisch zu sein. Und: Wenn der Strom weg ist, ist es zu spät, zu planen.“ Drum gelte es, jetzt zu handeln: Drayer setzt auf regionale, dezentrale Versorgung, vor allem mit Photovoltaik: „Auf jedes Dach gehört eine PV-Anlage.“ Jedes Dorf sollte in der Summe so viel Strom erzeugen, wie es verbraucht. Ein Austausch zu benachbarten Kommunen könnte über Knotenpunkte erfolgen. Man sollte auch bei der Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs auf Regionalität setzen, um unabhängig von Transport und Datenverkehr zu werden.

Prävention bedeute aber auch Vorsorge für den Notfall, sprich: Stromausfall: Neben dem Anlegen eines Notvorrats (einen Vorratskalkulator findet man etwa auf der Internetseite des Bundesinnenministeriums) sollten sich die Bürger organisieren. Bürgernetzwerke, Nachbarschaftshilfen und ähnliche Organisationen sollten sich des Themas annehmen und in die Notfallplanung einbezogen werden. Auch innerhalb der Familien sollte man planen, etwa einen Familientreffpunkt ausmachen für den Fall, dass man nicht mehr kommunizieren kann.

Prävention bedeute auch technisch einem Ausfall oder extremen Mangel vorzubeugen. Einerseits sollte Strom zum Ausgleich von Produktion und Bedarf gespeichert werden können. Im Notfall müsse Strom über Notstromsysteme zur Verfügung gestellt werden. So könnte zum Beispiel ein leistungsfähiges Notstromaggregat verschiedene notstromfähige Speichersysteme im rollierenden Verfahren aufladen – nicht nur im Notfall, sondern bei Bedarf auch zur Netzstützung. Notstromfähige Ladesäulen könnten während eines Stromausfalls ein gewisses Maß an Mobilität sicherstellen. In der anschließenden Diskussion brachte ein Zuhörer einen weiteren Baustein zur Sicherung der Energieversorgung ins Spiel, den alle beherzigen sollten: Stromsparen.