Karin Wichert

Sevea Erdenbriks Hund „Kalle“ ist ein ganz besonderer Vierbeiner. Er ist unter anderem als Diabetiker-Hund ausgebildet und schlägt an, sobald sein menschlicher Begleiter in eine Unter- oder Überzuckerung abdriftet.

„Kalle reagiert auf den Atem und den Schweiß des Patienten oder Körperreaktionen wie Muskelzittern.“ Bei langjährigen Diabetikern besteht die Gefahr, dass sie Warnsignale des Körpers nicht mehr selbst erkennen. Im Falle des tierischen Alarms muss der Diabetiker zügig handeln oder Hilfe rufen. Die 47-Jährige aus Ettikon hat bereits fünf Hunde ausgebildet, ein sechster wird gerade trainiert.

Arbeiten auch mit Farbratten

Kalle ist elf Monate alt, ein Großpudel von einer Züchterin aus Lübeck. „Es war eine Facebook-Freundschaft, ich sah ihn und wusste, mit ihm möchte ich arbeiten.“

Die Züchterin hatte den Fokus auf tiergestütztes Arbeiten gelegt. Neuerdings arbeitet Erdenbrink auch mit Farbratten zur Diabetes Diagnose. „Die sind sehr zuverlässig, einzig die Ausbildung dauert acht Monate und sie leben nur drei Jahre. Für sie gibt es aber deutlich weniger Auflagen als bei der Arbeit mit dem Hund.“

Von der Physiotherapie zur Hundetrainerin

Erdenbrink hat als Physiotherapeutin gearbeitet, ehe sie ihr neues Betätigungsfeld fand. „2018 habe ich das IHK-Zertifikat der betrieblichen und rechtlichen Grundlagen für Tierheilkunde und Tiertraining abgelegt. 2019 folgte dann die Ausbildung als Hundetrainer und Assistenzhund-Trainer bei der Akademie für Tierheilkunde.“

Hunde wollen stets beschäftigt werden

Kalle schaut während des Interviews gelangweilt in die Runde – nichts zu tun – oh so langweilig! „Es ist wichtig, dass der Hund jeden Tag eine Aufgabe hat, er will ja arbeiten und etwas beitragen für sein Rudel“, sagt Svea Erdenbrink. Deshalb ist Kalle auch viel für die Tageskinder im Einsatz, welche die 47-Jährige in Ettikon betreut.

Kalle als Lernhilfe für Kinder

„Kalle bring das Säckli mit den Zahlen drin!“ Der Hund läuft los, nimmt es auf und bringt es zu Leon. Der Fünfjährige packt es aus und addiert die Zahlensteine. „Es sind acht“, er schreibt die Zahl Acht in sein Lernheft auf. Julius lernt spielerisch Mathematik – mit Spaß.

Die dreijährige Mia ruft: „Kalle bring mir den Beutel mit den Farben drin!“ Auch hier weiß der Hund, was zu tun ist und bringt den Beutel. Leia packt ihn aus und sagt: „Dieses Wort heißt Oma“, die Buchstaben sind farbig dargestellt, die sie zuzuordnen gelernt hat.

„Meine Tageskinder lernen lieber mit dem Hund als mit mir. Sie lesen sogar Kalle Geschichten vor, und er hört ihnen ganz ruhig zu“, berichtet Svea Erdenbrink. Die Tageskinder im Alter von eins bis vier arbeiten mit Kalle sehr intensiv. Kalle unterstützt sie in ihrer persönlichen Entwicklung jeden Tag. Kalle stärkt ihr Selbstbewusstsein und hilft ihnen eine Aufgabe selbstständig zu bearbeiten. Die Kinder spielen jetzt mit Kalle Memory. Dabei sind Hunde-Leckerli unter den Karten platziert. Kalle dreht sie um, die Kinder merken sich die Stelle und können dann passende Karten aufdecken. Sie freuen sich, dass Kalle mitspielt.