Die Kraft des Wassers ist hörbar, aber auch deutlich spürbar am Mittwoch morgen am Kraftwerk Laufenburg, welches vom Energiedienst betrieben wird. Teamleiter Martin Schüttel und Betriebselektriker Alexander Ernst sind bereits voll im Einsatz im Containerbahnhof der Rechenreinigungsanlage. Zur Zeit befördert die Anlage besonders viel vom sogenannten Geschwemmsel, also Treibgut, und Holz über die Spülrinne in die Geschwemmselcontainer.

Das Kraftwerk hat ständig die Wetterlage im Blick

Es ist laut, feucht und ungemütlich in der Containergrube, in dem Holzstämme und das angeschwemmte Treibgut aufgefangen werden. Zur Zeit ist Hochwasser und das war auch absehbar, denn am Kraftwerk wird die Wetterlage permanent geprüft, um sich auf Situation vorzubereiten.

Am Rechen wird Geschwemmsel aus dem Rhein gefischt Video: Andrea Worthmann

Martin Schüttel erklärt, dass außerdem Prognosetools dabei helfen, den Rheinabfluss zu kontrollieren. Sowohl das Schweizer Bundesamts für Umwelt (BAFU). wie auch die deutsche Landesanstalt für Umwelt Baden Württemberg (LUBW) bieten diese Dienste an. Allerdings merkt Schüttel an: „Interessant dabei ist, dass sich diese beiden Tools in der Regel über den zu erwartenden Abfluss uneinig sind.“

Heute allerdings nicht: Einigkeit herrscht. Auch Rheinzuflüsse werden beobachtet, um die Lage abschätzen zu können. „Ist die Hochwasserlage dann erkannt, wird der Umfang abgeschätzt“, erklärt Schüttel. Vorbereitungen müssen getroffen werden. Reicht Bereitschaftsdienst oder ist Schichtbetrieb nötig? Letzteres benötigt eine Einsatzplanung.

Bei Personalengpass am Rechen hilft der Forstdienst aus

Schüttel weiter: „Bei Personalengpässen ergänzen wir die Teams mit Mitarbeitern aus dem Forst Laufenburg-Gansingen, mit welchen wir eine sehr gute Zusammenarbeit pflegen. Pro Schicht stehen jeweils zwischen drei und fünf Mitarbeiter im Einsatz.“ Zur Zeit wuppen Teamleiter und Betriebselektriker die Situation gemeinsam ohne weitere Hilfe.

Über eine Rinne gelangt dasTreibgut in den Container Video: Andrea Worthmann

Die Spülrinne und die Rechenreinigungsanlage werden via Steuerung bedient. Wird die Förderung in Gang gesetzt, landet das Geschwemmsel bei tosendem Lärm im Container. Zur Sicherheit tragen die Mitarbeiter Gehörschutz und Helm.

Lange Stämme werden im Container zersägt

Zu lange Stämme werden direkt im Container mit der Motorsäge zersägt. Ist ein Container voll, wird er unterhalb der Anlage verschoben und durch einen nachrückenden leeren Container ersetzt. Bei Hochwasser ist der Durchsatz an Containern natürlich höher als sonst. Teilweise werden volle Container mit Geschwemmsel laufend abtransportiert.

Landen zu lange Stämme im Auffangcontainer, müssen sie vor Ort zersägt werden.
Landen zu lange Stämme im Auffangcontainer, müssen sie vor Ort zersägt werden. | Bild: Andrea Worthmann

„Im Durchschnitt fallen pro Jahr am Standort Laufenburg etwa 2000 Tonnen Geschwemmsel an. Dies entspricht etwa 250 bis 300 Containern“, sagt Schüttel. Das ist gleich viel Geschwemmsel wie bei allen anderen Energiedienst-Kraftwerken zusammen.

Aus den Stämmen werden Hackschnitzel

Entsorgt werden die Container voller Treibgut dann auf einer Kompostieranlage. Vorher wird der Zivilmüll per Hand aussortiert und fachgerecht entsorgt. Die großen Stämme werden separat gelagert und einmal jährlich vor Ort zu Holzhackschnitzeln verarbeitet.

„Man bekommt das Gefühl, dass die Hochwasser zur Entsorgung genutzt werden“

Generell landen nicht nur in Hochwassersituationen kuriose Dinge am Rechen: Schüttel hat in seinen zwölf Dienstjahren schon alles Erdenkliche gefunden. Neben Kühlschränken, Fässern oder Fernsehgeräten, landeten auch schon Baustellenabsperrungen und sogar Dutzende von Reifen am Rechen. Er sagt: „Ab und an bekommt man das Gefühl, dass die Hochwasser auch bewusst zur diskreten Entsorgung genutzt werden.“

In der Kommandozentrale des Kraftwerks dröhnt und vibriert es kräftig. „Das ist normal“, sagt Alexander Ernst und lacht, „wenn es nicht mehr dröhnt, müssen wir uns Sorgen machen.“ Hier wird unter anderem der Wasserdurchfluss und das Rechengefälle überwacht. Ist die Differenz zu hoch, löst es Alarm aus. Dann ist zu viel Geschwemmsel am Rechen. Innerhalb von 30 Minuten wird dann jemand kommen.

Momentan rauschen 9000 Badweannenladungen Wasser pro Sekunde durchs Kraftwerk

Momentan werden gut 4000 Kubikmeter pro Sekunde durch ein Wehr abgeführt. Das entspricht etwa 9000 Badewanneladungen. Für die nachfolgenden Tage geben die Prognosen wieder eher sinkende Pegel an. Anfang nächster Woche erwartet das Kraftwerk wieder einen kräftigen Anstieg. Zuschauen lohnt sich.

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