86,73 Millionen Schweizer Franken hat sie letztendlich gekostet. Nun ist sie für den Verkehr freigegeben: Die Ortsumfahrung Bad Zurzach. 530 Meter lang ist die Tunnelröhre, deren Bau rund dreieinhalb Jahre dauerte und mit der Eröffnung am Montag vollendet wurde.
Auf einer Gesamtlänge von knapp einem Kilometer – einschließlich des Tunnelabschnitts – führt die Umfahrung den Transitverkehr von der Bruggerstraße bis zur Zürcherstraße südöstlich an Bad Zurzach vorbei.

Die Umfahrung soll zu einer großen Entlastung vom Durchgangsverkehr für die Anwohner sorgen. Doch wie viel Zeit spart man nun eigentlich bei der Fahrt durch den Tunnel gegenüber der Fahrt durch den Kurort? Wir haben den Test gemacht.
Start und Ziel der Teststrecke
Für den Test wählen wir als Startpunkt die Tunneleinfahrt an der Zürcherstraße, von Deutschland herkommend, kurz nach dem Zoll. Das Ziel ist die Einmündung der Umfahrung in die Bruggerstraße in Richtung Würenlingen/Brugg.
Fahrt über die Umfahrung – 50 Sekunden
Zuerst die Hinfahrt über die Umfahrung samt Tunnel. Es gilt hier ein durchgängiges Tempolimit von 60 Kilometern pro Stunde. Im Tunnel geht es in eine Rechtskurve aufwärts – mit einer Steigung von etwa zehn Prozent. Die Tunnelröhre ist gut beleuchtet, die Fahrt auf dem frischen Straßenbelag ruckelfrei und angenehm. Nach 50 Sekunden sind wir bereits an der Einfahrt zur Bruggerstraße angekommen und haben die Umfahrung somit gemeistert.

Fahrt durch den Ort – zweieinhalb Minuten
Nach der Fahrt über die Umgehung heißt es erst einmal wenden. Und nun an der Ampel vor der Umfahrung nach links abbiegen in den Kernort. Die Straßenführung ist hier unregelmäßiger – es herrscht ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern, vor allem aus Gründen des Lärmschutzes. An der Abzweigung im Zentrum geht es nach rechts in die Promenadenstraße und weiter zum Beginn der Ortsumfahrung an der Zürcherstraße. Zu einer Zeit, in der das Verkehrsaufkommen noch mäßig ist (etwa 15 Uhr) brauchen wir für die Strecke durch den Ort doch zweieinhalb Minuten.

Das Fazit – dreimal so schnell am Ziel
Die Ortsumfahrung in Bad Zurzach entlastet nicht nur Anwohner vom starken Durchgangsverkehr und vermindert Lärmemissionen. Es lässt sich bei der Nutzung auch gut Zeit sparen. Mit dem Auto liegt die Zeitersparnis bei mäßigem Verkehrsaufkommen bei gut anderthalb Minuten – was heißt, dass man in etwa dreimal so schnell durch den Kernort gelangt.
Rückblick – Der weite Weg zur Ortumfahrung
Bereits am 23. September 1989, als der fast 1,3 Kilometer lange Nordumfahrungstunnel in Zurzach eingeweiht wurde, war für viele klar: Es muss auch eine weitere Ortsumfahrung her. Der Durchgangsverkehr durch den Ort war noch immer immens. Auch die Bausubstanz anliegender Häuser litt stark unter den Abgasen sowie den Bodenerschütterungen.
Doch erst 2007 – fast 20 Jahre nach der Einweihung der Nordumfahrung – rückt der zweite Tunnel auf der Prioritätenliste des Kantons nach vorne. In den darauf folgenden Jahren werden die Planungen konkreter, müssen aber immer wieder angepasst werden – auch wegen Einwendungen aus der Bürgerschaft. So war 2010 noch ein 185 Meter langer Tunnel geplant, die Kosten wurden mit rund 48 Millionen Schweizer Franken veranschlagt. 2012 wurden dann 380 Meter für den Tunnel angesetzt.
Im Januar 2012 sagen bei einer Gemeindeversammlung 495 Bürger Ja zum Kredit für den Gemeindebeitrag von 9,2 Millionen Franken. Der Weg zum Bau ist somit frei – theoretisch. Denn aufgrund vieler Einwendungen von Bürgern sowie Kostensteigerungen (ein Jahr später werden die Baukosten bereits mit 58,8 Millionen Franken bilanziert) kommt es immer wieder zu Verzögerungen. Erst am 10. Januar 2020 erfolgt schließlich der Spatenstich.

Weiteres Großprojekt wartet – Sanierung der Nordumfahrung
Ein weiteres Großprojekt in Bad Zurzach ist schon absehbar, der Startschuss ist für diesen Herbst vorgesehen. Geplant ist, die Nordumfahrung entlang des Rheins mit dem 1,2 Kilometer langen Tunnel zu sanieren. Die Arbeiten sollen bis August 2025 dauern. Die Ost-West-Achse wurde zwischen 1985 und 1989 erstellt, das Ziel war schon damals das gleiche wie das der neuen Ortsumfahrung: Das Zentrum des Kurorts vom Verkehr zu beruhigen.