Auf dem Campingplatz in der Waldshuter Schmittenau haben es sich Erwin und Bärbel Link direkt am Rheinufer gemütlich gemacht. Sie kommen aus dem Remstal in der Nähe von Stuttgart und haben sieben Nächte in ihrem VW-Bus in Waldshut verbracht. „Seit 24 Jahren sind wir mit unserem Bus unterwegs“, sagt Erwin Link. Die derzeitigen Spritkosten würden sie nicht von ihren Reisen abhalten, dafür genießen sie die Freiheit zu sehr.
Und warum sind sie ausgerechnet in Waldshut gelandet? „Eine gute Anbindung ist uns bei der Auswahl des Campingplatzes sehr wichtig“, erklärt Bärbel Link. Denn der Kastenwagen bleibe stehen, lediglich die Fahrräder sind in Benutzung.
Auch das Ehepaar bemerkt die gestiegene Nachfrage auf den Campingplätzen. „Wenn es uns irgendwo gefällt, suchen wir meist spontan einen Campingplatz aus. Doch ohne zu buchen, ist es jetzt fast unmöglich“, so Bärbel Link.
„Ein Stück Freiheit, die man sonst nicht hat“
Diese Beobachtung haben auch zwei Schweizer Pärchen gemacht, die sich auf dem Wohnmobil-Stellplatz in Bad Säckingen unterhalten und hier ihren Urlaub verbringen. Spritpreise seien für sie kein Grund, weniger mit dem Wohnmobil zu fahren, sind sie sich einig. Irene Martinelli und ihr Mann sind schon seit 40 Jahren mit dem Wohnmobil unterwegs. „Das ist ein Stück Freiheit, die man sonst nicht hat“, sagt sie.

Sie und ihr Mann hätten auch schon an anderen Stellplätzen etwa in Lauchringen oder Laufenburg Station gemacht, aber Bad Säckingen gefalle ihnen am besten.
Doppelt so viele Camper als Stellplätze
Während das eine Paar in der ganzen Welt umher reist, verbringt das andere Paar seine Zeit im Wohnmobil am liebsten in den Schweizer Bergen.
Dass diese Art zu reisen immer mehr Menschen anziehe, habe aber auch Nachteile, wie Hugo Keller sagt: „Ich hoffe, der Trend geht wieder zurück, sonst gibt es zu wenig Stellplätze für alle“, so der Schweizer. Er erzählt von vollen Campingplätzen und seinen Erlebnissen mit massenhaften Wohnmobilisten im Ausland. „Es gibt doppelt so viele Camper als Stellplätze, das ist ein Riesen-Problem“, ärgert er sich.
Trend durch Corona beflügelt worden
Dass der Trend seit Jahren ansteigt, hat auch Dominik-Hirche, vom Wohnmobil-Verleih Famobile in Wehr, bemerkt. „Durch Corona ist es noch beflügelt worden und es bleibt weiterhin ungebrochen“, sagt er. Er habe seinen Fahrzeugbestand bereits von fünf auf acht Fahrzeuge aufgestockt.
Eigentlich würde er aufgrund der großen Nachfrage gerne noch mehr anbieten, aber er bekommt aufgrund von Lieferschwierigkeiten keine Fahrzeuge, wie er sagt.

Die Kunden hingegen hätten derweil Probleme einen freien Campingplatz zu finden, so der Verleiher. Sogar auf Stellplätzen müsste man heute reservieren. Selbst beim Stellplatz in Wehr müsse man sich vor Anreise ein Ticket bei der Stadt holen.
Und noch ein Effekt: „Camping wird immer luxuriöser, viele steigen auf den Glamping-Zug auf und damit steigen auch die Preise auf den Plätzen.“
Stellplätze und Campingplätze im Landkreis Waldshut
Und auch die Fahrzeuge selbst würden im Einkauf teurer werden, wie Hirche sagt: „Das Geschäft boomt in jeder Hinsicht, doch das wird auch gefährlich, sich die Preise extrem nach oben schaukeln“, erklärt er. Ein gebrauchtes Wohnmobil sei mittlerweile so teuer wie es früher ein neues gewesen sei.
Tipps vom Verleiher
Doch wer sind die neuen Camper?
Hirche spricht davon, dass 50 Prozent der Neuentdecker, also jener, die das Campen während der Corona-Zeit für sich entdeckt hätten, auch dabei bleiben. Alle anderen hätten dies nur als Alternative zum Hotel-Urlaub gesehen.
Hinzu seien viele neue Langzeitmobilisten gekommen, sogenannte „digitale Nomaden“. Junge Leute hätten monatelang aus dem Wohnmobil heraus gearbeitet und seien währendessen gereist. Dies seien etwa Freiberufler gewesen, die es für sich entdeckt hätten, unterwegs zu arbeiten.