
Helmut Kohler liefert seit 2013 regelmäßig Wetterdaten für den SÜDKURIER am Hochrhein. Der ehemalige Schreinermeister hat vor 20 Jahren seine erste eigene Wetterstation bei sich zuhause eingerichtet. „Ich habe mir alles selbst angelesen und mich mit Meteorologen ausgetauscht“, erzählt Kohler. 1997 hat er auch für den SWR als Wettermelder angefangen.
2003 kam dann seine zweite Station in Schwörstadt dazu und 2012 wurde er von der Stadt Bad Säckingen angefragt, ob er sich einmal die damals stillgelegte Wetterstation beim Rehaklinikum anschauen könne. „Alles war mit Gras zugewachsen und die Geräte waren teilweise nicht mehr brauchbar“, erinnert sich Kohler. Er brachte die Wetterstation auf Vordermann, sodass sie 2013 wiedereröffnet werden konnte.
Vorher-Nachher: Bilder der stillgelegten Wetterstation aus dem Jahr 2012 und von heute:
Zweimal pro Woche geht Kohler seither nach Bad Säckingen, um die aktuellen Wetterdaten abzulesen und die Wetterstation und die Anlage in Schuss zu halten: „Ich muss beispielsweise die Messgeräte putzen oder die Wiese mähen“, erklärt Kohler.
Auf einem zehn Meter hohen Mast befindet sich ein Schalen-Anemometer, der die Windgeschwindigkeit misst. Umso stärker der Wind weht, desto schneller dreht sich der Anemometer. Neben dem Windmessgerät ist auch eine metallene Fahne am Mast angebracht, mit der die Windrichtung bestimmt wird.
Vom Mast verläuft ein Kabel zu einem weißen Kasten an einem kleineren Masten. Über dem Kasten sind weitere Messgeräte der Wetterstation angebracht. In einem weißen, mit Rillen versehenen Kasten befinden sich die Sensoren, die die Temperatur sowie die relative Luftfeuchte messen. Ein Solarpanel liefert den Strom für ein Gebläse, das dafür sorgt, dass das Messgerät nicht überhitzt und die Messergebnisse nicht verfälscht werden.
Über dem Temperatur-Messgerät ist ein schwarzer Trichter angebracht, der die Niederschlagsmengen bei Regen misst. „Innendrin ist eine Wippe. Ein Wippenschlag entspricht 0,2 Liter Regen pro Quadratmeter“, erklärt Kohler. Metallstäbe schützen die Wippe davor, dass sie mit Vogeldreck verstopft wird. Links und rechts sind beim Trichter kleine schwarze Kästen angebracht. Hier befinden sich die Sensoren, die Sonnenscheindauer und UV-Belastung messen. Sie werden demnächst ebenfalls am 10-Meter-Mast angebracht werden, damit der Schatten eines nahen Baumes ihre Ergebnisse nicht verfälscht.
Eine kleine Kamera nimmt in regelmäßigen Abständen Fotos der Wetterverhältnisse vor Ort auf.
Die Daten der verschiedenen Messgeräte laufen über ein Kabel im weißen Kasten am Ende des kleines Mastes zusammen, wo sie per Funk an den Datenlogger übetragen werden. Auf dem Bildschirm des Datenloggers werden die verschiedenen Angaben wie Sonnenscheindauer, Temperatur oder Windstärke angezeigt.
Wenn Helmut Kohler bei der Bad Säckinger Wetterstation vorbeischaut, schließt er jeweils seinen Laptop an den Datenlogger an, um die Messwerte zu übetragen und sie später bei sich zuhause in Schwörstadt auszuwerten.
Nachdem alle Daten erfasst sind, fährt Kohler nach Rheinfelden. Dort steht eine Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes, die Kohler seit 2016 ebenfalls betreut. Seinen Laptop kann er dabei im Auto lassen, die Daten der Station werden per Mobilfunkfrequenz an den Deutschen Wetterdienst übertragen.
Doch nicht nur in der Form der Datenübermittlung unterscheiden sich die Wetterstationen in Rheinfelden und Bad Säckingen voneinander. Temperatur- und Windmessgeräte gleichen sich zwar, aber in Rheinfelden wird auch die Bodentemperatur gemessen: In einem dafür kahl gemähten Flecken Erde steckt ein Stab, an dem ein Messgerät angebracht ist, das immer fünf Zentimeter vom Boden entfernt sein muss. Kohler ist dafür verantwortlich, dass die Erde nicht mit Gras überwuchert wird. Deswegen zupft er regelmäßig Grashalme aus.
Ein weiterer Unterschied zu Rheinfelden: Der Trichter für die Messung des Niederschlags ist größer und steht für sich alleine in einer Ecke der mit einem Zaun umgebenen Wetterstation. Kuhn nimmt des Deckel des Trichters ab, um das Innere des Messgerätes mit der Wippe zu zeigen. „In Rheinfelden wird das Gewicht der Wippe gemessen, um die Niederschlagsmenge zu bestimmen. Der Trichter wird auch beheizt, damit beispielsweise im Winter Graupel und Schnee flüssig und der Niederschlag dadurch messbar wird.“
Von Rheinfelden aus geht es nach Schwörstadt, wo Kohler wohnt und die Wetterdaten analysiert. In seinem Büro reihen sich im Regal Bücher über Meteorologie und Wetterphänomene aneinander. Und auf zwei Spielzeug-Lastwagen findet sich das Konterfei seines meteorologischen Heldens: Jörg Kachelmann.
An seinem Computer speist Kohler die Daten von seinem Laptop ein, die er in der Wetterstation Bad Säckingen erfasst hat. „Das Schlimmste wäre, wenn der PC abstürzen würde. Deshalb habe ich die Daten auch vierfach gesichert“, sagt Kohler.
In einer Analyse-Maske auf seinem Computerbildschirm reihen sich derweil Zahlenreihen aneinander, mit denen der Laie nicht viel anfangen kann. Nachdem die Daten aber übertragen sind, kann Kohler daraus mit wenigen Klicks Wettergrafiken und Klimatabellen erstellen.
Was die Zahlen auf Kohlers Bildschirm über das August-Wetter in unserer Region aussagen, können Sie hier in seinem aktuellen SÜDKURIER-Beitrag lesen: