An diesem Donnerstag um Punkt 11 Uhr dürfte es in vielen Orten kurz unruhig werden: Handys schrillen, Radios unterbrechen ihre Sendungen und mancherorts heulen auch die Sirenen. Hinter dem Spektakel steckt eine wichtige Übung – der bundesweite Warntag. Bund, Länder und Kommunen prüfen dabei, ob ihre Systeme im Ernstfall funktionieren.
Entscheidend ist aber nicht nur die Technik, sondern auch die Frage: Kommt die Warnung tatsächlich bei allen Menschen an? Der SÜDKURIER hat sich umgehört, wie Städte und Gemeinden in der Region zwischen Bodensee, Hochrhein und Schwarzwald vorbereitet sind.
Bodenseekreis: Kaum Sirenen – aber die Rückkehr läuft zum Warntag
Im Bodenseekreis ist das Sirenennetz nach dem Ende des Kalten Krieges stark ausgedünnt worden – nur wenige Anlagen blieben. Doch zum bundesweiten Warntag 2025 geben die Sirenen mancherorts ihr Comeback.

In Kressbronn wurden neue Geräte auf Rathaus und Feuerwehrhaus installiert, weitere Gemeinden sollen folgen. Die Warnung per App und Cell Broadcast bleibt zwar das Rückgrat, aber ohne akustische Signale geht es nicht – denn die erreichen auch Menschen ohne Smartphone oder bei Stromausfall.
Singen: Premiere für 21 Sirenen am 11. September
In Singen werden am Warntag 2025 erstmals die 21 neuen Sirenen getestet, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind. Sie können nicht nur den klassischen Heulton, sondern auch Sprachdurchsagen abspielen – zum Beispiel Hinweise, wie man sich im Ernstfall verhalten soll.

Auch andere Hegau-Gemeinden beteiligen sich am Warntag 2025: In Gottmadingen werden Sirenen ausgelöst und Informationen online bereitgestellt, in Engen beschränkt man sich auf die bundesweite Warnung über Apps und Öffentlichkeitsarbeit.
Radolfzell: Apps statt Sirenen – oder doch Alarm von den Dächern?
In Radolfzell bleibt es vergleichsweise ruhig. Die Stadt setzt ausschließlich auf digitale Alarmwege: Funkdurchsagen, Cell Broadcast, Radio und Fernsehen. Klassische Sirenen gibt es nicht mehr – sie wurden vor Jahren abgebaut.

Ganz anders auf der Höri: In Gemeinden wie Gaienhofen oder Moos heulen am Donnerstag um 11 Uhr die Sirenen. So zeigt sich auf engstem Raum ein deutlicher Kontrast.
Stockach & Umgebung: Warntag zeigt Mischung aus Sirenen und Apps
In Stockach bleiben die Sirenen auch am Warntag still. Die Stadt hat sich vor Jahren entschieden, die Anlagen nicht mehr zu betreiben. Stattdessen läuft die Alarmierung komplett digital: über Warn-Apps, Rundfunk und Cell Broadcast. Auch die Feuerwehr setzt längst auf Digitalfunk, sodass die Sirenen zur Alarmierung nicht mehr gebraucht werden.

Die umliegenden Gemeinden gehen sehr unterschiedlich vor: In Bodman-Ludwigshafen ertönen vier Sirenen, in Mühlingen wurde dank Fördergeldern das gesamte Netz wiederaufgebaut. Auch Hohenfels und Eigeltingen testen, während andere Kommunen zurückhaltend bleiben. Der Warntag zeigt: Selbst innerhalb einer Region entwickeln die Kommunen höchst verschiedene Warnkonzepte.
Konstanz: Nur Handys piepen, Sirenen bleiben stumm
In Konstanz wird es am Warntag eher still bleiben – zumindest was die Dächer betrifft. Um Punkt 11 Uhr schrillen nur die Handys. Die klassischen Sirenen, die früher auf vielen Häusern standen, sind längst verschwunden und bisher nicht ersetzt worden.

Ganz vom Tisch ist das Thema aber nicht: Die Stadt will die Anlagen in den nächsten Jahren zurückholen. Übergangsweise könnten sogar mobile Sirenen auf Fahrzeugen durch die Straßen rollen.
Allensbach: Sechs Sirenen, zwei Signale am Warntag
Auch Allensbach macht mit: Die Gemeinde betreibt alle sechs verbliebenen Sirenen – zwei im Kernort (eine auf dem Dach der Schule, eine auf dem Bauhof) und je eine in den Ortsteilen Hegne, Kaltbrunn, Freudental und Langenrain. Zusätzlich informiert die Gemeinde über ein Pop-Up-Fenster auf ihrer Website.

Anders auf der Reichenau: Dort bleibt es still, denn die früheren Sirenen wurden nach und nach abgebaut oder stillgelegt.
Waldshut: So läuft die Probe ab
Im Landkreis Waldshut wird der Warntag umfassend durchgeführt. Um 11 Uhr sollen die Sirenen ertönen, gleichzeitig laufen die digitalen Warnungen. Die Behörden wollen beobachten, ob alles reibungslos funktioniert: Kommen die Nachrichten rechtzeitig an? Reagieren die Sirenen zuverlässig? Ziel ist es, Schwachstellen zu erkennen und das System robuster zu machen.

Eine Besonderheit: Bürgerinnen und Bürger können ihre Erfahrungen anschließend über eine bundesweite Online-Umfrage teilen, die bereits zum Start des Warntags freigeschaltet ist.
Warum es im Schwarzwald-Baar-Kreis still bleibt
In Villingen-Schwenningen ertönt zum bundesweiten Warntag 2025 kein Sirenengeheul – hier setzt die Stadt im Ernstfall auf mobile Sirenen, die von Feuerwehr und Ordnungsdienst betrieben werden. Auch Bad Dürrheim verzichtet auf eine Teilnahme, weil die vorhandenen Anlagen nicht automatisch angesteuert werden können und jede Sirene manuell bedient werden müsste, wie Stadtsprecherin Sandra Mieg erklärt.

Im Schwarzwald-Baar-Kreis gibt es derzeit keine eigenen Sirenen. Im Ernstfall könnten jedoch vorhandene Warneinrichtungen über die Leitstelle ausgelöst werden.
Donaueschingen: Feuerwehr testet am Warntag mit Lautsprecherwagen
Zum bundesweiten Warntag probt die Stadt Donaueschingen den Ernstfall. In allen Ortsteilen sowie rund um Bahnhof und Allmendshofen werden Warnmittel getestet, um zu prüfen, wie gut die Bevölkerung im Notfall erreicht werden kann.

Die Feuerwehr ist mit allen Abteilungen im Einsatz, fährt mit Lautsprecherwagen durch die Straßen und simuliert am Warntag 2025 sogar einen kompletten Stromausfall.
Bundesweiter Warntag am 11. September um 11 Uhr
Der bundesweite Warntag 2025 zeigt, wie unterschiedlich Städte und Gemeinden im Südwesten mit dem Thema umgehen: Während Singen auf Sirenentechnik setzt, Donaueschingen mit Lautsprecherwagen Präsenz zeigt und Radolfzell auf digitale Lösungen vertraut, suchen viele kleinere Orte ihren eigenen Weg – mal digital, mal analog, mal beides.
Die häufigsten Fragen zum bundesweiten Warntag:
Was ist der Bundesweite Warntag?
Der bundesweite Warntag ist ein jährlicher Probealarm. An diesem Tag testen Bund, Länder und Kommunen alle vorhandenen Warnmittel – von Sirenen über Warn-Apps bis hin zu Cell Broadcast – um die Bevölkerung im Ernstfall schnell erreichen zu können.
Was passiert am 11. September konkret?
Am 11. September 2025 wird um 11 Uhr eine deutschlandweite Testwarnung ausgelöst. Die Meldung erscheint auf Handys, in Radio und Fernsehen und teilweise über Sirenen oder Lautsprecherwagen. Gegen 11:45 Uhr folgt die Entwarnung.
Welche Warnkanäle werden genutzt?
Die Warnung erreicht die Menschen über mehrere Wege:
- Cell Broadcast auf Mobiltelefonen
- Warn-Apps wie NINA oder Katwarn
- Radio und Fernsehen
- Sirenen und Lautsprecher in vielen Städten
So wird sichergestellt, dass möglichst jeder Bürger erreicht wird.
Warum existiert der Warntag überhaupt?
Der Warntag dient als Funktionstest für die Warnsysteme. Gleichzeitig sollen Bürgerinnen und Bürger die Signale kennenlernen, um im Ernstfall richtig reagieren zu können. Der Tag ist also Technikprobe und Aufklärung zugleich.
Muss ich etwas tun?
Nein. Am Warntag gibt es keine Gefahr. Wer eine Meldung bekommt oder eine Sirene hört, sollte kurz prüfen, ob die Warnung angekommen ist, und sich mit den Hinweisen vertraut machen.
Was ist Cell Broadcast – und wie funktioniert es?
Cell Broadcast ist ein Mobilfunkdienst, der eine Warnung direkt an alle Handys in einer Funkzelle sendet. Dafür ist keine App nötig. Die Meldung erscheint automatisch auf dem Display und wird von einem lauten Ton begleitet.