Werner Huff

"Der Kaiser entschlief in seinem kleinen Arbeitszimmer im Lehnstuhl sitzend – wie im sanften Schlummer lag der Monarch da, die Hände wie im Gebet gefaltet“: Mit diesen Worten meldete der Alb-Bote am 22. November 1916 den Tod von Kaiser Franz Joseph I., dem Monarchen von Österreich-Ungarn. Nach einer Regierungszeit von nahezu 68 Jahren starb er am 21. November 1916 auf Schloss Schönbrunn nahe Wien.

„Ein Fürstenleben ist erloschen, das reich war an Wechselfällen des Schicksals und tragischen Momenten wie kein anderes in der europäischen Geschichte und dessen politische Bedeutung weit über die Person des Trägers hinausragte“, schrieb der Alb-Bote in seinem Nachruf auf den einer Lungenentzündung im Alter von 86 Jahren erlegenen Kaiser. „Nicht nur als das Symbol, sondern als der wirkliche und einzige Rückhalt für die Einheit und Lebensfähigkeit der von Nationalitätenkämpfen im Innern und feindlicher Nachbarn von außen bedrohten Donaumonarchie erschien der ehrwürdige Franz Joseph, der seit 1848 die österreichische Kaiserkrone, seit 1867 die des Königs von Ungarn trug. Dass mit seinem Tode das Reich zerfallen sollte, war lange die Hoffnung der Feinde Österreichs, und als ihm in seinem Neffen Franz Ferdinand ein Nachfolger zu erwachsen schien, der diese Hoffnung zu Schanden machen würde, da traf diesen die Waffe des gedungenen Mörders (Attentat vom 28. Juni 1914 auf den Thronfolger in Sarajewo, Anmerkung der Redaktion). Der Krieg aber, der aus dieser Tat erwuchs, hat die Völker Österreich-Ungarns zusammengeschweißt wie nie zuvor, und die Lebenskraft der Monarchie sollte erfolgreich die schwere Probe bestehen“, hieß es am 22. November 1916 im Alb-Bote, was bei Kriegsende als Irrtum herausstellte.

„Was den einfachen Mann im Volke“, so der Artikel weiter, „an schwerstem Unglück zu treffen vermöchte, das traf diesen Träger zweier Kronen.“ Seine Schicksalsschläge – der Tod seines ersten Kindes Sophie im Jahre 1857, 1867 die Hinrichtung seines Bruders Maximilian in Mexiko, der Suizid seines Sohnes Kronprinz Rudolf 1889, die Ermordung seiner Frau Elisabeth 1898 (die legendäre Kaiserin „Sissi“), zuletzt die Ermordung seines Neffen und Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajewo – machten ihn in den Augen seiner Untertanen zu einem Mann, der ein schweres Schicksal stoisch trug.

„Nachdem die Mitglieder des Kaiserhauses das Sterbezimmer verlassen hatten“, kommt der Nachruf zum Schluss, „traten zwei Flügeladjutanten die Ehrenwache bei dem toten Monarchen an. Im Nebenraum beteten zwei Geistliche.

Nachfolger wurde der 1887 geborene Erzherzog Karl Franz Joseph, der als Karl I. die Staatsgeschäfte übernahm. 1911 hatte er Zita von Bourbon-Parma geheiratet. „Er hat ein sympathisches Äußeres und man rühmt ihm eine lebhafte Auffassung, treffliches Gedächtnis und vielseitige Interessen nach“, hieß es im Alb-Bote vom 22. November 1916 über den Thronfolger. Mit der Auflösung des Kaiserreichs 1918 wurde er ins Exil gezwungen, zuerst in die Schweiz und dann nach Madeira verbannt, wo er 1921 mit seiner Ehefrau Zita ankam. Zuletzt lebte das Paar mit allen acht Kindern in Monte bei Funchal, wo Karl I. am 1. April 1922 im Alter von 34 Jahren an einer Lungenentzündung starb. An seiner Beisetzung in Monte nahmen 30 000 Menschen teil. In Österreich kontrovers diskutiert wurde die Seligsprechung von Karl I. durch Papst Johannes Paul II. im Jahre 2004.

Rückblende 1916: Beim Begräbnis von Kaiser Franz Joseph I. am 30. November 1916 entfaltete die Habsburgermonarchie zum letzten Mal ihren vollen Glanz. Unter dem Glockengeläut sämtlicher Wiener Kirchen und der Anteilnahme tausender Trauernder am Straßenrand wurde der Sarg von der Hofburg zum Requiem in den Stephansdom gebracht. Großneffe und Nachfolger Karl I. führte den Trauerzug an, dem Vertreter der verbündeten Mächte, sämtlicher deutscher Fürsten und des Hauses Habsburg angehörten. Beigesetzt wurde Franz Joseph an der Seite seiner Ehefrau und seines Sohnes in der Kaisergruft im Wiener Stadtzentrum.

Rückblende: 1916

Beim Begräbnis von Kaiser Franz Joseph I. am 30. November 1916 entfaltete die Habsburgermonarchie zum letzten Mal ihren vollen Glanz. Unter dem Glockengeläut sämtlicher Wiener Kirchen und der Anteilnahme tausender Trauernder am Straßenrand wurde der Sarg vo der Hofburg zum Requiem in den Stephansdom gebracht. Großneffe und Nachfolger Karl I. führte den Trauerzug an, dem Vertreter der verbündeten Mächte, sämtlicher deutscher Fürsten und des Hauses Habsburg angehörten. Beigesetzt wurde Franz Joseph an der Seite seiner Ehefrau und seines Sohnes in der Kaisergruft im Wiener Stadtzentrum. Dies war der Vorbote für den kommenden Untergang der Donaumonarchie, die im Oktober/November 1918 auseinanderfiel.