Informieren, überzeugen und begeistern – das war das Anliegen des gemeinsamen Infoabends des Kulturraums Klettgau und der Interessengemeinschaft Zukunft Grießen. Dieses Ziel wurde erreicht. Vermutlich war die Grießener Gemeindehalle noch nie mit so vielen Besuchern jedes Alters gefüllt – es dürften an die 400 Männer und Frauen gewesen sein.

Das große Thema des Abends war der Kauf und Erhalt des Grießener Gasthauses „Linde“ unter dem Dach einer Projektentwicklungsgenossenschaft. Dazu hatten die Veranstalter zwei erfahrene Referenten eingeladen, die Wege aufzeigten, wie das funktionieren kann.

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„Was einer nicht schafft, schaffen viele“ – mit diesem Raiffeisen-Zitat eröffnete Michael Ehm, Vorstand des Vereins Kulturraum Klettgau, den Abend. Die Sprecherin der IG Zukunft Grießen, Kathrin Kern, führte nochmals die Lage des Ortsteils Grießen vor Augen: Die Schließung der Arztpraxis, der Apotheke, der Bäckerei, der Volksbankfiliale und anderes mehr musste der 2000 Einwohner zählende Klettgauer Ortsteil Grießen verkraften.

Die „Linde“ soll das Impulsprojekt sein, das unter der Planungsentwicklungsgenossenschaft nebst weiteren nachfolgenden Projekten, wie dem Erzinger Pfarrhof, für soziale und kulturelle Begegnungen bewahrt werden soll.

Die Interessengemeinschaft „Zukunft Grießen“ und der Verein Kulturraum Klettgau wollen das ehemalige Gasthaus ...
Die Interessengemeinschaft „Zukunft Grießen“ und der Verein Kulturraum Klettgau wollen das ehemalige Gasthaus „Linde“ im Klettgauer Ortsteil Grießen unter dem Dach einer Genossenschaft erwerben und sanieren. | Bild: Eva Baumgartner

Als ein Pionier in Sachen Bürgergenossenschaft kann Christian Skrodzki bezeichnet werden. Der 55-jährige Allgäuer war über die enorme Besucherzahl überaus erstaunt. „Angesichts dieser Resonanz habe ich keine Zweifel, dass Ihr Projekt klappen wird“, schickte er daher seinem Vortrag voraus.

Skrodzki hat bereits einige Leuchtturmprojekte mit der Hilfe von Bürgergenossenschaften angestoßen und verwirklicht. Als herausragende Beispiele führte er den Bürgerbahnhof in seiner Heimatstadt Leutkirch sowie die dortige Genussmanufaktur, eine einstige leerstehende Brauerei, an.

Der lange, steinige Weg, bis er mit seinen Ideen Gehör fand – denn allzu oft sei er als Spinner abgetan worden und sei auf großen Widerstand gestoßen – schilderte der Unternehmer mit eindrücklichen Sätzen, gewürzt mit einer gehörigen Portion Humor, der einige Lachsalven im Saal auslöste.

Letztlich aber war sein Durchhaltevermögen von Erfolg gekrönt: In nur drei Monaten wurde eine Dreiviertelmillion Euro für das Bahnhofsprojekt gesammelt (insgesamt betrugen die Anteile mehr als eine Million Euro). „Das war ein absolutes Statement der Bürger“, so Skrodzki. Mittlerweile habe diese Bahnhofgenossenschaft 707 Mitglieder, es gebe sogar eine Warteliste.

Die zahlreichen Besucher des Infoabends zum Kauf des Grießener Gasthauses „Linde“ wurden umfassend informiert und hatten ...
Die zahlreichen Besucher des Infoabends zum Kauf des Grießener Gasthauses „Linde“ wurden umfassend informiert und hatten darüber hinaus auch ihren Spaß. | Bild: JFK PHOTOGRAPHY

Als unabdingbare Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bürgergenossenschaft führte er einen betriebswirtschaftlichen Masterplan, den Aufbau von Netzwerken, professionelle Medienarbeit sowie die Beteiligung – auch ideell – der regionalen Unternehmerschaft an. „Mit Ihrer Beteiligung an der ‚Linde‘ hinterlassen Sie Wurzeln und Fußspuren. Nur wenn Sie mit Herzblut dabei sind, macht es Sinn“, erklärte Skrodzki.“

Genossenschaftsberater Thomas Hann, der die Klettgauer Pläne einer Bürgergenossenschaft von Anbeginn an begleitet, informierte zum Stand der Dinge. Zuvor berichtete der Grießener Bernhard Kern über noch den Zustand der alten „Linde“. Bei einem Besichtigungstermin mit Handwerkern aller Gewerke sei man sich einig gewesen, dass eine Sanierung durchaus Sinn ergebe und auch machbar sei: „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass der bauliche Zustand recht ordentlich ist, man kann die ‚Linde‘ beleben.“ Am Ende stellten die Besucher Fragen.

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