Görwihl Anlässlich des Festreigens zur Wiedereröffnung der Pfarrkirche hat das Ensemble um Harald Sinót unter anderem mit Teilen aus Bachs „Musikalischem Opfer“ in Görwihl gastiert. Harald Sinót am Spinett musizierte zusammen mit Flötistin Stefanie Glaubitz, Geigerin Miriam Klüglich und Cellistin Hanna Hesse.
Bereits beim Sonatensatz Johann Gottlieb Grauns zeigte sich der schöne, weiche Mischklang, den die Kombination von Traversflöte, Barockgeige, Cello und Spinett hervorrief. Ein kunstvoll verschlungener Kanon für zwei Flöten von Telemann, interpretiert von Flöte und Geige, bildete den Vorgeschmack auf das „Musikalische Opfer“ und das Andante aus einer Flötensonate Bachs. Munteres Konzertieren der vier Instrumente kennzeichnete das Presto von Carl Philipp Emanuel Bach.
Vor dem „Musikalischen Opfer“ erklang eine für zwei Flöten gesetzte Triosonate Bachs. Gleich im ersten Satz schwebte die erste Flöte mit weichen Kantilenen über den lang gezogenen Tönen der Geige, während sich die beiden führenden Stimmen einen munteren Wettstreit lieferten. Filigran wirkte der langsame dritte Satz mit seinen zirpenden Arpeggien des Lautenzugs und dem innigen Frage-Antwort-Spiel der beiden Melodie-Instumente. Das Thema des „Musikalischen Opfers“ versteckt sich im ersten Satz im Bass: Bach war von Friedrich II. aufgefordert worden, eine vierstimmige Fuge über ein verzwicktes vorgegebenes Thema zu improvisieren.
Den zweiten Satz beginnt es als führende Stimme, an diesem Konzertabend der Geige, die es immer wieder deutlich exponiert. Der dritte Satz macht mit übertriebenen Seufzerfiguren deutlich, wer hier zum Opfer einer musikalischen Herausforderung gemacht wurde. Der vierte Satz war dann, wie Miriam Klüglich in ihrem Kommentar vermutete, der Sieg des Komponisten über seinen musikliebenden, selbst musizierenden und an diesem Stück womöglich gescheiterten Dienstherrn. Das Publikum in der Kirche bekam auf seinen Applaus im Stehen hin nochmals einen kurzen Höreindruck des zweiten Satzes als Zugabe – mit dem Thema in der Flöte als Einstieg.