40 Jahre alt wird im Juni 2022 das 4,2 Kilometer lange Straßenstück, das die Bewohner von Dogern vom Moloch Verkehr befreite, der sich mit zuletzt fast 10.000 Fahrzeugen täglich durch den Ort quälte. Die ersten Benutzer der am 25. Juni 1982 dem Verkehr übergebenen Umgehungsstraße rollten nicht im Mercedes über den neuen Asphalt.
Entwicklungshilfeminister Rainer Offergeld (SPD), Stuttgarts Wirtschaftsminister Rudolf Eberle (CDU) und der Freiburger Regierungspräsident Norbert Nothhelfer (CDU) waren die Ehrengäste des für Dogern denkwürdigen Tags. Als das Band zur Verkehrsfreigabe durchschnitten war, bestiegen sie und Dogerns Bürgermeister Karl-Heinz Wehrle zwei Fahrrad-Rikschas zur symbolträchtigen Eröffnungsfahrt. Ab 15.45 Uhr schließlich floss der Verkehr in beiden Richtungen.

Der Ruf nach der Umgehungsstraße wurde in Dogern bereits 1960 laut, als die auf Touren kommende Motorisierung immer mehr Verkehr in die Dorfstraße spülte. Zudem hatten die Dogerner das immer mehr beneidete Beispiel einer Ortsumfahrung direkt vor ihrer westlichen Haustür: die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg gebaute Umfahrung der Nachbargemeinde Albbruck zwischen Hauenstein und der damaligen Papierfabrik.
Landesregierung will Orte mit Autobahn entlasten
Allerdings passte der Wunsch der Dogerner nicht in das Konzept der Landespolitik. Stuttgart dachte eine Nummer größer: Autobahnbau wurde als das probate Mittel angesehen, die Hochrheinregion nicht nur an das internationale Fernstraßennetz anzuschließen, sondern auch die Ortsdurchfahrten – und Dogern war nur eine von vielen – zu entlasten. Würden die Kommunen aber auch dann noch nach der Autobahn rufen, wenn ihre Ortsdurchfahrten durch die Verlegung der B 34 auf eine Umgehungs-Trasse bereits entlastet wären?
Weshalb der Landespolitik die Vorstellung von einer allmählich wachsenden Kette von Ortsumfahrungen auf der Linie der B 34 Gefahr für die Sinnhaftigkeit einer Autobahn signalisierte, mit der beides erreicht werden sollte: Anschluss an das internationale Verkehrsnetz und Entlastung des innerörtlichen Verkehrs. Dogerns Ruf nach der Umgehungsstraße erging es deshalb wie anderen ungeliebten Wünschen – er wurde auf die lange Bank geschoben.
In der Zwischenzeit arbeiteten die Autobahnplaner an der Linienführung für das Projekt A 98, an dem von Lörrach aus in Richtung Rheinfelden schon mal gebaut wurde. Doch sich häufig widersprechende Trassen-Wünsche der betroffenen Kommunen und die wachsende Zahl von Einsprüchen gegen die Autobahnpläne machten die A 98 zu einer fast unendlichen Geschichte.
Geringe Kosten begünstigen Umsetzung
Währenddessen wurden Dogerns Probleme mit dem jährlich wachsenden Verkehr in der schmalen Ortsdurchfahrt immer größer, so dass die Gemeinde endlich Gehör bei den Verkehrsplanern in Land und Bund fand. Begünstigt wurde die Entscheidung für den 1970 ergangenen Planungsauftrag für die Umgehungsstraße zweifellos durch den Umstand, es mit einem technisch einfachen und deshalb äußerst preiswerten Projekt zu tun zu haben. 1977 wurde das Planfeststellungsverfahren eröffnet, in dessen Verlauf 150 Einsprüche aus Dogern und 102 aus Waldshut behandelt werden mussten.
Die Einsprüche aus Dogern richteten sich in der Hauptsache nicht gegen die Umgehungsstraße, sondern forderten eine mehr zum Rhein hin geschobene Trasse. Dies aber hätte ein Wasserschutzgebiet berührt und die am Rhein stehenden Häuser hätten beseitigt werden müssen. Die Einsprüche aus Waldshut betrafen Details der Anbindung der Umgehungsstraße im Bereich der Ortsgrenze in der Liedermatte.
Im Juli 1980 rollen die Bagger
Letzte Feinarbeiten an der Planung wurden nach einer Befragung von 300 Haushalten in Dogern gemacht. Bis Ende 1979 konnten die letzten Einsprüche abgearbeitet werden. Und als dann auch noch drei Klagen von Bürgern zurückgezogen wurden, wurde der Planfeststellungsbeschluss am 1. Juli 1980 rechtskräftig. Am 14. Juli 1980 rollten die Bagger für die ersten Erdarbeiten an. Bei der Verkehrsübergabe fast zwei Jahre später waren von den 4,2 Kilometer Gesamtlänge 3,5 Kilometer Straße fertiggestellt, an den restlichen 700 Metern im Bereich der Liedermatte in Waldshut wurde noch gearbeitet.
Erleichtert beklatschten die Dogerner bei der Eröffnungsfeier vor nunmehr 40 Jahren das Ereignis, als erste Kommune an der B 34 im Landkreis Waldshut die Bundesstraße aus der Ortsmitte an den Rand der Gemeinde verlegt zu haben. Was das bedeutete, wurde auch dem letzten Zweifler klar, als die Bevölkerung am gleichen Juniwochenende 1982 mit einem großen Straßenfest im Ortskern ihre neue Freiheit feierte. Seit diesem Tag muss die Ortsdurchfahrt nur noch zehn Prozent des Verkehrsaufkommens bewältigen. Und das nimmt bis heute in jedem Jahr unaufhörlich zu.
Direkt nach Dogern erhielt auch das westlich von Bad Säckingen gelegene Wallbach seine Ortsumfahrung auf der Linie der Bundesstraße 34. Die anderen Ortsumfahrungen im Landkreis Waldshut entlang der B 34 sind die als Autobahn gebauten Teilstücke bei Lauchringen, Tiengen, Luttingen bis Hauenstein sowie Laufenburg bis westlich von Murg. Sie machten den an den Ortsdurchfahrten wohnenden oder arbeitenden Menschen das Leben wieder erträglich und den draußen vorbeirauschenden Verkehr flott.