Von der Entscheidung, eine neue Küche zu kaufen, bis zu ihrer Montage müssen viele Fragen geklärt werden. Welche Farbe soll sie haben? Wer soll die Montage übernehmen? Und wie viel darf sie eigentlich kosten? Um das alles beantworten zu können, ist es ratsam, eine kompetente Beratung im Einzelhandel zu suchen. Allerdings gibt es immer weniger gute Verkäufer und schon seit Jahren klagen Handelsverbände über einen großen Fachkräftemangel. Auch die Kundschaft verändert sich. Online-Shops werden immer mehr zur Konkurrenz.
Vom Kundenservice bis zur Verzollung
Warum es sich trotzdem lohnt, im Einzelhandel eine Ausbildung zu machen, erklärt Ciro Azzato. Er hat vor einigen Wochen seine Ausbildung zum Kaufmann für den Groß- und Außenhandel im Möbelmarkt Dogern abgeschlossen und arbeitet jetzt auch dort. Der 20-jährige Klettgauer hatte zuvor schon eine Ausbildung bei einer Supermarktkette begonnen, doch der Kundenkontakt habe ihm dort einfach gefehlt.
Aufgebaut ist die Ausbildung eines Außenhandelskaufmanns dual: Zweimal in der Woche Schule und die restlichen Tage heißt es arbeiten. Dabei komme man alle zwei Monate in einer neuen Abteilung unter, so Azzato. Das mache mal mehr oder weniger Spaß, wichtig für das Verständnis des Unternehmens sei das aber allemal. „Für einen Verkäufer ist es nämlich wichtig, den ganzen Arbeitsprozess hinter einem großen Kauf zu verstehen“, erklärt der 20-Jährige.

Neben der Praxis gibt es die Theorie auf die kaufmännische Schule in Waldshut. Besonders Spaß machen ihm Fächer wie BWL oder Business Englisch. Gefreut habt ihn auch, dass die dort unterrichtete Mathematik nicht mehr das Fach aus seiner Schulzeit sei. „Das ist eben nicht mehr nur der Satz des Pythagoras, sondern man lernt, wie die Inventur funktioniert oder wie man Lagerzinsen berechnet“, so der Klettgauer und ergänzt: „Super ist auch, dass ich nach meiner Ausbildung in fast jedem Unternehmen vielseitig einsetzbar bin“.
Wie geht man mit einem frustrierten Kunden um?
Spaß habe ihm vor allem der Verkauf und der Kundenservice gemacht. Im Verkauf lerne man vor allem auf die Menschen zuzugehen. Auch die Kundensprache und natürlich die Produktkenntnis seien Schwerpunkte in der Ausbildung. „Wissen ist Macht. Weiß der Verkäufer, es gibt einen Stuhl in acht Farben, fühlt sich der Kunde automatisch sicherer bei seine Kaufentscheidung“, erklärt der 20-Jährige.

Empfehlen kann Ciro Azzato die Ausbildung vor allem Menschen, die kontaktfreudig sind, denn wichtig sei es, auf den Kunden zuzugehen. Und ab und zu muss er auch mit frustrierten Kunden umgehen können. Denn das ist mittlerweile nach seiner Ausbildung sein Job im Kundendienst des Möbelmarkts Dogern.
Von einem kleinen Kratzer im Couchtisch bis zu einem falsch gelieferten Sofa, Probleme kämen auch in einem stark serviceorientierten Unternehmen immer mal vor, meint Azzato. Wichtig sei es dann, dem Kunden zu helfen. „Man möchte natürlich, dass unsere Kunden trotz einer Beschwerde einen 1A-Service bekommen und im Nachhinein gerne wieder bei uns einkaufen“, erklärt der 20-Jährige. Lösungen müssen dabei immer individuell gefunden werden, was die Arbeit im Kundenservice so vielfältig mache, so der Klettgauer.
Einzelhandel und Fachkräftemangel
Gesamtausbildungsleiterin Marion Kummle freut sich über jeden motivierten Neuzugang. Auch der Möbelmarkt habe teilweise Probleme, Auszubildende zu finden, räumt die langjährige Mitarbeiterin ein. Gründe dafür gebe es laut Kummle viele. Zum einen seien die Geburtenraten stark zurückgegangen. Außerdem würden viele Schulabgänger erst einmal studieren, so Kummle.
„Auch die Arbeitszeiten im Handel sind für viele Bewerber abschreckend“, denn wenige wollten an einem Samstag arbeiten, vermutet die Ausbilderin. Lösen könne man den Fachkräftemangel nicht von heute auf morgen, jedoch helfe es, die medialen Kanäle der potenziellen Azubis zu bespielen. Ein weiterer wichtiger Schritt sei zudem, die Qualität der Ausbildung zu erhöhen. Die IHK habe das Ausbildungsniveau eines Außenhandelskaufmanns erst vor kurzem auf das eines Bankkaufmanns angehoben. Die Prüfung sei deshalb schwieriger geworden, die nötigen Kompetenzen und die Entlohnung dafür aber höher.
Das Möbelhaus Dogern hat knapp 250 Mitarbeiter, die in der Verwaltung, im Verkauf oder im Außendienst arbeiten. 1974 wurde der Möbelmarkt eröffnet und hatte damals eine Verkaufsfläche von 6000 Quadratmetern. Heute sind es 31.500 Quadratmeter.